34./35. Tag – Pushkar, Delhi, Varanasi

Sorry, sorry, dass ich erst jetzt schreibe, aber es war vorher echt nicht moeglich. Meine Berichte sind in meinem Kopf und viel ist passiert, aber es war einfach kein vernuenftiger Internetzugang aufzutreiben. ich hoffe, ihr habt euch nicht zu viele Sorgen gemacht. Ich bin jetzt zwar schon in Kathmandu, aber ich moechte fuer euch und natuerlich auf spaeter fuer mich alles lueckenlos berichten 🙂
In Pushkar kam dann der letzte Tag viel zu schnell. Am letzten Abend liessen wir es uns mit Oran noch einmal richtig gut gehen. Wir setzten uns an den kleinen See und beobachteten das lustige Treiben. „“Bezahlte Priester““, die mit ihren Schaefchen fuer deren Familien beten, Touris, die Fotos schiessen und Glaeubige, die sich in die Fluten stuerzen. Sofort wurden wir natuerlich auch wieder nach Fotos gefragt. Aber das macht man ja gern 🙂 So liessen wir uns mit einer ganzen Meute indischer Jungs fotografieren, die vorher in voller Montur in den heiligen See gesprungen waren, ja so nass waren sie dann auch. Es macht echt Spass, wenn man sieht, wie sehr sie sich dann ueber das Foto freuen. Spaeter assen wir dann wieder diese leckeren Lafa, mann, die vermisse ich echt und im Dunkeln genossen wir die Aussicht auf den See von einer Dachterasse. Die ganzen Lichter, die sich im Wasser spiegeln, dazu die Sterne und ab und zu eine Rakete, der Ausklang von Diwali. Ach ja, so koennte es doch eigentlich immer sein. Mit Oran machte es auch super viel Spass zu reden. Am naechsten Morgen dann noch ein letztes Fruehstueck in einem israelischen Cafe. Tja, wie ihr lesen koennt, gibt es hier echt viele Israelis und vieles fuer Israelis. Das ist ja aber schoen fuer Oran, so hat sie bestimmt schnell wieder jemanden gefunden. Auf dem Boden sitzend in Kissenbergen genossen wir die leise Musik und den Ausblick auf unseren Tempel. Wegverzehrung gekauft, ein letztes Mal Lafa gegessen und schon war der Abschied da. Es fiel mir schon etwas schwer, Oran allein an der Tuer zurueck zu lassen. Auch von unserer „“Familie““ verabschiedete ich mich herzlich, sie waren aber auch toll. Zu Diwali schenkten sie uns Gebaeck und immer hatten sie einen guten Tipp fuer uns. Ab zum Bus und den besten Platz ergattert – direkt neben dem Busfahrer. So hatte ich noch einmal einen tollen Blick auf Rajasthan mit seiner weiten, roten, steinigen Wueste und seinen Bergen. Bewundernswert wie die Busfahrer das hier hinbekommen, in diesen klapprigen Bussen und dann diese gewundenen Strassen, aber mein Vertrauen ist grenzenlos. In diesem Moment dachte ich wehmuetig daran, dass ich das Fortbewegen in indischen Bussen und Bahnen und ueberhaupt dieses Leben hier richtig vermissen werde, wenn ich irgendwann wieder zu Hause bin. Denn es ist einmalig, so reich an Gefuehlen und Herzlichkeit. Rajasthan war aber auch ein toller Ort. Nicht ganz so dreckig wie man es aus so manch anderen Staedten gewoehnt war. Vielleicht liegt es ja an der Vielzahl von Kuehen, die hier auch vornehmlich als Muellverwerter eingesetzt werden. Es ist schon ein lustiges Bild, wenn sie auf den Strassen von einem Haufen zum anderen ziehen und munter Zeitungen und Plastik in sich reinstopfen. Es ist schon ein Ort wie aus 1001 Nacht, mit den Kamelen, Elefanten und der tollen Architektur. Und man selbst mittendrin. Wow. Schade, dass ich nicht noch ein paar Tage laenger bleiben konnte, denn dann ist hier das Kamelfestival mit allem Drumherum. Naja, auf alle Faelle wartete dann eine nette Frau aus dem Bus mit einer Riksha, bis ich mich mit meinem Gepaeck endlich aus dem Bus gekaempft hatte. Auf dem Bahnhof, 3 h zu zeitig, sass ich dann auch zwischen 6 putzigen Moslems, ganz in weiss und schon wieder mit einem Fotohandy bewaffnet. Ach, diese Inder. Dann wurde es doch etwas unheimlich, da ploetzlich nur noch Bettelkinder um mich herum waren und auch nicht daran dachten zu gehen. Froh als der Zug endlich da war und ich meinen Platz hatte, lernte ich dann auch schnell wieder einen netten indischen Familienvater kennen. Es war schon sehr interessant, doch er meinte es dann mit seiner Fuersorge schon zu gut und ich fuehlte mich am Ende doch etwas zu belehrt. Zumindest wusste ich dann, auf was ich doch alles achten solle, zum Glueck bin ich ja nicht schon ein paar Wochen unterwegs. Dieses Zugfahren war dann wieder ganz anders. Damals beim Reservieren war nur teure AC verfuegbar. So sass ich in einem Zug, viel zu kalt mit getoenten Fenstern, die auch nicht zu oeffnen waren, dafuer mit einer Rundumversorgung an Essen. Ich vermisste mein Gezuckel und meine Pritsche aus der Sleeperclass. Neben uns sass eine indische Familie mit 2 Kindern, aber mit einer westlichen Mutti sowie einem richtig sympathischen Maedchen. Kurzerhand ging ich zu ihr rueber, da ich mich die ganze Zeit fragte, ob sie ein Au Pair in der Familie ist. An dieser Stelle viele Gruesse an dich, Anne 🙂 Sie heisst Emilie, kommt aus Schweden und war die Lehrerin von den beiden. So verbrachten wir eine sehr lustige Zugfahrt. Am Ende steckte mir ein aelteres, deutsches Ehepaar noch ein paar Yuan zu, die sie aus Tibet mitgebracht hatten. Ja, so ist das hier, in Ruhe Zug fahren, was ist das? Doch es ist toll!!! Dann in Delhi raus auf den verlassenen Main Bazar und zum Hotel. Es ist schoen, wenn man in einer Stadt ankommt und weiss, wo man hin muss, besonders wenn es dunkel ist und das ist hier um 6 uhr. Die Nacht war kurz und frueh um 5 klingelte der Wecker, tja, der Zug wird nicht auf mich warten. Der Zug hatte dann aber 1 h Verspaetung, welch Ueberraschung. Also hiess es in der Menschenmasse warten. Als der Zug dann kam, brach ein Ausnahmezustand aus. Sowas habe ich noch nie erlebt. Es gab keinen Weg vor noch zurueck. Auf niemanden wurde Ruecksicht genommen und so hatte ein kleines Baby auch schon einmal eine Tasche im Gesicht. Von hinten wurde gerufen und geschimpft, doch wohin, wenn von vorn auch wieder Leute kommen. Und das bei einem Zug, in dem alle Plaetze reserviert sind, man kann es nicht glauben. Irgendwann stand ich dann auch gepresst mit 10 anderen im Abteil zwischen doppelt so vielen Koffern und Saecken. Als ob alle auswandern. Es ging gar nichts mehr, man konnte sich nicht bewegen und schon gar nicht sitzen. Das Chaos wurde perfekt, als ein aufgebrachter Mann hereinstuerzte, mich zur Seite schob und mein Bett mit seinem Kram belud. Er hatte angeblich auch Sitznummer 62. Wir verglichen, mhh, stimmte. Leider sprach keiner um mich herum Englisch. Papiere wurden hin und hergeschoben und alle sprachen aufgeregt durcheinander. Es wurde immer lauter. Irgendwann bruellte auch ich mich mit ihm an, weil er systematisch weiter sein Zeug verbreitete und auch noch seine Frau mit ins Abteil zerrte (zu den 10 Mann, die schon da waren *nerv*) Irgendwann bermerkten wir dann doch, dass er im falschen Zug war, jetzt war niemand mehr zu halten, alle waren verunsichert. Ist das jetzt der richtige Zug? „“Schnell““ raus zum Reservierungsbrett – ok, Name gefunden, richtiger Zug. Der Zug rollte los und schlagartig war alles ruhig, jeder sass wohlbehuetet auf seinem Platz. Kaum vorzustellen, dass hier vor ein paar Minuten noch so ein Aufruhr herrschte. Das war meine erste Zugfahrt, bei der ich niemanden im Abteil hatte, der Englisch sprach. Die Frauen waren laut, das Kind rotzfrech und wurde trotzdem die ganze Zeit mit Essen vollgestopft. So verkroch ich mich erstmal auf mein Bett. Nach ein paar Stunden gesellte ich mich dann doch runter und irgendwie geht es auch mit Haenden, Fuessen und Kopfgewackel. Ich glaube, das habe ich jetzt ganz gut drauf 😉 Mit meinen Haaren stiess ich wieder mal auf Unverstaendnis, dazu nicht verheiratet, keine Fussringe, -ketten und keine Armreifen. Die Mutter schuettelte immer nur den Kopf. Doch was solls, wenn sie lachten, dann verstand ich eh nichts und das ist manchmal auch besser. Es war aber trotzdem eine angenehme Atmosphaere. Mit der kleinen Schwester schaute ich mir dann meine bisherigen Fotos an. Ich glaube, sie hat ausser ihrem Heimatort und Delhi noch nichts weiter von Indien gesehen. Am Ende sagte sie mir, dass sie das sehr gluecklich gemacht haette. *schnueff* Als sie ausstiegen, war ich ploetzlich ganz allein in meinem Abteil und so machte ich mich auf die Suche nach Katja, die mich auf dem Bahnhof angesprochen hatte. Wir quatschten dann auch die restliche Fahrt ueber und es war super schoen. Sie kommt aus Koeln und arbeitet dort bei der Polizei. Ja, so fuehlt man sich sicher 😉 Ich war auch super happy, nicht allein in Varanasi angekommen zu sein. Denn die Rikshafahrer haben hier einen genauso schlimmen Ruf wie in Agra und Jaipur, davon konnte ich mich ja schon ueberzeugen und natuerlich enttaeuschten sie uns nicht. So wurden wir gleich wieder von Hotelschleppern belagert, ein paar heftige Worte auf der Strasse, ein kleiner Snack und schon ging es besser und wir fanden auch schnell unser ausgewaehltes Hotel in den engen, verwinkelten Gassen von Varanasi. Wir quatschten dann noch bis in die Nacht. Ich bin so froh, sie getroffen zu haben, denn das war eine einmalige Zeit in Varanasi und ein toller Abschied von Indien. (Also Katja, wenn du das liest – Vielen Dank fuer die tollen Gespraeche, ich vermisse es, aber wir sehen uns beim Koelner Karneval und der Puppenverbrennung !!!)

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