256.-260. Tag – Whangarei

Dieses Wochenende war besonders stressig gewesen, da sich grosser Besuch angekuendigt hatte. 5 Familien mit ihren Sproesslingen, die alle Motorcrossrennen fahren. So laut war es dann auch die gesamten 3 Tage lang – die Berge rauf und runter. Fuer die Geschwister, die mit den Crossbikes nicht anfangen konnten, standen ausgeschlachtete Autos und eine Rennstrecke zur Verfuegung oder die Pferde zum Reiten – also ein grosser Erlebnisspielplatz. Das ist wirklich unglaublich!
Am Samstag war dann erst einmal Stress angesagt, da der Schafstall und die Huetten in einem furchtbaren Zustand waren und die ganze Meute am fruehen Nachmittag antanzen sollte. Maaike und ich kaempften dann im Schafstall mit tausenden von Spinnenweben, monatealten Staubablagerungen und verdreckten Fenstern. Es war danach nicht mehr wieder zu erkennen und meine Haende dankten es mir mit Blasen, die heute noch nicht ganz verheilt sind 😉 Sogar die Kinder mussten mithelfen, was schon was heissen soll 😉 Nein, im Ernst, die sind wirklich super lieb und wenn man sie bittet, dann helfen sie auch total gern. Danach ging es dann noch in die Huetten – Bettwaesche aufziehen, sauber machen und, und, und. Danach war ich total fertig, wir hatten auch ziemlich rangeklotzt. Abends gab es dann ein riesiges BBQ, sehr lecker. Auch wenn ich hier festhalten muss, dass australische und neuseelaendische Wuerstchen echt das Letzte sind, kein Vergleich, aber auch gar keiner, zu den heimischen. Und die Leute hier sind noch so stolz darauf, unverstaendlicherweise. Abends wurden dann von den Kindern riesige Bettenburgen im Fernsehraum gebaut und wir sahen alle zusammen Filme. Am naechsten Tag halfen wir dann bei den ganzen anfallenden Arbeiten, wenn 30 Mann versorgt werden sollen und unser grosses Tagesprojekt war die Wohnkueche. Auch diese hatte eine Grundreinigung bitter noetig. Wir krochen also in alle Ecken und putzten, putzten, putzten. Wir hatten maechtig Spass, die Sonne schien auf die frisch polierten Fenster und zu Musik von U2 schwangen wir im Takt den Wischlappen 🙂 Dann passierte noch eine mittlere Katastrophe – die Pferde sind in der Nacht durch den Zaun marschiert und 2 hatten sich tiefe Schnittwunden in den Beinen geholt. Zum Glueck ist Michael studierter Tierarzt, was das Ganze enorm vereinfachte, denn mir wurde gesagt, dass man hier in Neuseeland schon einmal 10 Stunden warten muss, bis jemand kommt. So wurde also nichts mit dem geplanten Pferdetrekk, da nur noch 2 drueber waren. Ellen und Michelle bauten statt dessen einen kleinen Parcours, auf dem spaeter Ponyspiele statt fanden, bei denen wir mithalfen. Unter den Gaesten war auch eine columbianische Austauschschuelerin, die uns abends Salsa beibrachte. Das machte total Spass und wir hatten viel zu lachen. Besonders die Kleinen waren so suess 🙂
Montag morgen gab es fuer uns nichts weiter zu tun, wir mussten eh warten bis alle abgereist sind. Also gingen Maaike und ich nach dem Fruehstueck zu einem der umliegenden Huegel. Von dort aus hatte man einen atemberaubenden Blick auf die Umgebung und die Farm. Es war strahlender Sonnenschein und wir schaukelten und quatschten den ganzen Vormittag – es war herrlich!! Spaeter sind wir dann noch zu den kleinen Hunden gelaufen, total putzig die Kleinen! Als dann auch die Letzten endlich gefahren waren, hiess es fuer uns wieder saubermachen. Audrey, die Juengste ist so suess. Sie kam zu mir und fragte, ob sie mithelfen kann, da sie sich langweilt und dann arbeitete sie tapfer die ganze Zeit mit uns zusammen. Ach, ich vermisse sie. Ein Problem in der Familie ist allerdings, dass sie sich nie wirklich auf etwas einigen koennen und man so bis zum Schluss nicht weiss, wie der Plan aussieht, was manchmal echt belastend war. So wusste auch ich bis zum Schluss nicht, ob ich nun mit nach Piano Hill fahre oder auf der Farm bleibe, geschweige denn wie das naechste Wochenende geplant war, an dem ich ja dann auch leider zurueck musste, alles schwierig und jedes Mal ein riesiges Hin und Her. Im Endeffekt wurde entschieden, dass ich noch fuer 2 Tage laenger auf der Farm bleiben sollte. Wir verluden dann die Pferde und die Familie fuhr zurueck nach Whangarei, waehrend Maaike und ich die Farm fuer uns allein hatten 🙂
Eigentlich planten wir einen gemuetlichen Fernsehabend, aber schlussendlich schliefen wir beide vor der Haelfte des Films ein.
Der naechste Tag war ein ganz Besonderer fuer uns. Erstmal fing er aber ganz normal an. Maaike und ich brachten auch noch die letzten Fenster, Raeume, Buecherregale etc. auf Hochglanz und ich hatte noch den Knochenjob des Laubzusammenharkens, puh. Anschliessend spuerte ich jeden Teil meines Rueckens schmerzhaft. Dafuer wurden wir am Abend fuer alle Muehe entschaedigt. Wir hatten naemlich einen neuen Schlafgast auf der Farm, Paul. Er arbeitet fuer das „“Department of Conservation““ (DOC), eine Organisation in Neuseeland, die sich um die Natur und den Tourismus kuemmert. Unter anderem stellen sie Zeltplaetze, ueber das ganze Land verteilt, zur Verfuegung – als ich damals auf dem Queen-Charlotte-Trekk unterwegs war, schlief ich auch auf einem DOC-Campingplatz. Sie markieren spezielle Wanderungen oder Naturpfade und sie verfolgen die Entwicklung der Kiwis, dem Nationaltier Neuseelands. Das ist auch die Aufgabe von Paul. Er faehrt in zeitlich periodischen Abstaenden zu bestimmten Plaetzen, in denen Kiwis angesiedelt sind, 4 Tage am Stueck fuer jeweils eine Stunde abends und haelt die Laute fest, die in der Zeit zu vernehmen sind. Dabei vermerkt er die Uhrzeit, das Geschlecht und die Richtung, aus der die Rufe kommen. So kann man ueber jahrelange Beobachtung Auskuenfte ueber die Entwicklung dieser bedrohten Vogelart geben. Ein natuerlicher Feind des Kiwis oder besser seiner Eier ist das von allen Neuseelaendern gehasste Opossum, das urspruenglich aus Australien kommt. So ist es auch ein Volkssport und das meine ich ernst, Opossums auf der Strasse tot zu fahren. Ich habe Paul jedoch gebeten, das zu unterlassen, wenn ich im Auto sitze und gluecklicherweise haben wir auch keins gesichtet ;)Wir fuhren also zum Sonnenuntergang los und es war einfach nur wunderschoen. Der Himmel war leuchtend rot und orange. Waehrend unserer Fahrt hatten wir eine tolle Aussicht auf die Kueste und das Hinterland. Der Huegel, auf dem der Standpunkt zur Beobachtung war, lag direkt an einer Bucht und umgeben von Weiden. Es war so eine herrliche Ruhe und im Dunkeln wanderten wir bis zur Spitze. Von hier hatte man einen grossartigen Ueberblick und einen Sternenhimmel, fuer dessen Schoenheit mir die Worte fehlen. Es war wie ein Traum und begruesst wurden wir auch gleich mit einem lauten Ruf eines Kiwi-Paerchens. Wir verbrachten eine Stunde dort und sahen sogar eine Sternschnuppe. Paul brachte uns dann fuer die letzten 20 Minuten zu einem windgeschuetzten Platz, man darf ja nicht vergessen, dass hier langsam die Kaelte Einzug nimmt, wir hatten jedoch gluecklicherweise eine relativ milde Nacht erwischt. Er sagte uns auch, dass hier wahrscheinlich ein besserer Platz waere, um vielleicht doch einen Kiwi zu Gesicht zu bekommen. Als kleine Anmerkung dazu – Kiwis sind ja nachtaktive Tiere und deshalb schwer, wenn nicht so gar unmoeglich einfach so zu finden. Mir wurde auch schon des oefteren hier in Neuseeland gesagt, dass die Wenigsten der Neuseelaender jemals in ihrem Leben einen Kiwi zu Gesicht bekommen, wenn nicht in einem Zoo. Unsere Hoffnung war dementsprechend nicht wirklich hoch und so unterhielten wir uns die ganze Zeit im Dunkeln, blickten in den Himmel und lachten auch relativ viel. Wir sollten die Lampe nur dann anmachen, wenn wir eine Geraeusch in der Umgebung hoeren. Naja, wir hoerten nichts und ehrlich gesagt, ist es auch nicht wirklich erbauend mitten im Wald auf knackende Aeste und Zweige zu hoeren. Ich weiss auch nicht, wie es dann dazu kam, auf alle Faelle leuchtete Maaike einmal im Kreis um uns herum und wir sahen tatsaechlich einen Kiwi. Ich konnte es gar nicht glauben und Maaike wollte mir die ganze Zeit weis machen, dass es ein Opossum gewesen waere. Also wenn das ein Opossum gewesen sein soll, dann weiss ich auch nicht. Wir schlichen uns dann naeher heran und natuerlich war es ein Kiwi. Wir schafften es sogar bis 3 Meter an ihn heran, es war der absolute Wahnsinn wie es mit seinem langen Schnabel im Boden rumstocherte. Es gibt ja mehrere Arten von Kiwis und die Sorte, die ich im Sueden der Nordinsel in der Aufzuchtsstation gesehen hatte, hatten auch einen wesentlich laengeren Schnabel. Deshalb wollte mir Maaike immer noch nicht glauben, dass es sich tatsaechlich um einen Kiwi handelte. Aber es bestand kein Zweifel – Es war ein extrem dicker Federball mit einem langen Schnabel, der sich die ganze Zeit auf dem Boden befand, auf der Suche nach Nahrung 🙂
Wir waren total gluecklich und auch Paul konnte es kaum glauben, als er spaeter wieder zu uns stiess, dass es tatsaechlich geklappt hatte. Auf dem Rueckweg passierten wir dann noch eine betraechtliche Anzahl an Gluehwuermchen, die blau im Farn am Wegrand und in den Baeumen leuchteten. Ich kann es nicht beschreiben, aber die Stimmung war einfach gespenstisch schoen, der Ausflug mit das Beste, was ich je erlebt habe und total befluegelt fuhren wir wieder zurueck. Auf der Farm zurueck buken (so ein doofes Wort) wir dann noch zur Feier des Tages Muffins und Brownies, die wir mit viel Eis servierten. Es war eine tolle Stimmung, da auch noch ein paar andere Backpacker eingetroffen waren und gemuetlich ging der Tag zu Ende.
Am naechsten Abend sollte es dann fuer mich wieder zurueck nach Piano Hill gehen. Der Tag war dann auch noch einmal total schoen und ich wollte gar nicht daran denken, dass es mein letzter Tag auf der Farm war, denn wie schon gesagt, war es mit Planen immer etwas schwierig und so wusste ich nicht, ob ich am Wochenende noch einmal die Moeglichkeit haben wuerde, zurueck zu kommen. Wir assen alle zusammen Fruehstueck, auf der riesigen Terrasse und dann saeuberte ich die Zimmer von den Kindern, auch das nahm wieder einige Stunden in Anspruch, aber es machte Spass und der Rest des Tages war dann auch eher entspannend. Waehrend alle anderen zu einem Ausflug aufbrachen, machte ich es mir im Leseraum gemuetlich mit einem Buch und genoss die selten gewordene Ruhe. Abends ging es dann wie gesagt zurueck nach Piano Hill und das englische Paerchen, das auf der Farm uebernachtet hatte, kam mit uns, da sie am naechsten Tag nach Auckland trampen wollten. Trampen soll wohl hier in Neuseeland noch relativ einfach sein im Vergleich zu anderen Laendern. Ich verabschiedete mich herzlich von Maaike, da wir ja nicht wussten, ob wir uns noch einmal sehen werden und ab ging es. Der Abend war dann auch richtig gemuetlich. Wir sassen alle zusammen am grossen Tisch und assen super leckeres Essen, die Kinder erzaehlten ganz aufgeregt, was sie in der Schule erlebt hatten – hach, es war einfach nur total familiaer und schoen. 🙂

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