Baños – 15.-17. Tag

Am Samstag ging es nach Baños mit dem Bus. Um erst einmal zum Busbahnhof zu kommen, musste ich leider wieder den Trolley-Bus nehmen. Natuerlich ist nichts passiert, aber ich mag diese Art der Fortbewegung gar nicht. Vormittag hatte ich gluecklicherweise noch einen kleinen Rucksack guenstig erstanden, so dass ich fuer die 4 Tage nur mit wenig Gepaeck unterwegs war, sehr praktisch. So stand ich eingequetscht und staendig den Blick auf die Taschen und den Rucksack gerichtet. Dabei habe ich gemerkt, dass ich total verbiestert in die Weltgeschichte blicke. Und dabei waren wirklich sehr nette Leute um mich herum, die mir am Ende auch halfen, die richtige Haltestelle zu finden… Dieses ungute Gefuehl bleibt trotzdem mit den ganzen Geschichten im Kopf. Naja, ich fand also den Busbahnhof, schaffte es mir, mein Ticket zu organisieren und mit Wasser und Cookies ausgestattet ging es zur 3 stuendigen Busfahrt. In Baños angekommen, lief ich durch diesen kleinen, gemuetlichen Ort und es fuehlte sich grossartig an – kleine Strassen, in denen sich rechts und links Restaurants und Geschaefte befinden. Im Zentrum befinden sich 2 kleine Parks (der eine gesaeumt mit bunten Baenken, auf und um welche sich viele Jugendliche herum treiben und der andere befindet sich vor der wunderschoenen Kirche, welche ein Besucheranziehungspunkt ist). Die Stadt war bevoelkert mit Menschen, da es Samstag war und viele Baños als Wochenendausflugsort betrachten. Ich durchquerte die farbenfrohen und musikerfuellten Strassen, einen kleinen Markt, auf dem lauter Figuren und Schmuck verkauft wird, dazwischen eine kleine Meute, die sich um ein Schachbrett versammelt und erreichte nach ein paar Minuten meine Unterkunft… Da traf ich auf Michael, den ich schon aus Quito kenne und zufaelligerweise waren wir auch im gleichen Zimmer. Wir sind dann erst einmal zum Abendessen gegangen und fanden auch gleich an der Ecke ein sehr gutes Restaurant, leider auch etwas teuer und es macht mir zwar keinen Spass, aber langsam muss ich mal etwas aufs Geld schauen. Die folgende Begebenheit wurde dann auch spaeter zum running-gag, ueber den ich nur bedingt lachen konnte 😉 Ich bestellte naemlich das Curry extra ohne Fleisch, sprich ein Gemuesecurry, da ich dachte, damit guenstiger zu kommen, es schmeckte auch vorzueglich, nur leider wurde mir am Ende der volle Preis berechnet und das Wasser hat mir der Kellner auch halb ausgetrunken vor der Nase weggeschnappt. Ich muss sagen, das machte mich schon etwas fuchsig, aber gut, was nutzt es sich darueber aufzuregen. Vor dem Restaurant wurde ein kleines Strassentheater aufgefuehrt, man versteht zwar selten, worum es geht, aber die Menschentraube drum herum wuchs mit jeder Minute. Vor unserem Hostel befand sich so eine Art Adventure-Buero und eine Attraktivitaet in Baños sind kleine „“Strandautos““, mit denen man durch den Ort flitzen kann. Somit wird man von Motorengeraeuschen und Benzingeruch auf dem Weg zum Hostel begleitet. Aus meiner Sicht ist es einfach nur eine total sinnlose Spritverschwendung, doch als Attraktion muessen es natuerlich die meisten Touristen (egal ob auslaendische oder ecuadorianische) zelebrieren… In unser Zimmer gesellte sich abend noch Emanuel aus Lyon und die naechsten beiden Tage machten wir fast alles zu dritt. Soviel habe ich fast noch nie am Stueck gelacht, wie in den beiden Tagen. Unsere Kommunikation bewegte sich zwischen Englisch, Franzoesisch und Spanisch, manchmal auch ein bisschen Deutsch. Emanuel hatte so einen kleinen Sprachcomputer mit und immer wenn wir mal wieder ueber einem Wort verzweifelten, wurde der kleine, beste Freund um Rat gefragt. Am Ende der drei Tage reichte es schon, wenn die Hand in die Tasche griff, um dem schoensten Lachanfall zu erliegen, denn es war immer der groesste Spass, wie drei blinde Huehner auf dem Weg zu unendlicher Weisheit. Dazu muss man sagen, dass Michael richtig gut franzoesisch spricht, somit konnte ich bei mir wieder ein paar Woerter und Saetze aus den letzten Ecken des Gehirns hervorzaubern und Emanuel aber furchtbar englisch spricht, somit musste jeder Satz tausendmal widerholt umgestellt oder erklaert werden, bzw. der Computer um Rat gefragt werden, dazu der schoenste franzoesische Akzent, herrlich. Am naechsten Tag starteten wir nach einem der besten Fruchtshakes auf dem Markt zu einer „“kleinen““ Wandertour. Vorher erkundigte ich mich noch nach Massagen, denn mein Ruecken sehnte sich danach. Aus der kleinen Wandertour in den Bergen rund um Baños wurde ein 6 stuendiges Laufvergnuegen und es machte richtig Spass. Zuerst ging es einen etwas steileren Weg hinauf zu einem grossen Kreuz, welches nachts ueber der Stadt erstrahlt. Von dort oben hatte man einen grossartigen Blick ueber die ganze Stadt, welche komplett von Bergen eingeschlossen ist. Dann entschieden wir uns, weiterzulaufen zu einem kleinen Dorf und dann am Berghang entlang auf die andere Seite zu einer Jungfrauen-Statue zu laufen. Auf dem Weg entdeckten wir riesige, bunte Schmetterlinge, eine Art Mischung aus Eichhoernchen und Wildkatze, Riesenkaefer und -insekten in gruenen Straeuchern, Baeumen, Bananenplantagen und Wiesen. Die Sonne schien, doch dann hatten wir uns irgendwie verirrt. Wir waren viel hoeher als wir eigentlich sein muessten und das Hundegeklaeff aus dem nahen Dorf war auch nicht wirklich beruhigend, so dass wir uns schon mit Stoecken bewaffnet hatten, da wir nie wussten, was hinter der naechsten Kurve auf uns wartet. Aber natuerlich fanden wir nach einigem Suchen und Sackgassen den richtigen Weg und die schoenste Ueberraschung bestand darin, als und ein alter Mann auf einem kleinen Wildpony auf dem schmalen Weg entgegen kam, ohne Trense und Sattel mit zwei riesigen Saecken behangen, sass er auf dem Ruecken, laechelte uns an, mit kaum mehr Zaehnen im Mund und gruesste froehlich. Nach einer Stunde erreichten wir dann die Jungfrau, um die sich Jugendliche und Erwachsene versammelten und den Platz als Treffpunkt nutzten. Die groesste Attraktion fuer die Kinder bestand dann darin, als zwei waghalsige Jungs mit ihren Fahrraedern die steilen Stufen herunter fuhren, ohne Gebrauch von der Bremse zu machen. Wir wanderten der kreischenden Meute hinterher und hatten noch einmal einen grossartigen Ausblick auf die Stadt. Ich bekam dann auch noch meine Massage, obwohl es schon recht spaet war, als wir dann endlich zurueck kamen und nach Oel duftend, landete ich mit den beiden Jungs in einem sehr guten Restaurant. Und dann war der Tag perfekt, als ich Geri, Stefan und Sylvie entdeckte, die uns im Restaurant erspaeht hatten. Ich hatte mich eh schon gewundert, wann sie wohl ankommen und immer schonmal Ausschau gehalten. Es wurde ein froehlicher, geselliger Abend, nach dem ich wie tod ins Bett fiel.

Am Montag machten wir dann zu sechst einen Ausflug mit einem wunderschoenen Touriwagen zu den umliegenden Wasserfaellen… Der Wagen erinnerte an einen von der Loveparade – die Musik war so laut, dass man sich kaum unterhalten konnte und er war grellbunt gestrichen, komplett aus Holz. Wir holperten aus der Stadt heraus und selbst das kleinste Rinnsal am Wegesrand wurde als „“Wasserfall““ betitelt und als Fotoobjekt angepriesen – ein paar groessere gab es allerdings auch 😉 Die Attraktion hier bei jedem Wasserfall ist eine Art Gondel, die zitterig Richtung Wasserfall faehrt, angetrieben wird das Ganze von LkW-Motoren, bei einem wurde die Gondel sogar von dem Fahrerhaus gesteuert. Alles schon etwas altersschwach aussehend und mit Hoehenangst bestraft, betrachtete ich das Spektakel von Weitem. Bei einer traute ich mich doch und zitterte wie zuvor die anderen in meiner Gondel Richtung Boden, der kleine Abenteuerfaktor war gesichert. Der letzte Wasserfall war dann jedoch mit Abstand der schoenste, allerdings musste man erst einmal eine halbe Stunde hinunter wandern. Unten befand sich dann ein natuerliches Becken, in dem die Ecuadorianer herum turnten und wir hatten selbstverstaendlich kein Badezeug eingepackt, ich haette heulen koennen, somit blieb nur der Blick und eine Erfrischung der Beine. Dann ging es den ganzen Weg wieder hinauf und auch an diesem Tag hatte ich somit wieder meine kleine Kletterpartie mit zahllosen Treppen, Leitern und Stufen. Abends trennten sich dann unsere Wege und ich ging mit Emanuel und Michael Pizza essen 😉 Mir ist die einheimische Kueche einfach zu fleischig und da ich nach dem Wasserfall schon ein riesiges gebratenes Huhn gegessen habe, war mir abends eher nach was „“Westlichem““, auch wenn das nicht wirklich fuer mich spricht… Da wir so lange auf das Essen gewartet hatten, blieben uns dann nur noch 45 Minuten, um ins Thermalbad zu gehen, so sassen wir unter dem dunklen Himmel, direkt neben einem Wasserfall mit Familien und Jugendlichen aus Ecuador in den warmen Quellen. Wir hatten sie schon von oben bei unserer Wanderung gesehen und eigentlich sehen sie eher wie ein Schlammbaeder aus, aber das liegt an den Mineralien im Wasser. Wir hockten also am Rand und liessen uns von einem kleinen Jungen bei seinen Tauchkuensten beplanschen. Die Tage hier waren sehr gut mit Programm gefuellt und die Wanderungen brachten definitiv viel Spass, wie auch die Konversationen. Am naechsten Tag hiess es dann fuer alle aufzubrechen. Emanuel plante eine weitere Tour Richtung Vulkan, Michael fuhr abends zu einer Dschungeltour, die drei Oesterreicher fuhren zu ihrem naechsten Aufstieg und ich fuhr nach Riobamba, um Veronica zu besuchen. Nur Sylvie blieb noch fuer eine Nacht in Baños, wo wir uns dann Mittwoch wieder getroffen haben.

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