261.-264. Tag – Whangarei

Am naechsten Morgen bin ich dann recht zeitig aufgestanden und habe mit den beiden Englaendern gefruehstueckt, um anschliessend Michelle mit den Pferden zu helfen. Das letzte Mal ein Reitschultag fuer mich. Wir redeten dann auch noch total lang miteinander ueber alles Moegliche und es war sehr interessant. In der Zeit, die ich da war, bekam Ellen auch eine neue Reitschuelerin. Ein kleines Maedchen, dass koerperlich im hoechsten Grad behindert ist und nur mit den Augen kommunizieren kann. Das stellte eine grosse Herausforderung fuer alle da, denn sie hat auch keinerlei Koerperberherrschung und ist an den Rollstuhl gefesselt. Es ist so erstaunlich wie die Beziehung zwischen ihr und dem Pferd in dieser kurzen Zeit gewachsen ist und auch wie von der ersten zaghaften Stunde (denn fuer alle war es schwer, mit der Situation umzugehen) ein Wandel im Umgang mit dem Maedchen sichtbar war. Ihr machte es auf alle Faelle riesigen Spass und Rocky (das Pferd) machte seinen Job richtig gut. Die ruehrendste Begegnung findet immer am Anfang der Stunde statt, wenn er sie mit seinen Nuestern beschnuppert und sie sanft seinen Kopf abtastet. Es wuerde mich wirklich interessieren wie es nach ein paar Wochen und Monaten aussieht. Sie wird nie allein reiten koennen, aber trotzdem war eine Veraenderung deutlich sicht- und spuerbar.
Den Rest des Tages half ich noch einmal bei den Reitstunden und abends ging es dann mit der ganzen Familie ins Kino. Natuerlich war auch das wieder eine organisatorische Meisterleistung und der Film hatte schon begonnen, als wir dann endlich eintrudelten. Bis zum Schluss war nicht klar, welchen Film wir ueberhaupt sehen, aber Audrey und Hiki bettelten so lange bis wir alle in „“Shrek III““ landeten, obwohl ich doch „“Spiderman““ oder „“Fluch der Karibik““ vorgezogen haette. Dabei ist mir im Kino aufgefallen, dass irgendwie nur noch weitere Folgen der Kassenschlager laufen und kaum noch individuelle Filme. Es war auf alle Faelle total lustig, besonders mit den ganzen Kindern 🙂 und wir hatten sichtlichen Spass. Ueberhaupt war es noch einmal richtig schoen so abschliessend etwas mit der ganzen Familie zu machen, sie sind alle so toll und suess. Abends machte ich dann noch einmal Brownies mit Eis und Fruechten und wir sassen alle zusammen.
Freitag hatte ich dann eigentlich gar nichts mehr weiter zu tun. Es waren keine Reitstunden, sprich die Pferde waren irgendwo auf den Weiden, die Kinder waren in der Schule, Ellen hatte etwas in der Stadt zu erledigen und Michael geht eh meist seinen eigenen Sachen nach. Wir sprachen dann auch noch eine ganze Weile ueber die Plaene, die er fuer die Zukunft hat und ich muss wirklich noch einmal zurueck kommen in ein paar Jahren, um zu sehen, was daraus geworden ist, denn es klingt erst einmal enorm 🙂 Ich verbrachte also den Tag mit ein bisschen Hausarbeit und der Waesche, aber so viel war nach den ganzen Putzaktionen nicht mehr uebrig und so konnte ich mich ohne ein schlechtes Gewissen meinem Buch widmen, die Ruhe im Haus geniessen und ein bisschen mit den Katzen schmusen. Und die Entscheidung ist dann auch gefallen, dass ich noch einmal mit zur Farm kann und das dann schon irgendwie klappen sollte, dass ich puenktlich zurueck zum Bus komme. Naja, daran zweifelte ich noch stark. Leider blieb Audrey das Wochenende in Piano Hill und als es dann abends in Richtung Farm ging, fiel mir der Abschied richtig schwer. Wir umarmten uns und ich war total traurig, haette sie am liebsten eingesteckt. Da musste ich dann auch an meine Freundin Anne denken, die ein ganzes Jahr in Kalifornien als Au Pair gearbeitet hat. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie schwer es ihr gefallen sein muss, wenn es mir schon nach 3 Wochen so ging. Aber nicht nur der Abschied von Audrey, ueberhaupt von Piano Hill und auch von Michelle und ihrer Familie. Diesmal kamen auch wieder Freunde von Hiki und Ben mit und das Auto war wieder voll 🙂 Dafuer war dann das Wiedersehen mit Maaike umso schoener und wir fielen uns in die Arme als haetten wir uns seit Wochen nicht mehr gesehen. Wir assen dann alle zusammen Abendbrot, nachdem die ganzen Sachen an Ort und Stelle waren und unter Quengeln der ganzen Jungs schauten Maaike und ich abends „“Moulin Rouge““. Ehrlich gesagt, taten mir Ben und Ari (sein Freund) auch leid, da mussten sie sich nun einen Maedchenfilm anschauen und dazu noch mit viel Gesinge. Naja, aber sie haetten ja auch gehen koennen 😉
Am naechsten Tag bereiteten Ellen und ich die ganzen Huetten vor, denn es sollte wieder eine grosse Gruppe kommen. Es war richtig schoen und wir unterhielten uns sehr gut. Sie bot mir sogar an, auf der Farm zu bleiben und als Manager zu arbeiten. 🙂 Und ich muss sagen, wenn ich die Zeit gehabt haette, waere es das Beste ueberhaupt gewesen. Mein letztes Projekt war dann noch das Buecherregal und die immense Zeitschriftensammlung im Schafstall – Staub, Dreck und Spinnen, Spinnen, Spinnen, eine interessante Mischung. Jedoch strahlte die Sonne durch die Fenster und zu lauter Musik von Mia machte das Ganze auch richtig Spass. Aber wieviel verschiedene Zeitschriftensammlungen hier zu finden waren – verschiedene Sorten von Yachten, Segeln, Fischen, Motorraedern, Pferden, Windsurfing, Frauenzeitschriften, Haus & Garten, Einrichtungstipps und, und, und – Wahnsinn. Ich brauchte insgesamt an die 5 Stunden, um alles zu entstauben, zu ordnen und zu verstauen. Aber auch hier sah man danach wenigstens, was man geschafft hatte. Am spaeten Nachmittag arbeitete Ellen dann wieder mit den Pferden und auch ich bekam einen Schuetzling, den ich langsam ans „“Angefasst-werden““ gewoehnen sollte. Da die Pferde in einer Herde leben, haben besonders die Kleinen wenig Erfahrung mit dem Menschen und irgendwann sollen sie ja eingeritten werden. Die Methode, nach der Ellen arbeitet, basiert auf dem Vertrauen und dieses muss man sich langsam erarbeiten. Man koennte natuerlich auch einfach zum jeweiligen Pferd gehen und ihm alles aufzwingen, aber das ist nicht der Sinn. Nach einer halben Stunde Arbeit stand mein kleiner Hengst, mit dem Namen Bugs Bunny, ganz friedlich da und liess es sich gefallen von mir gestreichelt zu werden. Abends gab es dann wieder ein leckeres Abendbrot und Maaike und ich bastelten eine Uhr fuer Audrey aus einer Schallplatte, die ich beim Aufraeumen gefunden hatte. Es machte super viel Spass und am Ende sah sie richtig gut aus. Ich wollte es eigentlich mit Audrey zusammen machen, aber sie war ja leider nicht mit dabei. Spaeter schauten wir wieder alle zusammen einen Film vor dem Kamin, diesmal auch fuer die Jungs vertraeglich, und schliefen dann auch alle zusammen im Fernsehraum auf Matratzen und Sofas. 🙂
Eigentlich wollte ich am Sonntag dann mit dem Bus zurueck nach Auckland fahren, da mein Flieger am Dienstag gehen sollte. Es stellte sich dann aber heraus, dass die Familie am Montag eh nach Auckland fahren muss zu einer Beerdigung und sie mich dann mitnehmen wuerden.
So verging der Sonntag sehr ruhig und ich muss gestehen, dass ich mich etwas von der Arbeit distanzierte und es auch nicht mehr wirklich viel zu tun gab ;), denke aber, dass ich eh schon mehr als genug gemacht habe. Ich verbrachte also den Tag mit Lesen, quatschte mit Maaike, schaute Ellen bei der Arbeit mit den Pferden zu und spaeter bekamen Maaike und ich eine Einfuehrungsstunde auf dem Motorrad (naja, war eher so ein ganz Kleines, aber vollkommen ausreichen) von Hiki und seinem Freund. Wir beide sassen das erste Mal auf einem Motorrad und die Jungs machten ihren Lehrerjob sehr gut 🙂 So brausten wir 5 Minuten spaeter schon den Huegel hoch ueber den Crossparcours und bekamen auch lobende Worte, dass wir uns richtig gut anstellen. Na, so was hoert man gern. Es machte auch total Spass. Gluecklich und dreckverschmiert beendeten wir das Ganze 1 Stunde spaeter und ueberliessen den Profis die Bikes. Das sah dann auch wesentlich gekonnter aus, als bei uns, aber wir hatten unseren Spass. Und dann hiess es entgueltig Abschied von der Farm und Maaike zu nehmen und zurueck ging es unterm Sternenhimmel mit einer ganzen Fuhre kleiner Halbstarker 😉
Am schoensten war die Begruessung mit Audrey als wir zurueck in Piano Hill waren und sie auf mich zurannte und mich umarmte als sie mich sah.

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