12./13./14. Tag – Karnataka, Hampi
Am fruehen Morgen holte uns dann „“Terence““ ab. Keine Ahnung ob der Fahrer oder seine Rikscha so hiess… Wir hatten ihn zumindest 2 Tage vorher gefragt, denn der erste Bus fuhr um 7 und da sollten wir schon auf dem Bahnhof sein, auf den Weg nach Hampi. Und es war eine tolle Fahrt, ein schoener Abschied. Es war noch dunkel und Indien schlief noch – Ruhe – Doch der Schein truegt manchmal. So ruhig war es naemlich doch nicht, denn die Kirchen waren voll, frueh um 6 Uhr morgens. „“Terence““ (ich nenn ihn jetzt mal so, erinnerte mich so an Bud Spencer und Terence Hill) erklaerte uns dann, dass heute ein grosses Fest zu Ehren der Goettin Shiva war und das auch nur einmal im Jahr ist. Was fuer ein Glueck ist das? Aus einer Kirche stroemte uns Musik entgegen und eine Ganze Schlange an Autos und Motorraeder saeumte die Strasse. Es war herrlich. Auf dem Bahnhof war dann alles entspannt. Ich gab einem kleinen Jungen einen Keks und er schmiss ihn weg. Hmpf, soviel zu Dankbarkeit und dass er kurz vor dem Verhungern ist… Und auch wieder ein unglaublicher Zufall. Wir trafen jemanden wieder, den wir schon in Palolem, eine Woche vorher getroffen hatten. Er berichtete uns auch Neues von unserem Schweden, der immer noch in Palolem am Strand liegt. Naja, mal sehen, ob wir ihn auch irgendwo wieder treffen… So klein ist also die Travellerwelt in Indien. Im Zug lernten wir dann wieder 2 Deutsche aus Koeln kennen, Pamela und Christian. Ach, das war eine sehr angenehme und lustige Zugfahrt mit netten Gespraechen und zwischendurch kleinen Schlafpausen. Leider trennten sich dann unsere Wege und wir fuhren mit dem Zug nach Hampi. Das war eine sehr nasse Fahrt, denn leider besass der Bus keine Fenster und so plaetscherte der heftige Regen lustig auf uns und rann den Sitz runter. Ignacio, ein netter Kanadier, war unser Schutzschild, das heisst er ging mit nassen Klamotten raus, wir blieben halbwegs verschont. Wir fanden eine nette Unterkunft und fielen wie tot ins Bett.
Auch am naechsten Tag hatten wir wieder richtig Glueck. Denn es war ein besonderes Fest. Fragt mich nicht, um was es genau ging. So wie ich das verstanden hab, gab es einen Koenig, der mit dem Koenig von Sri Lanka kaempfte wegen einer Frau und das Festival ist zu Ehren seines Sieges… Aus diesem Grund waren an diesem Tag super viele Inder aus allen Teilen des Landes an diesem Ort, um zu den Goettern zu beten. Hampi ist ein alte Tempelstadt und ihr koennt euch diese Schoenheit nicht vorstellen. Fuehlte ich mich in Bombay schon wie im Dschungelbuch, dann toppte das alles. Grossartige Tempelanlagen, in denen Affen leben und sich an den Mauern hochhangeln. Zuerst ging ich in den Tempel. Barfuss lief ich also ueber die Steine und stolperte fast ueber einen Elefanten. Er war darauf dressiert eine Rupie mit seinem Ruessel entgegen zu nehmen, sie seinem „“Meister““ zu geben und dann den Spender zu segnen. Es war ein schwarzer Elefant und einfach nur wahnsinnig imposant. Obwohl es mir auch leid tat, wie er so dastand und immer wieder einem Glaeubige ueber den Kopf strich. Weiter in das Tempelinnere. Die Zeremonie war grandios und doch so befremdlich fuer mich. Die Inder brachten Koerbchen mit Kokosnuessen, spendeten einen kleinen Betrag, bekamen dafuer geweihtes Wasser, von dem sie einen Schluck tranken und den Rest ueber den Kopf gossen und liessen dann die Kokosnuss zerschlagen, um sie wieder mit raus zu nehmen. Zwischendurch ertoente immer eine Glocke, mit der der Gott gerufen wurde. Und so gab es im ganzen Tempelkomplex noch viele Raeume mit einem aehnlichen Ablauf, um auch allen Goettern zu ehren. Ein bisschen komisch kam ich mir schon zwischen allen Glaeubigen vor und so versuchte ich mich immer unauffaellig zu benehmen. Trotzdem wurde ich mit grossen Augen angeschaut. 2 superliebe Maedchen aus Bangalore sprachen mich auch an. Ich loecherte sie mit Fragen ueber die Zeremonie und sie mich mit Fragen ueber Deutschland. Draussen wechselte ich mich dann mit Karina ab. Eigentlich wollte ich ein bisschen ueber die Gottheiten lesen, doch ich kam gar nicht dazu. Schon wurde ich wieder angesprochen, doch leider verstand ich die Frau sehr schlecht. Zum Abschied gab mir das kleine Maedchen einen Kuss auf die Wange, ganz sanft. Das war so ruehrend und herrlich. Wie lieb die Leute sind und wie interessant man selbst fuer sie ist. Schon kamen auch die beiden Maedchen wieder und erzaehlten mir, dass sie drinnen meine Freundin Karina getroffen haben. Ist das nicht suess? Anschliessend erkundeten wir die anderen Tempelanlagen. Wir liefen 2 km durch eine Bananenplantage und standen dann vor einem riesigen Areal mit Tempeln oder einfach nur Ruinen, die das Grossartige von Frueher erahnen liessen. Und schon wieder hatten wir eine neue „“Freundin““ und posierten auf Familienfotos. Die Inder sind wirklich so herzlich und lieb. Besonders die jungen Maedchen haben gar keine Scheu uns anzusprechen und Kontakt aufzunehmen. Wir wollten auch unbedingt das Royal Centre, das Herzstueck der Anlage, besichtigen. Aber wie immer: Fuer Inder 10 Rs fuer alle anderen 250 Rs Eintritt. Wie dreist. Das Doppelte und das Dreifache ok, aber doch bitte nicht das 25-fache. So blieb uns nur ein Blick von aussen. Um 5 Uhr begann der Festumzug, angefuehrt von dem Elefanten, ging es zu einem heiligen Baum. Man kann es nicht beschreiben. Die Maenner, wie sie unter lautem Rufen ein Silberkalb auf einer Saenfte tragen, die farbig rausgeputzten Inderinnen, die Musik, der Elefant und der reich mit Gluehbirnen verzierte Baum. Wunderschoen. Am Flussufer genossen wir dann den Sonnenuntergang, begleitet von der Musik und dem Plaetschern.
Abends assen wir dann zusammen mit dem Kanadier und unterhielten uns nett. Irgendwie schien das Festival nicht jedem bekommen zu sein. Abends war ein heftiger Streit auf der Strasse im Gange und am naechsten Morgen stritten wir mit einem Rikschafahrer ueber den Preis. Soviel Frechheit war kaum zum aushalten, special prices for Indian und die grosse Rikscha stand uns angeblich auch nicht zur Verfuegung. Zum Glueck kam der Bus und wir waren nicht auf ihn angewiesen, um zum Bahnhof zu kommen. Doch auch im Bus ging das Gestreite weiter, zwischen dem Kontrolleur und einem aelteren Herren. Mensch, die Inder koenen richtig boese werden, haette ich gar nicht so gedacht, zumindest hatte ich es in der Oeffentlichkeit bis jetzt nicht mitbekommen. Am Ende sassen wir heil im Zug. Der schoenste Abschied von diesen 3 wunderbaren Tagen war dann noch die indische Familie neben uns. Irgendwann fing ich an mit dem kleinen Baby zu kommunizieren. Wie schnell war dann das Eis gebrochen. Ein paar nette Saetze, viel Gelaechter und Spiele mit der etwas groesseren Tochter. Es war eine richtig tolle Zeit da, was man ja an der Laenge der Ausfuehrung merkt 🙂 Der Zug hatte zwar Verspaetung, so dass wir unseren Zielort nicht mehr erreichten (es fuhren keine Busse mehr), aber so kamen wir in einem Hotel unter, wo es dann endlich mal wieder eine heisse Dusche gab. Alles hat sein Gutes…
So, dann bis zum naechsten Mal. Lasst es euch gut gehen, eure Jule