29./30. Tag – Rajasthan, Jaipur

So, da bin ich wieder und schreibe euch aus dem schon sehr heissen Rajasthan. Dann beginne ich mal mit dem Berichten, denn ich weiss gar nicht, wann ich das naechste Mal wieder ein Internet finde, staut sich doch immer ein bisschen auf mit der Zeit.
Der erste Abend allein gestaltete sich dann doch noch recht interessant. Ich wurde von einem Inder zum Tee eingeladen, war auch eigentlich ganz nett, aber als er mir dann seine Liebe beteuerte, wurde es mir dann doch etwas zuviel. Die indischen Maenner sind schon wirklich ein komisches Voelkchen und ich habe mir geschworen, nie wieder mit jemanden hier einen Tee trinken zu gehen. Und dabei war er echt nett, doch ein normales Gespraech dann auch nicht mehr moeglich, wie soll man denn dann etwas von den Leuten hier mitbekommen? Die Frauen sind meist zu schuechtern und die Maenner, tja… da fehlen mir schon etwas die Worte. Doch es gelingt einem recht gut, den ganzen Tag auf Durchzug zu schalten, nur leider bleibt man dann halt nur bei den Travellern haengen. Aber wir hatten ja auch schon nette Ausnahmen, von denen wir dann doch ein bisschen etwas ueber die Kultur und Indien kennengelernt haben. Die erste Nacht war dann auch etwas merkwuerdig, so ganz allein in dem grossen Bett. Bin dann aber schnell eingeschlafen und am naechsten Tag noch einmal in unserem kleine Cafe fruehstuecken gewesen. Die angenehme Musik, ein leckerer Schwarztee (bin hier schon zu einem Schwarzteejunkie mutiert, da man ihn ueberall findet und es ansonsten keine grosse Auswahl gibt) und das Zusammensitzen mit anderen Travellern – es war echt schoen. Und ich konnte mir gar nicht vorstellen bald im Zug nach Jaipur zu sitzen. Schnell hatte ich dann auch wieder einen neuen Gespraechspartner, einen ganz eigenartigen Californier der meine Hand beim „“Hallo sagen““ extrem lang festhielt. Ja, sind denn hier alle verrueckt geworden? 😉 aber kein Problem, ich habe mich dann ganz schnell zu zwei deutschen Maedels verkruemelt und mit ihnen richtig nett gequatscht. Sie kamen gerade aus Nepal und so ergatterte ich noch ein paar nuetzliche Tipps. Die Zeit verging dann auch wie im Flug und das ewige Gefeilsche um die Rikschafahrt begann. Das erste Mal allein und es war auch wesentlich schwieriger. Dann ab zum Bahnhof. Dort, auf dem Weg zu dem kleinen versteckten Gleis, fummelte mir so eine kleine, dicke Frau am Rucksack und Guertel herum. Grrr. Doch irgendwie schaffte ich es dann auch in den Zug und unsere Fahrt begann. Ich teilte mir dann das Abteil mit so ein paar jungen Indern, die sich waehrend der Fahrt Vokabeln abfragten und sichtlichen Spass hatten. Sehr angenehm. Es war wieder einmal trostlos mit dem Zug aus Delhi zu fahren. Slums saeumen die Gleise, wohin das Auge blickt, Bretter- und Wellblechhuetten, manchmal nur Zelte. Kinder in Lumpen rennen zwischen den engen Gassen herum, Maenner schlafen auf den Gleisen und die Muellberge tuermen sich stellenweise neben den Zelten. Auf einem Schutthaufen lag eine dicke Kuh mit einem kleinen Vogel auf den Hueften. Die Daecher sind bestueckt mit blauen und schwarzen Plastiksaecken und die Waesche baumelt im Staub. Dort wieder ein kleiner Shop, vollgepackt mit Eisenartikeln und Maenner, die schwere Platten auf dem Kopf tragen. Trotzdem laufen alle Frauen in sauberen, farbenpraechtigen Saris herum. Sind das dieselben Frauen, die in diesen Huetten oder Zelten wohnen? Ich kann es nicht glauben. Doch genau das ist Indien, so arm und so lebendig. Soviele Kinder habe ich in Deutschland nie auf der Strasse spielen sehen, alles ist voller Leben. So verging die Fahrt recht schnell. Die Ankunft in Jaipur war dann auch wirklich, wie in jedem Reisefuehrer beschrieben…
Ein Rikschafahrer belagerte mich auf dem ganzen Weg nach draussen, um mir eine Fahrt fuer nur 10 Rs ueberall hin anzubieten. Nur leider ist es dann so, dass sie einem nicht zu dem Hotel bringen, in das man moechte oder bei irgendwelchen Laeden anhalten, wo sie Provision bekommen. Es war aber schon nachts, so dass ich mich dann zum Prepaidschalter begab. Da ist ja alles sicher, dachte ich mir so… Dann traf aber auch wieder alles zu, vor dem man gewarnt wurde. 2 Maenner in einer Rikscha, dann nach einer umstaendlichen Fahrt endlich am richtigen Hotel, sollte es ploetzlich keine freien Zimmer mehr geben, ja was fuer ein Zufall, natuerlich gab es noch welche und dann bot er sich auch noch als Guide an. Oja, bei so viel Vertrauenswuerdigkeit wuerde ich ihn bestimmt kontaktieren. Hinzu kam, dass das Zimmer etxtrem teuer und warm war und die Spuelung gar nicht funktionierte. Doch was solls. Ich lag frohen Mutes im Bett und eher wuetend ueber so viel Dreistigkeit als aengstlich allein in dieser grossen Stadt zu sein. Am naechsten Tag stellte ich mir dann extrem zeitig den Wecker, um mich auf Hotelsuche zu begeben. Um 10 Uhr war schon check-out-time. So machte ich mich also auf den Weg durch die verschlafenen Strassen. Ich glaube, das ist genauso doof, wie nachts hier rum zu rennen. Irgendwann erreichte ich dann auch total genervt mein auserwaehltes Domizil. Denn ich wurde auf einem Kilometer Fussweg mindestens 20 Mal angesprochen: „“Hello Madam, Rikscha?““ Denn, wenn noch alle schliefen, die Rikschafahrer mit Sicherheit nicht. An diesem Morgen ging es bei mir aber echt nicht mehr. Vielleicht, wenn man hier fuer mehrere Monate ist, kann man es irgendwann ueberhoeren, doch soweit bin ich wohl noch lange nicht. Nicht einmal die Musik ueber Kopfhoerer konnte helfen, denn dann wurde man noch penetranter angesprochen. Und sagt man zu dem einen „“Nein““, kommt trotzdem der Naechste, denn ich koennte es mir ja in 3 Sekunden anders ueberlegt haben. Naja, auf alle Faelle hatte ich dann ein Zimmer fuer die Haelfte und begab mich wieder auf den Rueckweg zu meinem alten Hotel. Auf dem Weg zurueck sah ich dann auch 2 Wagen von Kamelen gezogen. Das war so unwirklich und schoen, wie diese andaechtigen Tiere ueber die Strasse schaukeln, dass meine Gereiztheit sofort verflogen war. Das erste Hotel war natuerlich auch sehr viel schoener, mit einem tollen Innenhof, in dem sich ein wundervoller Garten befindet. Fast wuenschte ich mir schon, die Nacht wieder hier zu schlafen, doch nun war es zu spaet. So ass ich also umgeben von Vogelgezwitscher Fruehstueck und kam zur Ruhe von diesen vielen Menschen und dem Laerm der letzten Stunden. Ich lernte auch eine ganz liebe Hollaenderin kennen, die mit 2 Kanadiern unterwegs war. Es war einfach nur nett, sich mit jemanden nett und ungezwungen zu unterhalten. Das machte alles viel einfacher, auch wenn man merkt wie einfach es eigentlich ist. Wenn man allein sein moechte, dann ist es ok und wenn man Lust auf Gesellschaft hat, dann findet man auch ganz schnell jemanden. Mein Gepaeck liess ich dann in dem Hotel und begab mich auf in die Altstadt. Diese ist ganz in rot/rosa getuencht. Das wurde damals zu Ehren Prince Alberts vollzogen, als er auf einem Staatsbesuch in Jaipur war und nun stehen die Haeuser unter Denkmalschutz, so dass auch noch in vielen Jahren die Stadt in Rottoenen erstrahlen wird. (Wissen aus dem Reisefuehrer) Auf dem Weg kaufte ich mir etwas zu Trinken und da stand dann ein kleiner Junge mit so einem langen, schmutzigen Hemdchen und deutete auf ein Stueck Cremetorte. Ich kaufte ihm ein Stueckchen und er stolzierte mit seiner Eroberung davon. Man kann davon halten was man moechte, aber in diesem Moment tat ich ihm einen Gefallen und mir auch, denn es freute mich, ihm diese Cremeschnitte auf einem Teller mit Loeffel servieren zu koennen. Dann kam ich wieder mal an einem Mc Donalds vorbei und es war ein sehr lustiges Bild, als ein Inder in dem Arm von einem Plastik-Ronald in Form einer Bank sass 🙂 Dann rein in den Bazar. Ihr koennt euch dieses Getuemmel gar nicht vorstellen. In 2 Tagen soll ja Diwali beginnen, ich weiss nicht, ob hier immer soviele Leute sind oder aufgrund des Festivals solche Masse an Menschen ist. Tausende robben sich durch die Strassen und bestimmt noch einmal so viele Rikschafahrer. Doch es ist trotzdem atemberaubend, diese roten Haeuser und alles ist festlich geschmueckt. Dann traf ich auf der Strasse eine super liebe Israelin. So quetschten wir uns dann durch die Strassen und quatschten. Meine Sightseeingplaene warf ich erstmal ueber den Haufen. Ich hatte auch nicht mehr wirklich Kraft dafuer. Wir waren dann nur noch auf der Suche nach einem Ort der Ruhe, wo wir was trinken koennen. Sie erzaehlte mir, dass sie 2 Jahre bei der Armee war (wie alle Maedchen und die Jungs muessen glaub ich sogar 3 Jahre ihren Grundwehrdienst ablegen) und danach ein Jahr gearbeitet hat, um nun zu reisen. Das machen wohl sehr, sehr viele Israelis und davon konnte ich mich dann auch bald ueberzeugen. Frisch gestaerkt stuerzten wir uns wieder rein ins Getuemmel, diesmal etwas gelassener und so sind dann auch ein paar nette Fotos vom Bazar entstanden mit den kleinen roten Buedchen rechts und links von der Strasse. Dann kamen wir zum Palast der Winde (ein gigantisches Gebaeude) es besteht eigentlich nur aus einer Mauer mit kleinen verwinkelten Fenstern. Es wurde errichtet, damit die Haremsdamen den Festumzuegen auf der Strasse zusehen konnten, ohne selbst gesehen zu werden. Ich wollte dann zum Amberfort weiter. So verabredete ich mich mit Oran (das ist der Name der Israelin) fuer den naechsten Morgen am Busbahnhof. Denn so lange wollte ich dann auch nicht mehr in dieser Stadt verweilen, es war einfach zu voll. Ich wartete dann wieder mal an irgendeiner Stelle auf der Strasse auf den Bus, wird schon richtig sein. Und sofort hatte ich wieder Gesellschaft. „“Where do you come from?““ „“What’s your name?““ Eigentlich total freundlich, aber man weiss immer nicht, sind sie einfach nur interessiert oder wollen sie die spaeter wieder etwas aufquatschen. Das fragt man sich dann auch noch mehr, wenn man allein unterwegs ist. But don’t worry. Wie immer, alles ok. So fuhren wir an einem superschoenen Wasserschloss vorbei und erreichten das Amberfort. Es ist so grossartig, wie dieser riesige Festungspalast am Berghang steht und sich im Wasser spiegelt. Im See wurden die Elefanten gewaschen, wie toll, hier in Rajasthan das erste Mal Kamele und Elefanten gesehen und man kommt sich wirklich vor wie in einem Maerchen aus 1001 Nacht. Dazu Maenner mit bunten Turbanen. Dann ging es daran den Weg zum Fort erklimmen, oh mann, ich bin echt nichts Gutes mehr gewoehnt 😉 Es war dann auch traumhaft schoen, mit verwinkelten Gaengen und grossflaechigen Saelen. Ein bisschen unheimlich war es schon, da kaum Touristen da waren. Ich dachte erst schon, dass ich falsch ausgestiegen bin, doch am Ende hatte ich sogar das Glueck ein bisschen bei einer deutschen Reisegruppe zu lauschen. Die Aussicht war grossartig und so genoss ich es einfach nur, auf der Mauer zu sitzen und ins Tal zu schauen. Unten wurde ich dann von einem aelteren, indischen Paerchen angesprochen. Sie konnte nicht mehr so gut laufen und so erzaehlte ich ihnen was man sich oben anschauen kann und wir sprachen eine Weile angenehm miteinander. Zurueckzu wollte ich natuerlich wieder den Bus nehmen, doch der Kassierer wollte mich nicht reinlassen, da nebenan eine Rikscha stand, die mich nach Jaipur bringen wollte. Ich schob ihn einfach bei Seite und stieg ein und war somit wieder die Attraktion im Bus. Es macht einfach soviel Spass Bus zu fahren 🙂 Ich war richtig gluecklich, da alles so gut geklappt hat, die Sonne ging langsam unter und man konnte auf der Fahrt toll bemalte Elefanten und noch einmal das Wasserschloss sehen. Zwischendurch hatte ich zwar keine Ahnung wo der Bus langfuhr, aber man kommt hier immer an Ziel. Der Kassierer war erleichtert, als ich dann draussen war, denn er wollte mich schon vorher wieder an einem Rikschastand rausschmeissen. Doch ich blieb einfach sitzen. Dann liess ich mich zurueckzu einfach nur im Strom treiben. Komisch mit welchen Gefuehlen man die Menschen und das Gerangel aufnehmen kann. Am Morgen war ich total fertig und abends war es das Schoenste ueberhaupt. In der untergehenden Sonne die Leute beobachten, kleine Kinder, die mich gruessen, Frauen, die schuechtern laecheln, Maenner, die um Toepfe feilschen. Wahnsinn. Wenn man selbst nichts kauft, ist ein Bazar echt entspannend. Dazu auf allen Strassen Musik ueber den Lautsprecher. Toll! Zurueck in meinem alten Hotel habe ich dann Abendbrot gegessen und wieder die Hollaenderin getroffen. Sie hat ein Haus im Sueden von Indien und einen Freund in den USA, ganz schoen verzwickt. Es war ein super schoener Ausklang des Tages. Dann in einer Fahrradrikscha zu meiner neuen Unterkunft. Rein ins Getuemmel. Ich habe so eine Bewunderung, wie die Inder diesen Verkehr hinbekommen und auch der Typ mit der Rikscha, Hochachtung davor. Es wurde dann auch ein sehr laute Nacht. Denn zu Diwali begnuegen sie sich nicht nur mit kleinen Lichterketten, nein sie lieben Boeller. Aber gegen diese hier, sind unsere China-Boeller gar nichts. Und so schlief ich vielleicht 3 h und hoffte, dass ich Oran dann am naechsten Morgen am Busbahnhof treffe…

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