106./107. Tag – Halong Bucht

So, jetzt melde ich mich auch mal wieder. Mein schlechtes Gewissen ist schon ueberdimensional gross. Und ich muss gleich vorne weg sagen, dass meine Eltern nicht Schuld an meiner langen Schreibpause sind, sondern eher technische Unwegsamkeiten und allgemeines Unwohlsein… Werde aber versuchen alles bis jetzt Geschehene nachzuholen.
Am 1. Januar hatten wird dann eine Wanderung in den Nationalpark geplant, der sich hier auf der Insel befindet. So fuhren wir dann mit einem kleinen Bus zu unserem Startpunkt und marschierten los. Mit uns waren noch der Guide und 3 Israelis, die leider diesmal wirklich ins Muster passten, von dem immer geredet wird. Eigentlich wollten sie gar nichts mit uns zu tun haben, schauten uns muerrisch an und waren meist eh Meilen voraus. Das kam aber auch uns zu Gute, denn so waren wir doch ungestoert, konnten die Natur geniessen und hatten somit auch den Guide fuer uns allein 😉 Es war traumhaft schoen, durch die doch sehr tropische Vegetation zu stromern, urtuemliche Baumriesen in ihrem satten gruen und allerlei Gezwitscher und Getier kreuzte unseren Weg. Teilweise war es auch ein ganz schoenes Geklettere ueber die spitzen Kalkfelsen und ueberdimensionale Wurzeln. Wir schnaufften ganz schoen und der Schweiss lief, denn insgesamt mussten wir ueber 5 „“Erhebungen““, worauf mich unser Guide auch immer beflissentlich aufmerksam machte. „“Noch 3 – 2 kleine und 1 grosser““ – ja soll mich das denn gluecklich machen, wenn ich schon am rumhecheln bin? 😉 Vielleicht sollte ich mich auch 2 Jahre freiwillig zur Armee melden – die Israelis machten sich naemlich einen Spass daraus die Huegelchen herauf zu rennen, ohne dass man ihnen eine grosse Anstrengung anmerkte. Nur die eine von ihnen kroch etwas fluegellahm immer zwischen unseren beiden Gruppen herum. Mit uns wollte sie nicht so wirklich und die anderen waren wohl auch ihr etwas zu schnell. So hoerte man immer nur von weiten Wolfgeheul, Eulenimitation und das Affengebruell des einen und manchmal auch das Rufen nach der verlorengegangenen Gefaehrtin – er war einfach nicht klein zu kriegen – bewundernswert diese Energie und oft urstkomisch. Gluecklich kamen wir dann in einem kleinen Dorf an und hatten ein grossartiges Essen! Wow. Dabei konnten wir ein bisschen mit dem kleinen Jungen von dort rumfaxen und einen Einblick in das Leben der Leute in diesem „“Fischerdorf““ bekommen. Trotz vieler westlicher Annehmlichkeiten, auch vor Motorraedern war man hier nicht sicher, war es doch noch recht urspruenglich – umgeben von den Bergen arbeiten die Frauen auf den Reisfeldern mit ihren riesigen Reishueten, um sich vor der Sonne zu schuetzen, lenken Maenner ihre Wasserbueffel ueber die Felder, um den Boden neu aufzulockern, traegt eine hochschwangere Frau Holzstoecke auf ihrem Kopf – bei genauerem Hinsehen hing auf ihrem Ruecken sogar noch ein kleines Kind in einem Tragetuch, bestehen die Haeuserwaende aus getrocknetem Mist, der vor Fliegen schuetzt, verbrennen Leute Reisig auf dem Hof und jagen Hunde Enten ueber die Strasse – friedlich, idyllisch, traumhaft. Hier in Vietnam habe ich wieder 2 Dinge fuer mich entdeckt, die mich jedes Mal wahnsinnig gluecklich und froehlich machen, wenn ich darauf stosse – zum einen ist es der Wasserbueffel, den ich am liebsten mitnehmen wuerde, denn er ist wirklich so suess mit diesen riesigen tellergrossen, braunen Augen, die feucht glaenzen, dem richtig dicken Bauch – denn gepflegt und gehegt werden sie hier richtig gut – und den lustig geschwungenen Hoernern. Ein Bild fuer die Goetter, wenn sie so den Weg entlangschaukeln, meist umgeben von den kleinen Kaelbchen. Zum anderen ist es eine bestimmte Gruppe von Menschen hier in Vietnam, bis jetzt habe ich nur Aeltere getroffen – um die grosse, schwarze Pupille rangt sich ein strahlend hellblauer Kranz. Meist stehe ich vor ihnen und starre sie die ganze Zeit nur an, da es einfach so wunderschoen ist, fuer mich kaum zu fassen, wenn sie dich anstrahlen mit ihren glaenzenden, hellen Augen. Als ich letztens eine Vietnamesin darauf ansprach, sagte sie mir, dass sie noch nie so jemanden getroffen hat, es wahrscheinlich gar nicht wahr genommen hat und von jemand anderem hoerte ich, dass diese Menschen wohl eine besondere Gabe haben sollen. Ob man an so etwas glaubt oder nicht…, meist traf ich diese Leute in Tempelanlagen. Dieses Phaenomen hatte ich schon einmal in Indien, denn dort gibt es auch wenige Menschen, die nicht die typischen braunen Augen haben, sondern wunderschoene graue Augen, so tief und beeindruckend. Ach, da kann ich mich dann kaum losreissen. So, jetzt genug von aussergewoehnlichen Augen geschwaermt. In dem Dorf lernten wir dann auch noch eine Italienerin kennen, die auch relativ gut Deutsch sprach, neben Italienisch, Polnisch, Franzoesisch, Spanisch und Englisch – Wow. Sie arbeitet bei der EU in Bruessel und wir fuehrten auf unserem Weg sehr interessante Gespraeche und ich musste viel ueber meine Reise erzaehlen. Wir fuhren dann weiter mit einem Schiff durch die traumhafte Halong-Bucht mit dem tuerkisblauen Wasser und den Kalkfelsen, die aus dem Wasser ragen. Waehrend des gesamten Tages regnete es ab und zu, aber es war angenehm und hielt auch nie lange an, so dass es eher eine nette Erfrischung war. Wir stoppten dann auf der Affeninsel und wurden ueber eine „“Huehnerstiege““ an Land gelassen, wobei natuerlich meine ganzen Schuhe nass wurden 😉 Naja, bin eben manchmal ein kleiner Tolpatsch. Und da es ja eigentlich an so einem schoenen Strand zu schade ist, einfach nur im Sand zu sitzen, versuchte ich mich auch mal mit baden, waehrend die anderen in ihre Jacken gemummelt dasassen. Letztendlich doch nicht so eine gute Idee, denn ich schlug mir einen kleinen Zeh an den scharfkantigen Felsen, die dort ueberall im Wasser lagen (geprellt oder gebrochen, wer weiss schon den Unterschied? ;)) und richtig schoenes, salziges Meerwasser konnte ich auch schlucken. Am Ende hatte ich dann noch die Problematik ueberhaupt wieder raus zu kommen, da es aufgrund der Steine wirklich etwas schwierig war. Wohlbehalten wieder auf dem Schiff und in trockenen Klamotten ging es zurueck nach Cat Ba Town. Die Sonne ging unter und ich genoss die Stille und die Dunkelheit, nur durch den Mond durchbrochen, der die Felsen bestrahlte und sich im Wasser spiegelte. Ach so ein schoenes Gefuehl im Herzen und dann das ganze noch mit meinen Eltern hier zu erleben. Toll. Abends assen wir wieder in unserem netten Restaurant, dem wir die ganze Zeit treu blieben. Dort arbeitete auch ein netten Californier, wahrscheinlich im Ruhestand, der immer fuer ein paar Wochen oder Monate her kommt. Sehr angenehm, eine nette Atmosphaere nach einem schoenen Tag.
Am naechsten Tag sollte es dann nach Hanoi zurueck gehen. Eine kleine Anekdote zum naechsten Morgen (haette ich ja fast vergessen, aber ich muss Papa noch etwas aergern, aber auch nicht wirklich ;)) Mit den Englischkenntnissen meiner Eltern ist es ja nicht so zum Besten bestellt, ihnen fallen dann meist die laengst vergessen geglaubten russischen Vokabeln ein. Aber sie haben sich wirklich gut geschlagen und meist hat doch alles problemlos geklappt. So war es dann, dass ich doch wieder etwas rumtroedelte und mein Papa das Essen erst spaeter haben wollte Zitat:““ my daughter schlaeft noch, fuenf minutes noch.““ Und prompt wurde das Fruehstueck serviert – naja, haben sie wohl nicht ganz verstanden. So war es aber dann auch spaeter, dass Infos ueber ganze Ausfluege und Fahrten herangebracht wurden, wobei ich doch staunte ueber so viel Erfinderungsreichtum beim Fragen. Aber eigentlich klappt ja meist alles auch mit Haenden und Fuessen, was ich ja in China auch oft genug erleben durfte. 🙂 Mutti und Papa, ihr habt euch super geschlagen in diesem doch so verwirrenden Land, wo man ja meist immer Probleme hat, den gleichen Nenner zu finden 😉 Nach dem Fruehstueck gingen wir dann zum Strand (ich wohl eher humpelnd)… Wir mussten auf einer Art Bruecke um einen der Kalkfelsen herum, der ins Meer ragte und durch das Wasser schon ganz ausgespuelt im Inneren war und gelangten dann an einen weichen, weissen Strand ohne eine Menschenseele. Wir genossen die Ruhe und meine Eltern schwelgten in alten Trampergeschichten. Ach wie gern ich diese Geschichten jetzt hoere, mehr, mehr, mehr davon!! Am Nachmittag ging es dann schon zurueck. Vor der Abfahrt probierte Mutti noch etwas von dem hier ueberall erhaeltlichen Reptililienschnaps. So stehen in vielen Hotels und Laeden riesige Glasbehaelter gefuellt mit Schlangen, Gekkos, Skorpionen, Seepferdchen und natuerlich dem Reisschnaps – schauderlich. Im Auto trafen wir dann auch wieder auf Dirk und ab ging es Richtung Kueste. Es klappte auch alles erstaunlich gut, aber natuerlich wurden wir am Ende nicht dort abgesetzt, wo es eigentlich vereinbart war, sondern ausserhalb, so dass wir wieder ein Taxi nehmen mussten. Es war eine sehr interessante und lustige Rueckfahrt, bei der Dirk am Ende auf dem Beifahrersitz 1000 Tode starb und wahrscheinlich am liebsten den Boden des Autos durchgedrueckt haette, um doch etwas oefter schneller zu bremsen als der Fahrer 😉 Am Ende war ich doch ganz stolz auf meinen Orientierungssinn, denn der Fahrer wusste nicht wirklich wohin er musste und ich konnte ihn lotsen, da ich ja in den vorherigen Tagen in Hanoi immer der „“Wegfuehrer““ fuer alle war und man mir immer brav hinterhertrottete und vertraute, was ja auch gerechtfertigt war 😉 Natuerlich war in unserem Hotel kein Zimmer frei wie abgesprochen, aber es kehrte langsam innerliche Gelassenheit bei mir ein und so sparte ich mir stundenlanges Diskutieren und Rumreden – wir schulterten unsere Sachen und suchten uns eine neue Unterkunft – keine Sterneunterkunft, aber sehr freundlich alles und man fuehlte sich einfach gut aufgehoben. Am Abend verabschiedeten wir uns von Dirk mit einem zuenftigen Essen im Irish Pub – sehr schoen und angenehm!

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