Quito – 5./6. Tag

Im Hostel traf ich unter anderem auch einen Deutschen, Tammo, und am Mittwoch unternahmen wir zusammen eine Tour in die Neustadt von Quito. Wir mussten etwas eher los, da ich um eins wieder meinen Spanischunterricht hatte. Zuerst ging es allerdings mit dem Bus erst einmal zum Carolina-Park, der riesig in der Mitte der Stadt prangt und in dem Sport ganz gross geschrieben wird. Dort befinden sich Tennis-, Basketball-, Fussball- und Volleyballplaetze. Am Wochenende muss es ein Erlebnis sein, denn dann treffen sich hier alle zu gemeinsamen Aktivitaeten. Vielleicht werde ich Sonntag noch einmal einen kleinen Ausflug dorthin machen. Eigentlich wollte ich zu den heissen Quellen, aber das soll wohl eines der beliebtesten Ausflugsziele am Wochenende sein und mit eintausend Anderen ist es glaub ich nicht so schoen… Wir schlenderten durch den Park und blieben bei einem Schulfussballturnier stehen und beobachteten die kleinen Jungs in ihren professionellen FIFA-Trikots 😉
Dann ging es durch den Park wieder zurueck, vorbei an einem schmalen Wasserbecken, welches sich um eine kleine Insel zieht und in dem man mit Tretbooten fahren kann. Ein bisschen erinnerte mich der Park an die in China, nur dass es dort meist keine grossen Sportplaetze oder Sportgeraete gab, sondern die Federballschlaeger, Diabolos und Tanztuecher von zu Hause mitgebracht wurden. Ein recht komisches Bild bildete eine junge Frau mit ihrem kleinen Hund, der modisch in rot gekleidet war und mit vollem Karacho Anlauf nahm und ins Becken sprang. Sie fischte ihn dann wieder am Pullover ueber den Beckenrand und wrang ihn in groesster Hingabe aus, bevor er wieder davon raste – sehr, sehr lustig! 🙂 Das letzte Parkstueck bildete dann eine gruene Wiese mit Baeumen unter denen ein Saxophonspieler einsam seine Melodien spielte und Frauen in traditionellen Roecken und Hueten Mais verkauften. Wir schlenderten dann durch die Strassen Richtung Altstadt. Das Strassenbild besteht hauptsaechlich aus kleinen und grossen Alleen, in deren Mitte Palmen wachsen und welche zugestopft sind mit gelben Taxis a la New York und grossen, blauen Linienbussen, die scheinbar wahllos ueberall anhalten. Wir kamen dann in die Neustadt – in der Nacht soll man sich wohl davor hueten, hierher zu gehen und auch Tammo meinte, dass abends zu viele zwielichtige Gestalten auf der Strasse herum haengen, denn er hatte vorher sein Hostel hier. Doch tagsueber ist es wundervoll – kleine Strassen gesaeumt mit farbigen Haeusern rechts und links, einige in aussergewoehnlicher Architektur und ueberall Bars und Cafes. Es strahlt soviel mehr Leben aus als die Altstadt und ich fuehlte mich pudelwohl. Allerdings mussten wir langsam schneller gehen, damit ich meinen Spanischunterricht noch schaffte. Also kreuzten wir noch schnell den indigenen Markt und ich war froh, dass wir keine Zeit mehr hatten bzw. nehme ich das naechste Mal wenig Geld mit, denn die Sachen dort sind einfach zum Verlieben – Schmuck in Huelle und Fuelle, Ponchos, Pullover, Bilder, Figuren – alles Sachen, bei denen ich mich selten zurueck halten kann. 🙂 Jetzt stellte sich allerdings heraus, dass der Bus doch nicht ueberall haelt. Auf der Suche nach der Buslinie zurueck, liefen wir am Ende so lange, dass wir vor dem Hostel standen ohne ueberhaupt den Bus genommen zu haben. Ich schwitzte, mir war warm, denn draussen waren gefuehlte 30 Grad und ich bin noch mit Pullover los. Ich war jedoch auf die Minute puenktlich und dann wieder 4 Stunden Spanisch. In dieser Zeit bekomme ich soviel Input, dass mein Kopf kaum noch aufnahmefaehig ist und dann noch der staendige Wechsel von Englisch zu Deutsch im Hostel, da frage ich mich, warum wir nicht einfach alle die gleiche Sprache sprechen koennen. Und wenn die Stunden dann vorbei sind, bin ich auch nicht mehr wirklich in der Lage, Vokabeln zu lernen, was aber durchaus notwendig waere… Zumindest kann ich mit viel Geduld schon einiges ausdruecken, ich muss es nur praktizieren. Abends war sehr schoen auf der Terasse, denn mittwochs kommt immer eine Band, welche typische Musik aus den Anden spielt mit Panfloete und anderen Instrumenten. Margarita sagte mir, dass z.B. die sehr kleinen Gitarren, welche aussehen wie Kindergitarren, aus den Panzern von Guerteltieren gemacht werden. Dazu prasselte das Lagerfeuer und im Hintergrund erstrahlte Quito bei Nacht, wunderschoen!!!
Gestern war dann sehr unspektakulaer und ich fuehlte mich den ganzen Tag ueberhaupt nicht wohl – muede, Bauchschmerzen, ich konnte mich nicht auf den Unterricht konzentrieren und mein Kopf fuehlte sich an wie Matsch. In dem Sinne schlief ich viel und abends war ich auch zeitig im Bett verschwunden. Die Haelfte der Leute vom Hostel gingen abends zu einem Stierkampf, der direkt um die Ecke statt fand. So was kann ich gar nicht verstehen, sie meinten heute morgen auch, dass der Stier (welcher noch ein Jungbulle war) am Ende qualvoll getoetet wurde. Kultur schoen und gut und darueber sollte man auch nicht urteilen, aber Verstaendnis dafuer, wie sich solch ein Ritual ueberhaupt bilden konnte, habe ich nicht. Heute geht es mir bei weitem besser und meine letzter Unterricht steht an. Wir wollen vielleicht noch einmal auf den Markt und beim Verhandeln ein bisschen ueben 🙂
Ich hoffe, auch bei euch laeuft alles gut und ihr erlebt schoene Sachen! Seid liebst gegruesst, eure Jule

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