51.-60. Tag – Kathmandu
Ja, nun lasse auch ich mal wieder etwas von mir hoeren. Wie ihr seht, verbrachte ich die kompletten letzten Tage hier in Kathmandu und es war wirklich wunderschoen. Das lag teilweise an dieser tollen Stadt, an den Unternehmungen und den netten Leuten, die ich getroffen habe. Kathmandu ist wirklich einen Besuch wert, mal abgesehen von der schlechten Luft, aber das war ja in Indien und in gesamt Nepal nicht anders. Ich wohnte hier im Touribezirk – Thamel, in einem kleinen Hotel direkt im Zentrum. Wenn ich aus dem Bett gepurzelt bin, war ich schon mittendrin im Gewuehl, so ist das schoen 🙂 Hier gibt es wie gesagt viele Bars und Pubs, die unseren in keinem nachstehen. Aber dafuer sind die Preise dann auch doppelt bis dreifach so teuer, wie ich gestern feststellen musste. Gluecklicherweise liegt das Hotel auf einem Hinterhof, so dass es nicht zu laut war, abgesehen von dem morgendlichen Kindergequietsch und laut Coldplay vom Band im Haus. Aber es gibt schlimmeres. Wenn man allerdings diesen wirklich kleinen und ueberschaubaren Bezirk verlaesst, befindet man sich mitten unter den Leuten und Kathmandu hat wirklich sehr viele Tempel, an denen man sich wahrscheinlich nie satt sehen kann.
Nachdem nun die Franzosen und Tatiana weg waren, dachte ich doch daran, wann ich wohl wieder jemanden kennenlerne. Denn das ist wirklich eine Sache, die man nie voraussehen kann. Naja, aber wie immer, dauerte es nicht wirklich lange. Ich liess mich wieder mal von der Live-Musik leiten und landete dann im Irish Pub, mit derselben tollen Band wie schon bei meinem Geburtstag. Naja am Ende sprach mich der Saenger – Prabhat, an und das war echt toll. Denn am Ende hatte ich nicht nur einen Gespraechspartner, nein die ganze Band, 2 Oesterreicher – Daniela und Wolfgang, die schon seit 4 Jahren in Goa leben und sich dort durchschlagen und 1 Englaender – Simon, der auch lustigerweise auf derselben Etage in unserem Hotel wohnt. So war es doch sehr lustig und ich konnte auch mal wieder deutsch sprechen 🙂 Am naechsten Tag (Freitag) ging ich dann zu Sher (ich erzaehlte euch ja, der nette Typ von der Travel Agency, der mir die Tibettour vermittelt und mit dem ich auch schon die Ausfluege gemacht hatte), um alles wegen der Tour zu klaeren. Dort lernte ich dann auch Conny aus Stuttgart kennen. Am Ende gingen wir zu dritt lecker nepalesisch essen und ich wurde sogar eingeladen. 🙂 Ich verabschiedete mich dann aber recht schnell, da ich mich mit den anderen wieder verabredet hatte. Diesmal spielte die Band in einer anderen Bar. In Kathmandu, speziell Thamel ist es so, dass es insgesamt 6 oder 7 Bands gibt, die meist 3 oder 4 Auftritte pro Woche haben und jedesmal die Bars wechseln, so dass man eigentlich jeden Tag irgendwo eine Band findet. Und alle sind wirklich sehr gut, das wuerde ich mir fuer zu Hause auch wuenschen 🙂 Es war der letzte Tag fuer Daniela und Wolfgang, Daniela legte dann auch gleich ein buehnenreifes „“ain’t no sunshine““ hin. Wow. Auch diese Unkompliziertheit ist super. So ist es kein Problem selbst ans Mikro zu gehen und zu singen, wenn man mag. Ich mochte uebrigens nicht 😉 Anschliessend verabschiedeten wir uns herzlich und ich ging noch mit der Band, Simon und einem anderen Englaender zu dem einen nach Haus. Jaja schoen, super gemuetlich und ein Ohrenschmaus vom feinsten. Hier in Kathmandu hab ich auch mein Schlafverhalten wieder etwas geaendert, nicht schon jeden Abend um 9 Uhr ins Bett, jetzt wurde es doch 2 und 3 Uhr. Am Samstag hatte ich mich dann frueh mit Conny und Sher verabredet, wir machten einen Ausflug nach Dakshinkali. Eine Tempelanlage ausserhalb von Kathmandu, im Kathmandu Valley. Oje, das koennt ihr euch nicht vorstellen. Massen an Bussen, Autos und Motorraeder quaelen sich die engen Strassen in die Berge – Augenzuhaltalarm – dann endlich am Ziel sind es dann natuerlich auch genauso viele Massen, die in den Tempel stroemen. Irgendwie hatte ich mich vorher damit nicht wirklich beschaeftigt und war daher unvorbereitet mittendrin im Wahnsinn. Der Weg zum Tempel war gesaeumt von Verkaufsstaenden mit allem moeglichen Kitsch und mit Opfergaben. Meist sind das nur Blumen, Kokosnuesse und Reis, doch in Dakshinkali wird jeden Dienstag und Samstag ein Blutbad veranstaltet um einem Gott zu huldigen (ich glaube es ist Vishnu – doch eigentlich huldigt man nicht direkt ihm sondern einem Daemon, dem Vishnu versprach Opfer zu bringen, als er ihn toetete, doch bekanntlich koennen ja Daemonen nicht sterben) So findet man also neben den zahlreichen Blumen auch zahlreiche Tiere zum Verkauf – bevorzugt Huehner und Ziegen. Eine lange Schlange wartet geduldig stundenlang, bis sie im Tempelinneren sind. Dieser ist offen und so ergatterten wir einen guten Aussichtspunkt. Manchmal muss man echt sagen, dass Religion in Wahnsinn ausarten kann. So draengten sich diese Massen vor einem kleinen Schrein, um zu beten und ihn zu beruehren, in den Haenden die Huehner, die erstaunlich still waren, angesichts ihres nahenden Schicksals. Denn im Tempelinneren wartete gleichzeitig auch der Henker, der mit einem Messer ratzfatz die Koepfe abschnitt. So quetschten sich die Menschen im Inneren und wateten barfuss im Blut der Tiere, das sich ueber die Fliesen verteilte. Anschliessend gibt es eine „“nette““ Garkueche, in der 10 Maenner auf Hochtouren arbeiten. Ein riesiger Kessel mit kochendem Wasser, viele tote Tiere, noch mehr Federn und Fell, dass sich in den Ecken stapelt. Denn hier wird das Fleisch bearbeitet. Auf dem Weg zurueck zum Parkplatz befindet sich auf der rechten Seite eine riesige Freiflaeche. Hier wird dann nach dem Ritual das mitgebrachte Feuerholz geschuert und ein Picknick zu Technomusik der juengeren Generation gehalten. WAHNSINN!!!!! Im wahrsten Sinne des Wortes. Anschliessend nach einer kleinen Reifenpanne besuchten wir noch ein ganz verschlafenes Dorf und bestaunten jahrhundertealter Tempel, gekonnte Schnitzereien und genossen die Aussicht auf Kathmandu von oben 🙂 Anschliessend ging ich mit Conny noch in die German Bakery. Wir tranken Tee und assen noch warmen Marmorkuchen. Mhh, lecker. Abends rutschte ich dann in einer Bar in eine Privatparty rein und bewunderte tanzende Nepalis, die sichtlich Spass hatten und zu feiern wussten 😉 Am naechsten Tag hatte ich mich dann mit Raphael, dem Deutschen aus Lumbini und Chitwan, verabredet, um den Monkeytempel hier in Kathmandu zu besuchen. So machte ich mich auf den Weg, durch enge Gassen mit kleinen Geschaeften und dem Leben der Nepalis. Ich fuehlte mich wieder ganz wie in Indien. Man muss wirklich oefter mal raus aus Thamel mit seinen ganzen Touristen. Nach einem ordentlichen Aufstieg, wieder mal unzaehlige Treppenstufen, erreichte ich dann auch diese tolle Stupa. Wunderschoen. Der Weg war gesaeumt mit Buddhastatuen und Affen, wie ja der Name schon vermuten laesst. Oben angekommen hatte man wieder einen tollen Ausblick auf Kathmandu, dann die vielen kleinen Tempel und Tuermchen, die futternden Affen, die Moenche und die wehenden, tibetischen Fahnenreihen zur Spitze der Stupa. Grossartig. Nach einer kleinen Staerkung und Erlebnisaustausch liessen wir uns nur treiben und man knipste einfach fasziniert auf alles und jeden. Oje, so viele Fotos von Affen. Was sagt mir das wohl, wenn Affen anscheinend fuer mich das Faszinierendste sind? 😉 Besonders schoen war die Stupa im Licht der untergehenden Sonne, traumhaft. Abends folgte ich dann wieder der Musik und traf dann Prabhat, wir quatschten nett und verabredeten uns dann fuer den naechsten Tag, um mehr von Kathmandu zu sehen. So machten wir uns dann am Montag in die andere Richtung auf zum Pashupati Nathtemple. War der Monkeytempel schon atemberaubend, dann fehlen mir die Worte hierfuer. Wie eine kleine Extrastadt eroeffnete sich die Anlage. Umgeben von Baeumen und durchzogen von einem kleinen Strom. Wunderschoene alte Haeuser und kleinen Tempelhoehlen im Stein. Dann der Ausblick auf den wunderschoenen Tempel, dem Herzstueck in der Nachmittagssonne. Zu dem kleinen Fluss fuehrten Treppen und dort befanden sich dann die Feuerstellen, denn auch hier werden die Toten verbrannt. Doch durch diese geschlossene Anlage, den vielen Affen und den Sadus, ganz verrueckt aussehende Priester, wirkte das ganze noch soviel spiritueller als in Varanasi. Am Ende beobachteten wir auch das komplette Ritual von so nah, dass mir fast die Traenen gekommen sind, so emotional und einmalig war dieser Anblick. Die Leiche, in Stoffe gehuellt, war ein junges Maedchen. Denn bevor sie verbrannt wurde, oeffneten die Angehoerigen den Stoff um in ihren Mund Wasser aus dem heiligen Gewaesser zu geben. Dann schuetteten sie das farbige Pulver, das sonst fuer das Malen den Punktes auf der Stirn genutzt wird, ueber sie. Anschliessend trugen die Brueder und der Vater die Leiche 3x um den „“Scheiterhaufen““ und legten sie dann darauf. Danach zogen die Angehoerigen mit Wasser in den Haenden ihre Runden um das Maedchen und gossen es ihr in den Mund. Am Ende, und das war so ein skuriler Anblick, nahm der Vater ein brennendes Holzscheit, ging wieder 3x um sie herum und legte es ihr dann aufs Gesicht. Wie abstossend und gleichzeitig faszinierend das ist. Ich bekomme schon wieder eine Gaensehaut… Abends trafen wir uns dann wieder mit den restlichen Bandmitgliedern und wir gingen zur Shishabar, wo wieder tolle Live-Musik war. Ach je, diese Eindruecke sind so unglaublich. Von Conny hatte ich uebrigens ein kleines Paeckchen bekommen (wie Post von zu Hause ;)) Darin waren dann 2 deutsche Buecher, juchhu. Und ein Haufen Kleinzeug, das sie nicht mehr brauchte, da sie nach Hause geflogen ist – Teelichter, Waschpaste, Muesliriegel, Feuchttuecher und Traubenzucker. Ihr koennt euch meine Freude darueber gar nicht vorstellen 🙂 So verbrachte ich dann den naechsten Tag mit Lesen, was heisst Lesen… Ich verschlang das Buch an einem Tag. Und abends gingen wir wieder alle in eine Bar. Am Mittwoch verbrachte ich meine Zeit wieder einmal mit lesen, denn es gab ja 2 Buecher 😉 Abends ging ich dann mit Prabhat ins Kino – oja, so ein richtig schoener, typisch indischer Film. Bei dem man alles versteht, auch wenn man nicht die Sprache spricht 😉 Und so hatte ich es doch noch geschafft, auch wenn es natuerlich typischer gewesen waere, solch einen Film in Indien, speziell in Bombay zu sehen. Naja und danach quatschten wir noch ewig in einem netten, gemuetlichen Pub. Es ist sehr schoen, auf diese Weise etwas ueber das Leben hier zu erfahren und ueber manche Ansichten etc. Ausserdem macht es wahnsinnig viel Spass und es ist angenehm, von jemandem Ortskundigen herumgefuehrt zu werden. So bezahlt man dann doch nicht die Touripreise 🙂 Ja, und gestern verbrachte ich dann wie gesagt mit Mails und Fotos brennen und, und, und. Sehr kompliziert hier alles mit der Technik. Eigentlich wollte ich dann noch einen kleinen Spaziergang machen, blieb dann aber in einem kleinen Restaurant haengen. Nachdem ich eine h auf mein Essen wartete und beim Nachfragen feststellte, dass der Kellner es nicht verstanden hatte, wartete ich dann noch einmal eine halbe h. Eigentlich nicht schlimm, denn es war super gemuetlich und die Preise wie oben gesagt die Haelfte, ABER die Musik raubte mir fast den letzten Nerv. Eine kleine Auswahl hier fuer euch: Wham – last christmas, 2x Celine Dion – my heart will go on (Extra-long-version und Technoversion), Mr. President, Macarena, Samba de Janeiro, Whigfield… Und das 2 h lang. *schnief* Zumindest war es dann doch schon ziemlich spaet und ich liess mich einfach durch die Gassen treiben. Auch das ist schoen und entspannend, wenn man nichts kaufen will 😉 Abends trafen wir uns dann alle wieder im Irish Pub, ich bekam auch ein Lied gewidmet 🙂 Ja, sehr toll und alle sind super lieb. Ich sollte mich echt nicht so schnell an Leute gewoehnen. Denn ich weiss, dass sie mir auf alle Faelle fehlen werden, wenn ich morgen nach Tibet fahre. Am liebsten wuerde ich noch laenger bleiben, das Angebot besteht auch, aber dann komme ich ja nie weiter 😉 Auch mit ein paar von den Franzosen stehe ich in Kontakt und ich glaube fuer ein Treffen in einem Jahr sieht es gut aus.
So, ich verabschiede mich jetzt von euch und werde meinen letzten Tag in Kathmandu geniessen und mit shoppen verbringen. Die naechste Woche kann ich mich dann nicht melden, da ich im Jeep nach Lhasa sitzen werde. Drueckt mir bloss die Daumen, dass ich unterwegs nicht umkippe, weil ich die Hoehe nicht verkrafte. Am zweiten Tag schlafen wir 4500m Hoehe und das ist nicht so ganz ohne. Aber ich werde viel trinken und hoffen, dass ich alles heil ueberstehe 😉 Ich hoffe dann in Lhasa einen Internetanschluss zu finden, um zu schreiben. Aber kein Grund sich Sorgen zu machen. Fuer die naechsten 8 Tage bin ich in Begleitung einer Reisegruppe. Ich denke an euch und ich glaube, dass es bei mir nun kaelter wird als bei euch in Deutschland. Ganz liebe Gruesse.