Mindo – 24./25. Tag

Oje, ich schreib zu viel, schon wieder eine Stunde rum und einen Tag geschafft, mal sehen, jetzt wird es noch einmal ausfuehrlicher 🙂
Fuer den naechsten Tag war also Mindo geplant, welches ungefaehr 2 Stunden im Norden von Quito liegt. Ein kurzer Abstecher zu zwei Damen aus meinem Hostel. Nachdem ich bis jetzt nur von ganz wunderbaren und tollen Menschen geschrieben habe, jetzt ein Gegenbeispiel. Ja schlecht reden ist nicht schoen, aber das muss erwaehnt sein. Die beiden, aus Deutschland, sind wie gesagt zwei aeltere Damen, ich schaetze an die 60. Zu allererst finde ich es bewundernswert, dass die beiden zusammen hierher reisen, doch vergleiche ich das mit meinen Oesterreichern oder mit Nora muss ich sagen, bleibt lieber wo ihr seid und lasst es. Ich habe noch nie soviel Meckerei und negative Sachen gehoert wie von den beiden und man bedenke, nur aufgeschnappt, ich wollte mich schon kaum als Gleichsprachige zu erkennen geben. Wenn sie gefragt wurden, wie etwas war: \““Mhh, naja, schon okayyyyyyyyy, aber da war das und das war nicht richtig und ach das Wetter und dann waren wir auf dem Markt, naja aber sooooo besonders war das auch nicht und dann haben wir die Taenze gesehen, aber naja.\““ Ich konnte es nicht mehr mit anhoeren, dazu diese verbiesterten Gesichter, die Mundwinkel nach unten, ueber das Essen meckernd, darueber dass sie ja nicht das tolle Museum gesehen haben und das haette man ihnen ja sagen koennen… Dummerweise sass ich dann beim Fruehstueck neben ihnen, als ich gerade meine Karten fuer zuHause geschrieben habe und an meinem Paeckchen gepackt habe… Dieses Gerede die ganze Zeit; \““Ach und schau doch mal, DIE hat aber schoene Karten…\““ Am liebsten haette ich nichts verstanden. Ich glaube die beiden wollten jeden Tag DAS Highlight schlechthin, immer Sonnenschein, immer das Beste, Tollste, Schoenste, doch so ist das Leben nun Mal nicht und wenn man es nicht schafft aus schlechten Sachen oder einem schlechten Wetter etwas Positives zu ziehen, sollte man wirklich lieber zuHause bleiben. Ich war nach dem Fruehstueck pappsatt und es wurde noch besser 😉 Wir drei packten alles zusammen und dann ging es los, allerdings wollte ich vorher noch \““schnell\““ zur Post, um ein Paeckchen an meine Eltern zu schicken, was ich liebevoll im Hostel vorbereitet hatte. Die beiden Jungs mussten zur Bank, also suchte ich allein meinen Weg und verabredete mich mit ihnen in einem kleinen Park. Die Post gefunden, schluckte ich erst einmal ueber den Preis und das nicht zu knapp, aber ich dachte \““Gut, was soll\’s.\““ Dann hiess es, wir haben keine Pakete ?? Ich solle doch in einen Shop gehen und nach Paketen fragen ????? Genau, dafuer ist mein Spanisch perfekt, besonders wenn es schnell gehen soll. Aber ich sah es als eine neue Herausforderung und schaffte es tatsaechlich ein Paket zu organisieren, zwar total ramponiert, aber gut. Als ich es schon fast zusammengeklebt hatte, kam der Sicherheitsmann zu mir und sagte mir, dass das Paket zu gross sei!!! Ich war schon fast auf 180 mit meinem Beutel voller Geschenke, die ich unmoeglich mit bis nach Mindo schleppen konnte. Er war dann aber sehr hilfsbereit und organisierte tatsaechlich irgendwoher ein Paket, wir schnuerten es dann mit Schweiss auf der Stirn zusammen und erneut ging es auf die Waage – es sollte jetzt 17 Dollar mehr kosten, zu bereits 45 Dollar… Ich haette am liebsten geheult und mit meinen paar Brocken gab ich zu verstehen, dass ich nicht gewillt bin fuer 400 Gramm Paketpappe fast 20 Dollar zu bezahlen, oh und ploetzlich fiel ihr auf, dass sie sich in der Zeile geirrt hatte. Total aufgeloest und mit Nerven am Ende hastete ich zurueck, denn da waren auch immer noch die beiden Jungs, die warteten, ein Bus, von dem wir nicht genau wussten, wann er geht und die eine Stunde, die ich im Postbuero verbracht habe… Dann ging es mit fliegenden Fahnen zum Busbuero, um festzustellen, dass zwei Busse frueh um 7 und um 9 gefahren sind und ein naechster erst nachmittags um 4, also in 4 Stunden abfaehrt. Naja, trotz allem war es ein wundervoller Nachmittag, da wir zu einer nahen Mall liefen, uns in einem Cafe niederliessen, mit einmaligem Kaffee (und den weiss man hier nach den endlosen Instant-Nescafes wirklich zu schaetzen) und viel Zeit zum Quatschen und Vokabeln lernen hatten. Zu meinen beiden Reisebegleitern – beide Anfang 20, gerade fertig mit ihrem Armeedienst und vorher schon 2 Monate in den USA gewesen, um in Camps mit Jugendlichen zu arbeiten. Das ist der Beginn ihrer 6-monatigen Suedamerikareise, bevor sie wieder nach Israel zurueckgehen. Gilad spricht auch noch franzoesisch, da seine Eltern aus Frankreich und seine Grosseltern aus Algerien kommen und Ben\’s Familie kommt aus Griechenland, zumindest seine Mutter. Ich hab mich mit beiden sehr gut verstanden und wir hatten viel Spass zusammen. Wir erreichten Mindo abends und fanden ein wundervolles Hostel, wo wir unser eigenes Zimmer hatten mit Blick auf den Nebelwald. Wir assen dann zu Abend und verfingen uns total in einer heissen Debatte und (leider) wie soll es anders sein, ueber Krieg und den Israel-Palaestina-Konflikt. Es ist sehr hart und trotzdem war es anregend und wir fanden viele gemeinsame Nenner, auch wenn ich viele Sachen ganz anders beurteile, was aus der Situation herauskommt, dass ich dort nicht lebe und auch keine 3 Jahre in der Armee war, wo mir erzaehlt wird, mein Land zu schuetzen und zu verteidigen. Wir landeten im Bett total geplaettet, aber zufrieden, wie es nach guten Gespraechen der Fall ist.

Fuer den naechsten Morgen war das volle Programm geplant: Vormittags zu den Kolibris, fuer die Jungs danach ueber die Baeume abseilen und spaeter wollten wir einen Ausritt machen. Nach dem Fruehstueck wurden wir von Pedro abgeholt. Mutti, Papa – ihr haettet hier sein sollen. Ich hab zu ihm gesagt, wenn wir eines Tages hierher kommen, fahren wir ihn besuchen. Pedro ist ein Mensch voller Visionen und dem Naturschutz verbunden. Seine ruhige Art strahlt aus seinem Inneren, er spricht Deutsch, da seine Lebensgefaehrtin aus Deutschland kommt und er hat ein Stueck Wald gekauft – dort gibt es einen Teil, der natuerlich ist und den anderen Teil forsten sie gerade wieder auf. Sein Haus ist ein Traum, welches er selbst entworfen und mit Hilfe gebaut hat. Wir hatten einen wundervollen, friedlichen Vormittag. Von der Veranda sieht man auf gruen, gruen und nochmals gruen, so viel Facetten, wie der Regenwald hier zu bieten hat, dazwischen bunte Blueten und zahlreiche Kolibris, die durch ihr schnelles Fluegelschlagen nicht zu ueberhoeren sind. Danach machten wir zu dritt eine Tour durch den Wald, vorbei an ungewoehnlichen Gewaechsen und riesigen Schmetterlingen. Aus dem Ausritt wurde dann leider nichts mehr, da es zu regnen begonnen hatte, Gilad und Ben hatten es gerade zurueck geschafft, bevor es wie aus Eimern goss. Waehrend Ben ins Internet ging, hoerten Gilad und ich Musik, er zeichnete und ich hatte viel Zeit, meinen Gedanken nachzuhaengen, waehrend die Regenwolken ueber den Baumwipfeln hingen – ein grossartige Atmosphaere!

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