Westschottland: Glen Coe, Isle of Skye, Westhighlands

An der Westseite von Loch Lomond ging es Richtung Norden und wir freuten uns mehr als einmal, dass wir direkt zu Beginn die Ostseite gewählt hatten und nicht die viel befahrene Westseite. Einen kurzen Abstecher machten wir noch in Luss, ein kleiner Ort, der im Reiseführer als sehr beschaulich aber auch als Tourispot beschrieben wurde. Zu Beginn waren auch wir angetan von den kleinen grauen Steinhäusern mit schwarzen Fensterrahmen und exakt gepflegten Vorgärten. Auch das erste von uns gesichtete schottische Hochlandrind ließ mein Herz höher schlagen, als wir uns allerdings weiter dem Dorfkern näherten, erkannten wir die regelrechten Touriströme, die sich durch die engen Gassen zwängten und die Vielzahl an Bussen auf dem großen Parkplatz. Das veranlasste uns, doch etwas mehr aufs Gaspedal zu drücken und schnell das Weite zu suchen.

Um so weiter wir Richtung Norden kommen umso eindrücklicher wird die doch eher karge Landschaft der Highlands, durchzogen mit einigen vereinzelten Baumreihen, kleinen Flüssen, die sich in Stromschnellen über die steinigen Flussbetten schlängeln, Schafen, die an den Hügeln grasen, karge Bergspitzen, teilweise schneebedeckt und die langen Serpentinstraßen auf denen auch wir uns durch die Landschaft bewegen. So nähern wir uns langsam unser nächsten Station Glen Coe, wo wir uns erstmals einen Campingplatz gönnen, und was für einen. Mit den Nachmittagssonnenstrahlen landen wir in einem kleinen Paradies: Direkt am Fluss gelegen mit unzähligen moosbewachsenen Bäumen, saftig grünen Rasenflächen, kleinen Feuerstellen und zwischen den Bäumen gezogenen Wimpelketten fühlen wir uns sofort wohl. Die Nachmittagssonne, die den Platz in warmes Licht taucht, fügt ihr übriges zu einem perfekten Stopp hinzu. Leonard erkundet die Gräser und Stöckchen der Umgebung, ein kleines Rotkehlchen umfliegt ihn dabei und wir schnippeln begeistert für unser Abendmenü. Glücklich schlafen wir unter unserer kleinen Lichterkette ein, denn am nächsten Tag steht eine Wanderung auf dem Programm, die unsere ganzen Kräfte fordert.

Morgens nutzen wir das schöne Wetter für eine große Ladung Wäsche und dann geht es auch schon los Richtung der drei großen Schwestern: drei Felsformationen, die die Besucher der Glen Coe Area begrüßen. Am Nachmittag zuvor haben wir sie etwas unbeachtet passiert, da Leonard die Aufmerksamkeit bei sich hatte, verständlich nach dem langen Rumgezuckele. Heute geht es frohen Schrittes vorbei an einem Wasserfall und einem kleinen See, der von Fischreihern und Stockenten bewohnt wird, Richtung Süden. Am Parkplatz angekommen reihen wir uns in die Kolonne der Aufsteigenden ein, passieren eine malerische Fußgängerbrücke und stärken uns erst einmal nach einem kurzen Aufstieg mit Blick ins Tal. Zeitgleich zum Aufstieg ertönen Dudelsackklänge vom Parkplatz – die optimale Einstimmung für unser Wanderabenteuer. Schnell wird es richtig steil und wir (insbesondere ich) kämpfen uns die Steinstufen empor, entlang an einem Gebirgsbach, der in Stromschnellen und kleinen Wasserfällen den Hang herunter wirbelt. Der Weg scheint nicht zu enden und alle, die uns entgegen kommen, meinen, dass sie nicht bis ganz oben waren. An einem kleinen natürlichen Schwimmbecken auf halber Höhe und nach anderthalb Stunden Anstieg entscheiden auch wir uns umzudrehen, da der Weg keine „Besserung“ verspricht und wir nach dem Abstieg auch noch über eine Stunde bis zu unserem Campingplatz unterwegs sind. Wir wunderten uns schon, wo oder was genau jetzt dieses „Verborgene Tal“ sein soll, wie sich der Wanderweg nennt. Unten angekommen erfahren wir, dass wir den komplett falschen Anstieg gewählt haben und der eingeschlagene Weg maximal als Abstieg gedacht ist. Tja, das passiert, wenn man ungefragt der Herde hinterher trottet. Da unser eingeschlagener Hinweg kurz unterhalb des Parkplatzes endete, hat es uns nicht wirklich verwundert, dass wir keinen Wegweiser oder Ähnliches gesehen haben, die Anderen gehen ja auch hier lang, dachten wir uns. Tja, hätten wir doch noch einmal genauer in unseren Reiseführer gesehen, denn dort hätten wir gelesen, dass wir zwischen der linken und mittleren „Schwester“ den eigentlichen und auch einfacheren Weg gefunden hätten. Sei es drum, wir sind kräftemäßig am Ende und der Rückweg will und will nicht enden – noch eine Weide, noch ein Gatter, am See vorbei und dann immer noch eine halbe Stunde. Wir taumeln auf den Zeltplatz und sind glücklich als wir alle Vier von uns strecken können. Leonard hingegen ist begeistert, endlich kann auch er wieder herum krabbeln und sich seiner Spielzeugkiste widmen – umwerfen und alles auseinander nehmen, macht doch am meisten Spaß. In der untergehenden Abendsonne lassen wir uns unser schnelles Abendbrot schmecken und Leonard geht seiner neuen Lieblingsbeschäftigung nach: auf Brot rum kauen. Unser Zeltplatz ist auch nicht wieder zu erkennen: So ruhig und friedlich wie es am Abend zuvor war, geht es heute nicht mehr zu. Jedes freie Fleckchen wird mit Zelten bestückt – Willkommen Wochenende – und Feuerrauch vernebelt die Luft, um die Mücken fern zu halten, nur die bunten Fähnchen wirbeln weiter freudig durch die Luft. Uns ist das alles relativ egal, da wir schnell unter unserer Decke verschwinden.

Gemütlich starten wir in den nächsten Tag: Bus von oben bis unten wieder ordentlich einräumen, gemütlich frühstücken, Mama zum Geburtstag gratulieren, einen kleinen Abschiedsspaziergang über unseren Zeltplatz am Fluss entlang, Kanister aufladen und schon geht es Richtung Norden weiter. Durch Glen Coe hindurch fahren wir am Wasser entlang und finden zum Mittag ein sehr hübsches Café mit leckerem Essen, ein absoluter Glücksgriff bevor es weiter in die kargen Highlands geht. Die Berge werden immer höher, wir passieren Schottlands höchsten Berg Ben Nevis und fahren durch moosbewachsene Täler, vorbei an sprudelnden Flüssen über die sich die ein oder andere Steinbrücke spannt bis zur Isle of Skye. Eine große Brücke bringt uns auf die bergige Insel und im Reiseführer wird auf einen Naturpfad aufmerksam gemacht, an deren Ende man möglicherweise Otter beobachten kann. Wir machen uns erst einmal auf die Suche nach dem Pfad und landen auf einer kleinen einspurigen Straße. Der Parkplatz, den wir finden, liegt direkt an der Küste. Von der erhöhten Stelle schauen wir auf den weißen Leuchtturm, der den Fähranleger flankiert und weiße Wellen bauschen sich im Meer auf. Der Wind ist so stark, dass er unser Auto kräftig durch rüttelt. Nachdem Stefan kurz die Lage sondiert und feststellt, dass wir nicht weg wehen werden, laufen wir zum Beobachtungsposten einen kleinen geschützten Waldweg entlang. Otter und Robben sehen wir zwar nicht, dafür ganz aus der Nähe einen Seeadler, der majestätisch aus den Wipfeln empor steigt. Da wir denken, dass jetzt am Wochenende auch hier sehr viel los sein wird, bleiben wir auf unserem einsamen Parkplatz den Naturgewalten ausgesetzt und lassen uns in den Schlaf rütteln – in der Hoffnung, dass uns die Ranger nicht entdecken, da wir hier eigentlich nicht über Nacht stehen dürfen. Morgen wollen wir aber direkt noch einmal unser Glück mit den Ottern versuchen.

Die Nacht kann von meiner Seite aus nur als Horrornacht bezeichnet werden: Kurz nach Mitternacht fing es an zu regnen und zu stürmen und der Wind rüttelte voller Inbrunst an unserem Auto. Ich hatte keine ruhige Minute mehr und an Schlaf war nicht zu denken. Hinzu kam, dass etwa eine halbe Stunde später ein Auto auf den Parkplatz rollte und wir uns die tollsten Sachen ausmalten. Nach einer Wendung vor unserem Stellplatz suchte er sich dann aber selbst ein Plätzchen und fuhr geradewegs hinten in eine kleine Senkung rein – uns war klar: Hier können wir morgen helfen. Nachdem Stefan das Auto noch einmal umgeparkt hatte und wir somit dem Wind weniger Angriffsfläche boten, konnte ich den kläglichen Rest der Nacht noch einmal gut schlafen. Morgens war das Wetter unverändert schlecht und wir fuhren erst einmal in den größeren Ort auf der Isle of Skye, versorgten uns mit Leckereien aus dem Supermarkt und fanden dann Zuflucht in einem Touristenzentrum mit gemütlichen Sofas, Kaffee, kostenlosem Internet, sauberen Toiletten und dem wichtigsten, einem Dach über den Kopf, denn draußen regnete es sich so richtig ein. Die Wetterprognose für die nächsten Tage sah nicht besser aus, aber da wir auch nicht unverrichteter Dinge fahren wollten, machten wir uns am frühen Nachmittag doch zu den Hotspots der Insel auf. Häufig bestand die Fahrt darin, kurz anzuhalten, ein Foto von nebelverhangenen Klippen und Bergen zu machen und weiterzufahren. Aber irgendwie gehört das Wetter auch zu einem Schottlandurlaub und so ließen wir es uns nicht nehmen auch eine kleine Wanderung zu starten. Die Stimmung war mystisch im Angesicht der zerklüfteten in Nebel gehüllten Bergspitzen. Zu allererst hüllten wir Leonard in die Regenplane des Buggys, was erstaunlicherweise gut funktionierte, nur wir sind natürlich mit Null Funktionskleidung oder Ähnlichem bestückt und so trieften wir auf halber Strecke schon wie die nassen Schafe an denen wir vorbei marschierten – nur dass ihnen wahrscheinlich dabei deutlich wärmer war als uns. Wir wanderten über besagte Schafwiese und nach wenigen Minuten waren unsere Schuhe vom morastigen, mit Wasser vollgesogenen Moos und Gras komplett durchnässt. Steil stiegen wir tapfer weiter den kaum sichtbaren Trampelpfad hinauf, bis wir auf den eigentlichen Wanderweg gelangten, scheinbar haben wir unbewusst eine Abkürzung genommen. Wir trafen ein paar weitere mutige Gesellen, alle kleidungsmäßig besser ausgestattet als wir es waren, aber keiner hatte die steile Passage genommen vor der auch wir kurz danach standen. Der Wind zerrte an uns und so entschieden auch wir uns umzukehren. Beim Anstieg hatten wir gar nicht bemerkt, wie stark der Wind und der Regen uns von hinten durchnässt haben, aber auf dem Rückweg schlugen uns die Regentropfen heftig entgegen und wir kämpften uns zum Auto zurück, komplett durchnässt, so dass wir uns erst einmal kurz unter der Bettdecke aufwärmten, bevor es in trockenen Klamotten weiter ging. Leonard hat alles gemütlich verschlafen und war erst beim Wechseln der Klamotten wenig darüber amüsiert. Über kleine Straßen ging es weiter Richtung Westen, durch verschlafene Orte, die wetterbedingt noch etwas trostloser und einsamer wirkten. Das Schloss was wir uns anschauen wollten, war bereits geschlossen und die letzte Strecke legten wir in einem Nebel zurück, der einem die Hand vor Augen nicht sehen ließ. Ziel sollte ein Leuchtturm sein, zu dem man aber auch noch hätte laufen müssen und erneut hofften wir auf den nächsten Morgen. Zu allererst waren wir aber erst einmal froh einen Parkplatz gefunden zu haben, auf dem wir übernachten konnten. Gemütlichkeit kam aber nicht wirklich auf, denn Kälte und Nässe krochen durch das Auto.

Der Morgen entschädigte uns mit einem wundervollen Blick direkt aufs Meer, eingefasst von steilen Küstenvorsprüngen, denn der Nebel hatte sich verzogen, der Regen leider nicht. So sahen wir den Leuchtturm nicht und fuhren zurück zu unserem Touristenzentrum und überlegten fieberhaft, was wir jetzt machen. Im Bus war es ungemütlich, unsere Kleidung war weiterhin nass und Stefan schlug vor, in einem Cottage unter zu kommen. Nun folgten fast zwei Stunden Recherche, aber auf der Insel war nichts zu finden und wir waren langsam komplett entnervt. Alles schien ausgebucht und auch der Besuch der Touristeninformation brachte keine brauchbaren Ergebnisse – die einzige Adresse, die wir bekamen, hatte angeblich nichts mehr frei, als sie hörte, dass wir mit einem Baby unterwegs sind. Aber so landeten wir tatsächlich bei einer absoluten Traumunterkunft, denn da wir von der Isle of Skye die Nase voll hatten, schauten wir, was sich auf dem Festland für Unterkünfte befinden und fanden direkt ein ansprechendes Bed and Breakfast, die laut Internetseite noch etwas frei hatten. Wir fuhren dann direkt dorthin und es war ein traumhafter Stopp und selbst nach einer Woche, in der wir ja bisher nicht wirklich etwas auszustehen hatten – im Gegenteil – wussten wir doch die Annehmlichkeiten einer Heizung, flauschiger angewärmter Badehandtücher und einer richtig heißen Dusche mehr als zu schätzen. Auch Leonard kam in den Genuss einer vollen, warmen Wanne und planschte genüsslich mit seinem Badespielzeug herum. Wir nutzten auch gleich die Möglichkeit, unsere nasse Wäsche durchwaschen zu lassen und nachdem wir seelig in dem weichen Kingssize-Bett geschlafen hatten, wachten wir am nächsten Morgen in einem sonnendurchfluteten Raum auf – welch eine Freude.

Ich nutzte Leonards Vormittagschlaf für einen kleinen Spaziergang auf einem Rundweg, der direkt vor der Tür startete und deren Beschilderung wir schon bei unserer Ankunft gesehen haben. Es war ein perfekter Start in den Tag. Die Sonne strahlte durch die Bäume und die hohen in allen Farben blühenden Rhododendron-Büsche rahmten den Weg ein, kleine Bäche plätscherten Richtung See und in der Ferne erhaschte man immer wieder einen Blick auf die steinigen, zerklüfteten Strände und das glitzernde Wasser. Der Rückweg führte dann auch nah am Wasser entlang und als i-Tüpfelchen passierte ich ein malerisches Cottage aus den für Schottland typischen grauen Feldsteinen mit roten Türen und Fenstern sowie einem in allen Farben blühenden Garten, einfach nur perfekt. Zurück in der Unterkunft wartete ein mega leckeres Frühstück auf uns, bei dem es an nichts fehlte – wir fühlten uns wie Könige. Satt und aufgewärmt, voller neuer Energie starteten wir noch einmal einen Versuch mit der Isle of Skye, nur diesmal entschieden wir uns für die Fähre. Dafür fuhren wir einmal um Loch Alshe herum, vorbei an einer Burg direkt am See gelegen und über einen Bergzug die Serpentinen hoch und wieder herunter, vorbei an kleinen Cottages, Steinzäunen und Schafherden. Die Fährfahrt war dann gleich ein besonderes Erlebnis, denn auf das kleine Schiff passten tatsächlich sechs Fahrzeuge, darunter ein Wohnwagen und wir – die Leute wussten in jedem Fall was sie taten, denn zwischen dem Vorder- und Hintermann konnte man ein Pfundstück klemmen, so dicht standen wir alle beieinander. Die Ankunft wurde zu allererst mit dem Schreck begleitet, dass einer der beiden Fährhunde ins Wasser plumpste und sich der Wohnwagen an der Seitenstrebe der Fähre fest gefahren hatte. Wir fuhren dann zu unserem Schlafplatz der ersten Nacht (denn die Fähre endete direkt in dem kleinen Ort), um noch einmal unser Glück mit den Ottern zu probieren und vom erhöhten Parkplatz erkannten wir, dass das Problem scheinbar gelöst wurde, denn die Fähre setzte bereits ihre Rückfahrt an, ohne Wohnwagen. Wir schlenderten mit Leonard den kleinen Waldweg entlang zum Aussichtspunkt und statt Ottern aalten sich auf den vorgelagerten kleinen Steininseln eine Robbe an der anderen. Wir erkannten sie nur nach und nach, da sie so in ihr Sonnenbad versunken waren, dass sie sich komplett regungslos den Bauch beschienen ließen. Zu Beginn wunderten wir uns über die Worte der Dame vom Parkplatz, dass hier Robben über Robben seien, denn wir sahen erst nichts. Über die erste Robbe freute ich mich dann wie ein kleines Kind und nach und nach erkannten wir, dass sie Recht hatte und wirklich viele Robben zu sehen waren. Glücklich kehrten wir zum Auto zurück, fuhren noch einmal die kurvige kleine Landstraße zurück und danach Richtung Elgol, einem kleinen Ort auf einer westlich gelegenen Landzunge der Insel. Die Fahrt war, wie im Reiseführer beschrieben, malerisch schön durch saftiges Weideland auf dem zahlreiche Schafe graste , flankiert von hohen Bergen. In Elgol hatte man eine fantastische Sicht auf die Cuillin Berge, die sich am Ende der Bucht erhoben. Davor schaukelten kleine Boote in den Wellen und selbst als Hochzeitsfotomotiv macht die Bucht etwas her, wovon wir uns direkt überzeugen konnten. So verbrachten wir den restlichen Nachmittag hier und abends schlugen wir unseren Weg Richtung Westhighlands ein. Da Leonard aber bereits ziemlich knülle war, schafften wir es nicht weit und fuhren recht bald neben andere Camper auf einen Rastplatz. Hier hatten wir einen schönen Sonnenuntergang über einem der zahlreichen Seen, die das Bild der Highlands prägen.

Am nächsten Morgen frühstückten wir begleitet von einem kleinen Rotkehlchen, das freudig um uns herum hopste und von einer Busladung nach der anderen, scheinbar hatten wir uns abends einen beliebten Fotospot ausgesucht. Zum Glück hat der Bus abgedunkelte Scheiben, so dass wir nicht ganz offensichtlich wie auf dem Präsentierteller saßen. Dann ging es Richtung Norden weiter. Die Landschaft wurde immer karger und die Berge immer höher und beeindruckender, mit gelben Ginsterbüschen überzogen und Wasserläufe schlängelten sich durch die Täler. Ab und an passierten wir einsame Gehöfte, verwunschen hinter dichten Hecken und üppig blühenden Rhododendronsträuchern, die so hoch wie Bäume in den Himmel ragten. Zwischenstopp legten wir in der kleinen und sehr ansehnlichen Hafenstadt Ullapool ein. Hippe kleine Läden und außergewöhnliche Cafés prägten den Straßenzug. Wir aßen eines meiner bisher besten Dhals, das mich direkt nach Kathmandu versetzte, und ein Panini mit roter Bete direkt am steinigen Strand der mit Bergen umgebenen Bucht. Alles in dem Ort wirkte klein und gemütlich. Wir schlenderten am Strand entlang und betrachteten die hübschen Häuser, die im Sonnenschein und hinter einer bunten Wimpelkette, die zwischen den Laternen gespannt war, ein fröhliches Bild ergaben. In dem Café, in dem wir bereits unser Mittag ergattert hatten, holten wir uns dann auch noch riesige Eiskugeln und ließen uns in der warmen Sonne auf einer kleinen Wiese nieder, um Leonard noch etwas Spielezeit zu ermöglichen. Frisch gestärkt und ausgeruht ging es weiter Richtung Norden. Die Szenerie wurde atemberaubender und wechselte gefühlt nach jeder Biegung um einen der zahlreichen Berge. Mal ging es entlang schnell fließender Bäche, über die ab und an kleine, runde Brücken führten, die sich bestehend aus grauen Steinquadern perfekt in das Bild der schottischen Highlands und seiner Gehöfte und Häuser einfügten. Dann umfuhren wir wieder einen der zahlreichen Seen, um hinter der nächsten Kurve ein Stück entlang des Meeres zu fahren und dann wieder die unwirtliche Landschaft der mit Moosen bedeckten Ebenen zu passieren, entlang an türkisblauen Wasserbecken und in der Ferne rötlichen Berghängen. Am späten Nachmittag erreichten wir dann die nordwestliche Küste und uns offenbarte sich ein wunderschöner, von Klippen eingefasster, weißer Sandstrand, der in einer Sanddüne endete. Mit einem langen Spaziergang entlang des Strandes und der untergehenden Sonne beendeten wir diesen schönen Tag, nicht zu vergessen mit den tausenden Hasen, die sich in dieser Gegend angesiedelt hatten. Auf der Düne konnte man immer wieder Eingänge des Hasenbaus erkennen, in denen die kleinen Hoppler schnell verschwanden, wenn man sich ihnen näherte – das war ein Gewusel, herrlich. Neben uns hatten es sich noch andere Camper für die Nacht bequem gemacht. Ein englisches Pärchen hatte sich direkt neben dem Eingang zum Strand postiert und schnatterte, auf Campingstühlen sitzend und mit einem Glas Wein in der Hand, mit jedem der Strandbesucher, ein abendfüllendes Programm.

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