Quito – 23. Tag

Frueh stand ich dann um 6 Uhr auf, um mich zu verabschieden. Total zersaust und verschlafen schlich ich in der morgendlichen Kuehle vor die Tuer. Es fiel sehr schwer, meine drei Wiener gehen zu sehen. Ich hatte eine wunderbare Zeit mit ihnen und das war fuers erste das letzte gemeinsame Treffen. Spaeter beim Fruehstueck traf ich dann Gilad und Ben und wir verabredeten uns, gemeinsam in die Stadt zu gehen (die beiden Maedels wollten zu Mitad del Mundo). Bis jetzt hatte ich die Basilika nur von weitem, von der Terrasse bestaunt, wie sie sich ueber die Daecher der Stadt hervorhebt. Ausserdem wurde mir so oft erzaehlt wie unheimlich und schwindelerregend es ist, auf den Turm zu klettern, da die Leitern ziemlich steil und aussen entlang gehen, so dass ich wenig Lust verspuerte, hinauf zu steigen. Doch die beiden Israelis boten die perfekte Begleitung und so stiefelten wir gemeinsam los. Auf einer Erhebung erstreckt sie sich in ganzer Schoenheit und seitdem ich die „“Saeulen der Erde““ gelesen habe, worin soviel von der Baukunst von Kathedralen und Kirchengewoelben erzaehlt wird, bekommt man noch einmal ein ganz anderes Gefuehl von der Groesse und Imposanz der steinernden Gewoelbe. Wir gingen zuerst ins Innere, wurden dann allerdings nach dem Schiessen von ein paar Fotos bestimmt gebeten, raus zu gehen. Die Buntglasfenster, welche sich ueber die komplette Laenge der Seitenschiffe ziehen, waren unbeschreiblich schoen. Wir mussten dann eine Weile suchen, bis wir den Eingang fanden, doch dann ging es an den Aufstieg. Ja, die Leiter war wirklich steil und ja, sie hing ziemlich frei aussen an dem Turm dran und als wir dann oben waren, haette ich mich am liebsten auf den Boden gesetzt und keinen Schritt mehr getan, aber ich habe es geschafft und die Aussicht war grossartig. Und da ich nicht immer noch dort oben haenge und hier sitze und schreibe zeigt, dass ich auch wieder allein und ohne Hilfe herunter gekommen bin 😉 Wir suchten dann unseren Weg zum Grande Plaza, vorbei an den wunderschoenen alten Haeusern mit den Stukverzierungen und nachdem uns gesagt wurde, dass die ‚goldene‘ Kirche, die ich bis jetzt immer noch nicht gesehen hatte, erst in einer Stunde aufmacht, gingen wir noch einmal zur Kirche San Francisco. Ich wollte sie den beiden zeigen, da ich mit Abstand finde, dass sie die Schoenste und „“Natuerlichste““ ist. Von dem Vorplatz schallte uns Musik entgegen und eine Menschenmenge bildete einen Kreis um mehrere Frauen, die zu traditioneller Musik tanzten. Wir schoben uns weiter vor und so schnell konnten wir gar nicht gucken, kam eine der Frauen zu uns und schob Gilad auf den Platz, danach kam sie zu mir und auch ich musste vor all den Zuschauern mit ihr tanzen. Es war wunderbar und die Art und Weise herzlich und warm. Wir wurden dann auch mit Applaus belohnt, als wir uns wieder davon stahlen, denn trotz allem ist es schon ein merkwuerdiges Gefuehl, wenn man ein bisschen mit den Armen umher schlenkert zu Musik, die einem so gar nicht vertraut ist. Nachdem wir uns das Innere der Kirche angeschaut hatten, suchten wir uns was Essbares. Ich haette es nicht fuer moeglich gehalten, doch wir landeten tatsaechlich wieder in dem Restaurant, wo ich an meinem zweiten Tag diese schreckliche Pasta hatte, aber Almuerzo (das typische Mittagessen, meist bestehend aus Reis, Gemuese und Fleisch, oft Huhn mit einer Vorsuppe) war ganz ok. Ich hatte eigentlich einen Termin, um meine Dreads machen zu lassen und wir waren weit zu spaet, doch jetzt wollte ich diese einmalige Kirche auch sehen. Der Anblick war wirklich erschlagend, alle Waende und Saeulen waren mit Blattgold verziert und der Altar ist mehr als enorm. An sich wuerde ich sagen, von den Proportionen und Anordnungen eine sehr schoene Kirche, aber dieses Gold ist einfach nur abstossend, bedenkt man die Menschen, die vor der Kirche sitzen und betteln. Auch wenn ich so meine Probleme mit Religion habe, bekam ich doch einen ziemlichen Schreck, als ich vor dem Altar stand. Ich konnte nicht glauben, was ich sah. In der Mitte prangte ein grosses Bild bestehend aus Figuren, diese stellten zum einen Maria, Joseph und Christus dar, darueber den Himmel, in dem mehrere Engel schwebten und darueber einen weissbaertigen und -haarigen Mann – sollte das Gott sein? Ich konnte es nicht glauben und fragte nach. Ja, tatsaechlich das Abbild Gottes, ich haette nicht geglaubt, dass es sowas wirklich gibt und zumindest nicht in so einer beruehmten Kirche. Sollten wir Fragen ueber den Kuenstler stellen, denn dass Gott ein weisser, alter Mann ist, stellt wohl eher ein eurozentrisches Bild dar, denn alle Weissen hier sind meist Touristen. Soviele Fragen purzelten mir durch den Kopf, umso laenger ich dieses guetige Laecheln und das Abbild anstarrte. Doch viel Zeit blieb nicht, denn ich war zu spaet, viel zu spaet. Wir hassteten zurueck und die beiden sagten zu mir, dass sie mich begleiten wollen, schnell hoch zum Hostel und komplett ausser Atem kamen wir in Mariscal an. Ich fand dann auch die von Jacob (ein Volunteer aus dem Hostel) beschriebene Kreuzung, aber das Maedel, das ich angeblich treffen sollte, war nicht da. Ich wurde dann geschoben und gezogen, bis ich mein Einverstaendnis gab, es von jemand anderem machen zu lassen. Die beiden Jungs liessen mich dann erst einmal allein, um auf Shoppingtour ueber den kleinen Markt zu gehen und ich liess mich auf der Strasse nieder. Ein Haufen verrueckt gekleideter Jugendlicher kamen im Laufe der 5 Stunden!! vorbei und ich haette kaum geglaubt, dass es doch so viele Alternative hier gibt. Ansonsten war die Gesellschaft eher merkwuerdig. Die meisten der Anderen verkauften ihren Schmuck, ein aelterer Mann begnuegte sich die ganze Zeit mit seinem Alkohol, ein anderer war schon total betrunken und lallte herum und auch ein paar der Gestalten, die auftauchten, haette ich nicht gern nachts begegnen wollen, doch Gilad und Ben tauchten immer wieder auf und am Ende blieben sie ganz – gluecklicherweise, denn so hatte auch ich ein paar Gespraechspartner, denn es schmerzte ohne Ende und ich hatte nicht mehr viele Gedanken beisammen, um mich staendig in Spanisch zu verstaendigen. Mein Finger war am Ende wundgebissen und es war eine nicht enden wollende Prozedur. Dann fing es auch noch an zu regnen, aber irgendwie schweisste uns das alles ziemlich zusammen und danach war klar, die beiden kommen mir mir zusammen am naechsten Tag nach Mindo, wovon ich hoerte, dass es ein einmaliger Ort sein soll. Als mein letzter Dread dann auch bearbeitet war, hiess es Abschied nehmen und wir gingen schoen Burger essen 🙂 Ein viel lustigeres Bild war es, als wir bei KFC Frauen aus Otavalo in ihren „“Trachten““ trafen. Der Regen wurde immer doller, am Ende sinnflutartig und wir mussten ziemlich lange warten, bis wir raus konnten, noch laenger bis wir ein Taxi fanden, nachdem wir fast alle plitschnass waren, nicht vom Regen, sondern von vorbeifahrenden Bussen, am Ende ein schon recht lustiger Tag und der Beginn unserer Reisegemeinschaft fuer die naechste Woche.

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