Quito – 3./4. Tag
Die naechsten beiden Tage standen ganz im Zeichen des Hostels und des Spanischen. Zuerst wechselte ich mein Zimmer und bin jetzt zwar in einem groesseren Zimmer mit mehr Betten, aber dafuer ist es wesentlich heller als das kleine Loch mit dem Minifenster von zuvor. Meine kleine Erkaeltung klang auch wieder ab, also alles im gruenen Bereich. In Quito ist uebrigens gerade Trockenzeit – das heisst die Tage sind extrem heiss und man kann draussen mit T-Shirt rumlaufen, doch der Morgen und die Naechte sind empfindlich kalt. Langsam hatte ich mich mit ein paar Leuten angefreundet. Mit den Oesterreichern ass ich jeden Morgen Fruehstueck mit frischem Obstsalat und dieser Ausblick am Morgen – da kann der Tag nur gut werden. 🙂 Und auch ein Amerikaner, der erst mit in meinem Zimmer war und der jetzt hier fuer ein halbes Jahr in einer Gastfamilie wohnt, war immer ein kleiner Anker in dem manchmal vorherrschenden „“Haengen in der Luft““. Am Montag begann zudem mein Spanischkurs, der mich voll und ganz forderte – 4 Stunden pro Tag und das 5 Tage lang. Nach den ersten 4 Stunden war ich nur muede, so viel Input hielt mein Kopf gar nicht aus und natuerlich waren die ersten zwei Tage auch noch ziemlich frustierend, da es eine gewaltige Masse ist. Auch jetzt fuehl ich mich noch nicht wirklich nach einer Konversation auf der Strasse, aber immer mehr Woerter gehen in den Wortschatz ueber und ich kann auch schon ein paar Saetze bilden 🙂 Meine Lehrerin ist wunderbar, sehr lieb und nett. Es macht sehr viel Spass und liess mich hier ankommen. Der naechste grosse Schritt stand mir dann am Dienstag bevor. Ich war noch einmal mit Margarita und ihrer Familie verabredet fuer den Nachmittag. Wir wollten zum Mitad del Mundo, dem Ort, wo der Aequator entlang geht. Zuerst hiess es, sie holen mich im Hostel ab, doch da Quito flaechenmaessig riesig ist und Margarita schon auf dem Weg dorthin wohnt, verabredeten uns bei ihr zu Hause. Nun stand die Wahl zwischen einem Taxi fuer 12 Dollar oder der Sprung ins kalte Wasser – die erste Busfahrt. Und wenn ich in Asien niemals ein Taxi genommen habe und lieber Kilometer mit dem Rucksack gelaufen bin oder Stunden im Bus gesessen habe, warum sollte sich das hier aendern. Also ging es zur Bushaltestelle. Ich erwischte den richtigen Bus und als ich dann auch den letzten Rest Schuechternheit ueber Bord geworfen habe, sagte ich dem Busfahrer wo ich aussteigen wollte, der nickte, strahlte und klopfte auf den Sitz neben ihm – so sass ich in erster Reihe und das Reisegefuehl kam mit einem Mal wieder. Denn Busfahren hatte es mir ja schon immer angetag. Den Jungen in der Tuer gab es natuerlich auch, der staendig das Busziel rausschrie, mal sprang er ab, dann wieder auf – es war herrlich. Ich strahlte und war gluecklich. Am richtigen Ort wurde ich rausgelassen und es fand sich auch gleich ein Taxi, um mich zum Haus zu bringen. Leider wusste er nicht wirklich wohin, ich tippe aber auch drauf, dass er mit Absicht Umwege fuhr oder sich etwas dumm stellte, denn die Strassen sind hier schon nach einem logischen Prinzip angeordnet. Naja, ich konnte immer nur sagen, dass ich glaube, dass es in die Richtung geht, er wollte mir aber nicht recht glauben. Am Ende rief er an und eine Querstrasse weiter warteten dann schon Alvarro und José (die Soehne). Ich gab ihm dann auch mehr, als das Taximeter anzeigte, aber egal, von den Hochzeiten in Asien, wo um jeden Dollar, um jede Rupie oder um jeden Baht gefeilscht wurde, bin ich noch lange entfernt 🙂
Ich schaute mir das Haus an. Erst war ich ja etwas skeptisch, denn manche Strassen, die wir mit dem Taxi durchquerten wirkten extrem aermlich und leer, so dass ich mir die Wohnsituation gar nicht recht vorstellen konnte. Doch als wir durch ein Tor schritten, befanden wir uns in einer freundlich gestrichenen Anlage, wo einzelne Haeuser stehen mit kleinen gruenen Gaerten und in der Mitte ein kleiner Parkplatz. ich wurde ueberschwenglich von den vier Hunden begruesst, die von Margarita auf der Strasse aufgelesen wurden. Dann gab es eine schnelle Hausfuehrung und ab ging es zum Mitad del Mundo, denn durch die Busfahrt war es doch schon ziemlich spaet. Quito erstreckt sich endlos lang und Margarita erklaerte mir, dass Orte, die frueher noch eigenstaendige Doerfer waren, heute von der Stadt verschluckt werden. Das erste Bild der Stadt muss an der Stelle auch etwas relativiert werden, denn die Urbanisierung schreitet so rasch voran und wie eine Autorin in ihrem Buch meinte wirkt die Stadt fast wie ein Krebsgeschwuer, welches sich die Haenge der Anden hoch frisst, weil der Platz im Tal nicht mehr ausreicht. So fahren wir durch Appartmentanlagen, welche an der Hauptstrasse liegen bis wir relativ schnell am Endziel ankommen. Der Park, wo in der Mitte der grosse Steinblock mit der Erdkugel drauf steht gleicht einem Themenpark. Auf der einen Seite befinden sich die ganzen Souvenirlaeden und auf der anderen Seite blau getuenchte Haeuser mit einer Reptilien-, Kunst- oder geschichtlichen Ausstellung. Dazwischen mehrere Spielplaetze, grosse Buesten von Maennern, welche bei der Vermessung des Aequators mitgewirkt haben – es gleicht einem bunten Jahrmarkt. Aber auch wir gesellen uns zu den Fotografen auf der Aequatorlinie. Das eigentlich witzige ist ja, dass der Aequator hier eigentlich gar nicht lang geht, sondern ein paar Meter weiter. Leider war es schon zu spaet, um das Museum dort zu besuchen, denn es soll sehr, sehr gut sein, mit Experimenten zu z.B. der Sache mit dem abfliessenden Wasser und dem Strudel 😉 Aber ich denke, ich werde noch einmal einen anderen Tag hinfahren. Auf dem Rueckweg holten wir noch Ramiro ab und fuhren zu einem sehr schicken Restaurant mit typisch ecuadorianischem Essen. Ich hatte danach gefragt, denn im Hostel ist das Essen zwar sehr lecker, aber halt doch eher westlich. Als ich bei Margarita anfragte, dachte ich zwar eher an ein billiges einheimisches Restaurant, aber davon konnte nicht die Rede sein. Das Restaurant war sehr schick und reich verziert mit Bildern, die Decke war aus dunklem Holz mit vielen Balken verstrebt und das Essen – ein Traum. Ich bekam etwas auf Empfehlung aus der Otavalo-Region – Schweinefleisch mit Avokado, einer Kartoffelkreation in Erdnusssauce und dazu gekochte Bananen. Als Vorspeise gab es die beruehmte Empanadas auf zwei verschiedene Weisen zubereitet. Am Ende rollte ich aus dem Restaurant. Das Essen war auch so super. Margarita und ihre Familie waren sehr nett, erklaerten mir viel und erzaehlten lustige Geschichten. Das Abendessen verging wie im Flug. Ins Bett ging es dann mit einem vollen Bauch und der Gewissheit, dass das Reisen hier vielleicht doch gar nicht so problematisch ist und es noch viel zu entdecken gibt.