38./39./40. Tag – Lumbini

Der Bus war der Horror, die Fahrt noch viel schlimmer. Doch so ist es, wenn man auf allen Luxus verzichtet und mit einem Localbus 10 h zum Grenzuebergang schuckelt und das noch in der Nacht. Uebermuedet wachte ich des oefteren in der Nacht auf, es war eiskalt, kein Platz fuer die Beine und von dem Inder neben mir wurde ich als Kopfkissen benutzt. So war an Schlaf nicht zu denken. Das Schlimmste war allerdings diese immense Luftverschmutzung, die auf dieser Strasse herrschte. Ich konnte zwischendurch kaum noch schlucken und auch das Tuch vor dem Mund hielt nicht wirklich die schaedlichen Abgase ab. Die Zeit kroch vor sich hin und zwischendurch verlor ich jegliche, zeitliche Orientierung. Irgendwann glaubte ich mich dann auch im Niemandsland. Mondkraterlandschaten und an eine Strasse war nicht mehr zu denken, ich glaube selbst der Busfahrer hatte zwischenzeitlich seine Orientierung verloren. War bestimmt eine Abkuerzung. Haha. So ruckelten wir ueber die Felder, aber wie schon so oft gesagt, man kommt ja immer an 🙂 Und so erreichten wir Sunauli, den Grenzuebergang zu Nepal. Nach der Fahrt konnte ich mich gegen keine Rikshafahrer mehr wehren und schwubs landete ich bei der indischen Seite, um mir meinen Stempel abzuholen. Mhh, nur wo war der Schein, den ich irgendwann damals in Bombay auf dem Flughafen bekommen hatte, in Delhi hatte ich ihn noch. 10 Minuten spaeter, mein ganzer Rucksackinhalt verstreut auf dem Holztisch, wurde ich fuendig. Ab ging es ueber die Grenze. Das war einfach zu suess um wahr zu sein. Da ware ein paar Soldaten und ich zuckelte mit meiner Fahrradriksha durch ein grosses Tor. Das wars. Auf der nepalesischen Seite dann zur Passkontrolle. Falsches Formular bekommen *nerv* Aber endlich ging es mit einem frischen Stempel im Pass weiter. Die Nepalis sind super nett, aber auch sehr geschaeftig. Und so kann ich jetzt nach einer Woche sagen, dass ich bestimmt schon 5 x ueber den Tisch gezogen wurde, aber die verpacken das so gut, dass man ihnen einfach nicht boese sein kann. Das macht das Reisen aber nicht ganz so einfach und billig wie in Indien, schade eigentlich. Vielleicht bekomme ich es ja auch noch raus. Zumindest brachte mich die Riksha zum nahegelegenen Busbahnhof. Im Licht der aufgehenden Sonne sah ich dann die rot-angestrahlten vereisten Gipfel des Himalaya. Oh Gott, bei dem Anblick kamen mir fast die Traenen und jedes weitere Wort waere jetzt falsch. Es war himmlisch – ich hatte mich in dieses Land verliebt. So fuhren wir durch das im Vergleich zu Indien super saubere Nepal durch hellgruene, saftige Wiesen, vorbei an Strohhuetten und kleinen Huehnchen, die sich hier auf den Strassen verteilen. Es ist einfach nur idyllisch. Auch wenn ich zuerst dachte Indien und Nepal seien sich aehnlich, dann revidierte ich das total schnell. Es ist komplett anders. In Indien faszinierten die Menschen, das Leben und Treiben in Nepal ist es eindeutig die Landschaft, die Ruhe, die Idylle. Es ist so ein traumhaft schoenes Land und die Berge sind dein staendiger Begleiter. Im Bus nach Lumbini lernte ich dann Raphael aus Karlsruhe kennen. Die naechsten Tage zogen wir dann gemeinsam los. Lumbini ist uebrigens einer der heiligen Orte des Buddhismus, denn hier wurde Buddha geboren. Deshalb bin ich auch nicht gleich nach Kathmandu wie eigentlich geplant, sondern erst hierher. Wir fanden dann auch ein nettes Hotel. Tja, den ersten Tag verbrachte ich dann auf der Suche nach einem Internet – ich habe mir echt Muehe gegeben, aber irgend eine tote Leitung vereitelte das. So nutzte ich die Zeit und die Ruhe um mein Schlafdefizit aufzuholen. Am naechsten Morgen lieh ich mir dann ein Fahrrad aus und besuchte den Geburtsplatz und die Tempel. Das Fahrrad war besser als das in Goa, aber wieder so klein, dass ich haette mitlaufen koennen. Im Reisefuehrer steht zwar, dass es nichts so Besonderes zu sehen gibt, kein Mekka, ich fand es grossartig. Der Geburtsort ist nur ein Stein in den Grundmauern des Hauses umgeben von einem hoelzernen Tempel. An solchen Plaetzen bekomme ich immer ein ganz merkwuerdiges Gefuehl, wenn ich mir vorstelle, dass hier, genau an dieser Stelle vor vielen Jahren jemand Historisches gestanden, gesessen, geschlafen, gegessen hat. Dahinter dann ein Ruinenfeld und der Bogibaum. Alles ist umspannt mit Fahnenketten und buddhistische Moenche beten davor. Wow. Die Leute hier sind noch neugieriger als in Indien und so war ich bald umgeben von lauter Kindern, die ich fotografierte, zusammen, allein als Gruppe. Anstrengend, wenn sie einem danach fast die Kamera aus der Hand reissen. Dann in 2 Tempel. Super schoen mit den alten Wandfresken. Nur leider behaengen sie hier ihre Buddhastatuen mit lauter Lichterketten. Da geht dann wirklich alles Spirituelle und Andaechtige verloren. Die Waende und dann die goldenen Buddhastatuen – das ist so ein tolles Bild. Und dann behaengen sie die Statuen wie einen Weihnachtsbaum 🙁 Es ist interessant das Betritual zu beobachten, wie sie sich vor der riesigen Statue niederknien mit der Stirn auf der Erde. Besonders wenn sie ein Avril Lavigne T-Shirt tragen 😉 Rings um den Geburtsplatz befinden sich eine Vielzahl von Tempeln – ich glaube an die 18 – alle buddhistisch, aus den verschiedenen Laendern (China, Thailand, Sri Lanka, Myanmar….) So besitzt jeder Tempel spezielle Elemente aus der jeweiligen Kultur und die Buddhastatuen sind allen gemein. Am besten gefiel mir der chinesische Tempel. Hier sitzt eine meterhohe goldene Statue – ich liebe dieses sanfte Laecheln auf dem Gesicht, die blauen gelockten Haare, die langen Ohren (diese bedeuten eine glueckliche Zukunft). Er sitzt auf einer riesigen Lotusbluete und seine Brust ziert ein riesiges Hakenkreuz. Man zuckt doch jedesmal zusammen, wenn man die Selbstverstaendlichkeit der Nutzung dieses Symbols hier sieht. Dazu die reichverzierten Decken und der Schrein. Ich war glaube ich 1 h hier und habe mir einfach nur die Statue angesehen. Falls mal jemand Lust hat zu recherchieren. Es gibt ja diesen dicken Buddha mit der Glatze (den, den ich vorher nur kannte) und den jungen, schlanken Buddha mit den blauen Haaren, den man hier ueberall antrifft. Ist das derselbe??? Jedenfalls fuhr ich mir reichlich Eindruecken zurueck. Dann schaute ich mir mit Raphael noch das Dorf an und wir beschlossen, am naechsten Morgen abzufahren, denn ausser der Tempel gab es wirklich gar nichts zu sehen und die Muecken drangsalierten uns schon recht doll.
So fuhren wir am naechsten Morgen in Richtung Chitwan National Park. Auch der liegt auf dem Weg nach Kathmandu und es hat sich so gut angehoert, dass ich diesen kleinen Umweg gern in Kauf nahm. Und es war super, super toll. Wir erreichten also Sauraha, einen kleinen Ort direkt am Fluss. Die Unterkunft war super schoen, kleine rote Cottages, ein ruhiger Garten, keine Mosquitos und Ruhe pur. Am Abend waren wir dann am Fluss. Ein toller Sonnenuntergang ueber dem Nationalpark und der Mond, der hell strahlte. In dem Moment kam ich mir vor wie in Afrika in der Savanne. Total merkwuerdig, denn wir waren ja in Nepal, aber so war es 🙂

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