105. Tag – Hanoi

So schulterten wir am naechsten Morgen unsere kleinen Rucksaecke und begaben uns mit dem Taxi zum Busbahnhof. Die naechste Odyssee bestand uns bevor. Odysseus waere neidisch geworden, haette er es erlebt. 😉 Zu Beginn landeten wir am Bahnhof, der leider den gleichen Namen wie der Busbahnhof hat. So wanderten wir die halbe Strecke zurueck und wurden sofort in einen Bus nach Halong Bay geschoben. Solch aufdringliche „“Busseelenfaenger““ habe ich selten gesehen. Eigentlich hatte kaum einer eine Chance sich dagegen zu wehren und so wurden Omas, Opas, Muetter mit Kindern und Jugendliche in den Bus geschleift, in dem staendig auf sie eingeredet wurde. Ein zu komisches Bild und wir hatten oefter herzlich zu lachen. Zwischendurch wechselten wir auch noch den Bus und man zeigte mir auf der Karte, wo wir angeblich waeren – das war genau die entgegengesetzte Richtung. Ich sah schon alle meine Felle wegschwimmen, aber lasst euch gesagt sein. Busfahrer sind nicht in der Lage eine Karte zu lesen und war eigentlich doch alles i.O. und wir fuhren weiter Richtung Kueste. Irgendwo am Strassenrand wurden wir dann rausgeschmissen und so hiess es zu Fuss gehen. Wir rasteten dann in einem kleinen Cafe mit einer furchtbar lieben Oma, die zwar kein Wort Englisch sprach, aber uns mit „“wunderbar““ bitterem Tee versorgte. So bestand unser Mahl aus einer schmackhaften Instant-Suppe, die in China und scheinbar auch hier jeder in sich hinein loeffelt. Mit neuen Schuhen fuer Papa ausgestattet, erreichten wir den Hafen. Hier erfuhren wir dann, dass die Faehren um 11:30 Uhr gehen und wir somit zu spaet sind. Wenn wir noch auf die Insel wollten (und das taten wir), muessten wir ein privates Boot nehmen. Hier liess ich meine ersten Nerven. Denn sie wollten tatsaechlich 100 Dollar fuers Uebersetzen. Man fuehlt sich dann so hilflos, wenn einem keine andere Wahl bleibt, denn wir waren nun ein mal nicht stolze Besitzer eines kleinen Bootes in der Halong Bay. Ich war schon kurz davor meine Sachen zu packen und wieder einen Bus zurueck zu nehmen. Am Ende bezahlten wir weniger als die Haelfte, allerdings nur bis zum Nordufer – 25 km von der eigentlichen Stadt entfernt. Aber angeblich gaebe es wohl auf der anderen Seite Motorradtaxis fuer 2 Dollar pro Person. Eigentlich sollte ein junger englisch-sprachiger Junge mit uns fahren, aber er wieselte sich dann mit einem „“Oh, i’m too busy here.““ heraus. Die Ueberfahrt war allerdings wuuunderschoen. Wir hatten ein komplettes Boot fuer uns allein und so tuckerten wir der offenen See entgegen. Die anderen Boote kamen uns schon entgegen und wir umkreisten die Kalkfelsen, die mit ihren bizarren Formen aus dem Wasser ragten. Dazu die rote Sonne, die sich langsam dem Horizont entgegen neigte und das Wasser glitzern liess. Ach es war einfach unbeschreiblich – der Anblick und auch die Stimmung. Doch meist ist es ja so, wenn es schoen ist, folgt unmittelbar spaeter wieder ein Tiefpunkt (das haette aber nicht so schnell sein muessen… ;)) Wir erreichten wohlbehalten das andere Ufer und natuerlich warteten schon die Fahrer auf uns. Diese wollten allerdings den 4-fachen Preis haben. Eigentlich ist mir Geld nicht wirklich wichtig und schon gar nicht, wenn es sich um 6 Dollar handelt, aber es ging einfach ums Prinzip und diese staendige Verarsche und Abzocke hier nervte. So fragten wir bei einem Bus dort, ob wir mitfahren koennen und es waren auch noch genug Plaetze frei. Aber wieder wurde uns die Tuer vor der Nase zugeschlagen, da ja die Fahrer daneben standen. Man fuehlt sich einfach so verdammt hilflos, ausgeliefert und schlicht und einfach fuer dumm verkauft. So stand ich echt mit Traenen der Wut in den Augen auf der Strasse und stapfte Richtung Cat Ba Town. So etwas ist mir vorher noch nie passiert, aber hier war es einfach zu viel. Natuerlich wusste ich, dass ein 25 km-Marsch in heranbrechender Dunkelheit nicht gerade der schoenste Jahreswechsel sein kann. So bruellte ich mich noch etwa eine halbe Stunde mit dem einen Fahrer an (die beiden anderen haetten wahrscheinlich schon lange einem anderen Preis zugestimmt) bis wir letztendlich doch auf den Saetteln landeten und losbrausten. Und dann folgte wieder ein Moment des Gluecks – durch die Nacht fahrend, an kleinen Doerfern und den Felsen vorbei! Ein Gefuehl der Freiheit durchstroemte mich und ich sass einfach nur mit geschlossenen Augen da. Zwischendurch versuchte ich auch ein wenig Konversation mit Haenden und Fuessen 🙂 Wir landeten sicher in einem netten Hotel und bezahlten den Fahrern am Ende auch den Preis, den sie ganz zum Anfang haben wollten. Wie gesagt, nicht das Geld ist das wichtigste, aber dieses dreiste Benehmen treibt mich zur Weissglut. Aber keine Angst, langsam legt sich auch das. So waren wir den Abend lecker essen und noch am Strand, beobachteten den Mond ueber dem Meer und die Wellen bevor wir kurz vor 12 Uhr wieder zurueck gingen. Und wen trafen wir in einem kleinen Restaurant an der Strasse? Dirk, der schon einen Tag vorher nach Cat Ba gefahren ist mit 2 Franzosen. So begossen wir das neue Jahr mit furchtbarem, vietnamesischem Champagner und plumpsten dann gluecklich und zufrieden in unsere Betten. Ich weiss ja, das ist noch laengst nicht der aktuelle Stand, aber ich muss fuer heute eine Pause machen. Bald dann auch der Rest. An dieser Stelle noch einmal allen ein gesundes neues Jahr, lasst es euch gut gehen und ja nicht stressen 🙂

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