136.-138. Tag – Phu Quoc

Am naechsten Morgen standen wir extra frueh auf und beobachteten den Sonnenaufgang ueber dem Meer – leider war wieder alles ein bisschen zugehangen, aber trotzdem ein tolles Farbenspiel, das in den Wolken zu beobachten war. Wie immer wurden wir von massig vielen Hunden belagert, die zur Anlage gehoeren. Knuddelalarm. Wir assen jeden Morgen den besten Bananapancake ever und genossen die ruhige Zeit des Morgens, wenn die meisten noch schliefen. Ab diesem Tage waren es dann auch mehr Touristen, die im „“My Lan““ eincheckten und wir fluechteten in die andere Richtung den Strand entlang – wateten durch das Wasser, fanden wieder einmalig schoene, grosse Muscheln und genossen die Pause im Schatten grosser Felsbrocken, die sich am Strand auftuermten. Spaeter spielten wir wieder mit Volleyball und es machte wie immer sehr viel Spass, besonders wenn man immer nur mit Haenden und Fuessen kommuniziert. Die Kleinen waren echt gut und besonders ein etwas 12-Jaehriger war super lustig und putzig. Er brabbelte die ganze Zeit rum, aber ich verstand ja eh nie was, naja manchmal konnte man sich denken, warum sie grad schimpfen oder lachen 🙂 Dann assen wir wieder Abendbrot zusammen und die anderen leisteten uns Gesellschaft. Der kleine Kellner, sein Name ist uebrigens Tham, bekam dann auch von mir die Tintenfische, die faelschlicherweise auf meinem Essen gelandet waren. Die verspachtelte er fleissig und grinste die ganze Zeit uebers Gesicht. Jedesmal, wenn wir ihn sahen, begruesste er uns mit „“Xinjao““ und strahlte dabei von einem Ohr zum anderen. So waren wir dann doch wieder eine groessere Runde zusammen mit Cong, Cuong und unserem Motorradtaxifahrer. Und wieder wurde ich mit Vokabeln ueberhaeuft, aber es war lustig und fuer den naechsten Tag planten wir einen Besuch in An Toi, der Hafenstadt im Sueden der Insel. Spaeter gingen wir noch ans Wasser, setzten uns auf die Liegen und heulten den Mond an 😉
Der naechste Tag war dann ein grosses Abenteuer. Da es doch recht frisch war am Abend zuvor, lieh ich den beiden Jungs meine Jacke und meinen Pullover. Am naechsten Morgen war dann allerdings die Jacke verschwunden. Keiner wusste recht, wo sie sein koennte und es war auch erst frueh um 8, also ein Tourist kam wohl kaum in Frage. Naja, wir fuhren erstmal nach An Toi, in der Hoffnung, dass sich alles geklaert haette, wenn wir wieder zurueck sind. Zuerst ins Internet und dann auf den ueberfuellten Markt. So schlenderten wir durch die engen Gaenge und ich konnte meine vietnamesischen Vokabelkenntnisse anwenden. Und es funktionierte auch gar nicht so schlecht. Manchmal musste ich es halt nur 5 x wiederholen. Aber vielleicht weil sie es auch einfach nicht erwarteten 😉 Damit kann ich mich ja zumindest troesten. Dann waren wir auf der Suche nach einem Restaurant mit westlichem Essen, kein Reis mehr und da ja An Toi die zweitgroesste Stadt ist, dachten wir, dass es kein Problem sein sollte. Nachdem wir dann aber durch ein paar schmale Gassen durch sind, wobei mich der Geruch doch stark an Indien erinnerte, mussten wir uns wohl eingestehen, dass es hier etwas in der Art nicht gab. Also landeten wir wieder in einem Strassenrestaurant und assen… genau – Reis. Anschliessend schlenderten wir zur Faehre, unterhielten uns ein bisschen mit Maedchen, die Postkarten verkauften und spaeter setzten wir uns noch in den Wartebereich und waren auch wieder schnell in ein Gespraech mit den Einheimischen verwickelt – Frauen und Kindern, die Maenner standen nur drum herum und grinsten uebers ganze Gesicht. Leider sprach hier keiner Englisch und auch hier konnte ich wieder meine Zahlenkenntnisse anwenden, zumindest bei der obligatorischen Frage nach dem Alter und der Kinderanzahl – 0 heisst uebrigens khong 🙂 Es machte wirklich viel Spass, wir verteilten noch Kekse, liessen unsere Haut genauestens unter die Lupe nehmen und bewundern (mein Gott, wie sehr hier doch Blaesse angebetet wird und wir knallen uns in die Sonne, um so schoen goldbraun zu werden). Dann verabschiedeten wir uns, tranken noch etwas in einem Cafe, wo auch wieder nur Maenner sassen und ab ging es zurueck. Natuerlich war meine Jacke nicht wieder aufgetaucht. Ich war dann echt sauer und stellte ihnen das Ultimatum – entweder sie bringen mir in einer Stunde die Jacke, ich wollte auch gar nicht wissen, wer sie gehabt hatte oder was auch immer oder ich wuerde die Besitzerin anrufen und sie wegen dem Geld fragen, bzw. falls das auch nichts geholfen haette zur Polizei gehen. Das war mir dann auch total unangenehm, aber ein bisschen Druck schadet vielleicht nicht. Sie wuselten dann alle ganz aufgeregt herum und gerade der nette Kellner, dem ich sie ja geliehen hatte, tat mir total leid, da er immer mit einem ganz betretenden Gesicht zu mir kam, um einen Lagebericht zu geben. Eine Weile spaeter kam er dann aber freudestrahlend auf mich zu und sie schleppten mich in die Unterkuenfte der Angestellten. Bei einem Maedchen hatten sie die Jacke gefunden. Sie fast den Traenen nahe und Cong (der der Manager war) fuchsteufelswild. Mir war das total unangenehm und ich sagte dann, dass es ja nun gut waere, ich hatte die Jacke wieder, das Maedchen entschuldigte sich auch – ich wollte wirklich keine Scherereien, nicht wegen einer Jacke. Auf alle Faelle war die ganze Sache sehr merkwuerdig und viele Fragen blieben offen, aber dann auch abgehakt. Spaeter ging ich dann auch noch einmal hinter zu den Angestellten und dem ganzen Rudel kleiner Hunde – bestimmt 15 Stueck, es hatte sich dann auch wieder so weit alles beruhigt. Spaeter spielte ich dann auch zum letzten Mal Volleyball mit allen und als es schon dunkel war und der Mond wieder hell ueber dem Meer stand, getraute ich mich auch noch einmal ins Wasser. Im Dunkeln bin ich da so ein Schisser, wenn ich dann hoere wie sich die Wellen brechen, aber es war wirklich wunderschoen. Abends unterhielt ich mich dann noch lange mit Cong ueber die Anlage und die Mitarbeiter, denn natuerlich fand ich es nicht toll, dass das Maedchen die Jacke genommen hatte, aber irgendwie konnte ich sie auch verstehen bei den Gehaeltern, die sie bekommen. Am Ende weiss man ja nie, aus welchen Beweggruenden manchmal gehandelt wird, wir hatten zumindest eine angeregte und gute Diskussion darueber. Dann war auch schon der Tag unserer Abreise da. Ach wie war ich traurig. Ich hatte mich so an alle gewoehnt, es war eine echt schoene Zeit und ich glaube wir mochten uns alle schon ganz gern. So zog ich dann noch einmal ueber den Platz und machte Fotos, am Ende noch ein Gruppenfoto und sie winkten uns zum Abschied hinterher als wir davon brausten Richtung Schiff. *schnueff*
Ja, nun zum Thema Schiff – mit der Fahrt koennte man wahrscheinlich Romane fuellen und war bis jetzt auch das groesste Abenteuer der Reise. Gluecklicherweise hatte ich nicht vorher im Reisefuehrer gelesen, dass man keine Fischerboote nehmen sollte… Wir stiegen also ein und zuckelten gemaechlich los. Die groesste Frechheit am Ende war ja der Preis – wir bezahlten genauso viel wie fuer das Speedboot, das sehr komfortabel war, bei dem wir sogar noch Essen und Trinken frei hatten und dass die doppelte Strecke in einer schnelleren Zeit zuruecklegte. Ich aergerte mich gruen und blau. Es fing an, dass wir in typischer „“Busmanier““ an jedem zweiten Boot anhielten (in einer Art Fahrrinne) und Leute sowie Gepaeckstuecke auflasen. Der Hoehepunkt war ein anderthalbstuendiger Stopp um 100te Tintenfische einzuladen. Diese wurden in Plastikbeutel mit Wasser gefuellt und vom Bootshaus Richtung Frachtraum gebracht. Es waere dann auch gut gewesen, wenn sie wenigstens schon fertig verpackt gewesen waeren. Aber nein, die Tintenfische wurden erst noch in die Tueten gefuellt. Eigentlich sollte die ganze Fahrt nur 3 Stunden dauern. Am Ende waren wir 7 Stunden unterwegs. Als dann alle Tintenfische verstaut waren – ab und zu rissen auch die Beutel, so dass es schoen ueber den Boden glitschte – ging es Richtung See. Und ich wuerde mal sagen, der Wellengang war hoch. Erst sassen wir noch draussen, aber als wir dann schon nach der 2 Welle total nass waren, kletterten wir ins Innere ueber Menschen und Haengematten. Das Boot hatte 2 Ebenen, aber beide so niedrig, dass man wirklich nur sitzen konnte – zusammengefercht, waehrend das Boot froehlich durch die Wellen schuckelte – manchmal mit einem Winkel von 45 Grad Schraeglage. Dann ging auch schon das lustige Rumgekotze rings um uns herum los. Na da soll einem nicht schlecht werden. Ich schaute immer nur auf die Uhr, hoffte, dass wir bald da waeren und nicht vorher untergehen. Nach der Haelfte der Strecke beruhigte sich die See halbwegs und es war besser. Jetzt kamen wir auch wieder mit allen um uns herum ins Gespraech, selbstverstaendlich waren wir auch die einzigen Touristen und keiner sprach Englisch. So ging es wieder mit Haenden und Fuessen. Am Nachmittag kamen wir dann endlich an, total erleichtert endlich vom Boot runter zu sein. Doch es wartete schon wieder die naechste Dreistigkeit – der Bus nach Chau Doc (dem Grenzort) sollte eigentlich 40.000 Dong kosten, das sind 2 Euro. ok. als wir nach dem Preis fragten, waren es 200.000 Dong – 10 Euro fuer jeden. Ich sprang bald im Dreieck. Leider war fuer Nicole eh schon das Visa ausgelaufen und wir mussten weg, ansonsten haette ich mich schlichtweg geweigert einzusteigen. Es piepte mich an und meine Stimmung war auf dem 0-Punkt, wahrscheinlich noch tiefer. Ich hatte einfach keinen Bock mehr auf die Verarsche – wenn sie dir dann noch ins Gesicht lachen, da juckte es mir schon fast im kleinen Finger. Veraergert sass ich auf dem Sitz – gut, am Ende sollten es nur noch 100.000 Dong sein. Leider ist halt auch immer das Problem, dass alle Vietnamesen zusammenhalten – ich weiss nicht ob aus Loyalitaet oder auf Grund der Einschuechterung durch die Geldeinsammler… So fragte man Passanten und die bestaetigten den Preis, nachdem sie von den Vietnamesen ringsherum zurechtgestaucht werden. Man moechte sich ja auch nicht umsonst aufregen, vielleicht kostet es ja wirklich so viel. Ich nutzte dann meine Chance und dank meines enormen vietnamesischen Wortschatzes schaffte ich es tatsaechlich rauszubekommen, dass es wirklich nur 40.000 Dong kostete. Naja, wir sassen also im Bus und da kam auch schon der Typ, der das Geld einkassierte – ich gab ihm sauber abgezaehlte Scheine – 150.000 Dong zusammen und nicht 300.000 – er war ganz perplex und fing an mit mir rumzudiskutieren. Er wollte mir das Geld zurueckgeben, aber ich nahm es einfach nicht an, laechelte ihn die ganze Zeit an und sagte ihm, dass er nicht mehr von mir kriegen wuerde. Er zog alle Register, am Ende bezahlte dann ein eingeschuechtertes aelteres Paerchen 200.000 Dong, nur um uns zu zeigen, dass es wirklich so viel war. Nach einer Weile wurde es dann schon weniger, was er von uns verlangte – aber wir blieben hart und er hatte nun auch die letzte Glaubwuerdigkeit verloren. Immerhin hatten sie ja schon 10.000 pro Person mehr bekommen. Nicole bekam dann noch einen Anfall und schnauzte ihn an von wegen billige Abzocke und das koenne ja nicht wahr sein und so sass er zwischen 2 Fronten – meiner lieben ruhigen Art und Nicoles scharfen Protesten (es erinnerte uns spaeter an das Spielchen Guter Bulle, Boeser Bulle) – am Ende fragte er uns noch jede, ob er einen Kuss bekommen koenne und stieg unverrichteter Dinge aus. (Bei uns bestand eigentlich die ganze Zeit nur die Angst, dass sie uns rausschmeissen, aber eigentlich waeren sie dann ganz schoen bloed gewesen und am Ende stellte sich ja auch raus, dass der Typ nur ein Geldeintreiber ist, die vom Bus haetten wahrscheinlich eh nur den normalen Fahrpreis bekommen). Ein Sieg auf ganzer Linie, wir waren stolz auf uns und Nicoles Spruch dazu: „“Sie haben zwar gegen die Amis und die Franzosen gewonnen, aber nicht gegen die Deutschen und die Schweizer.““ Der ganze Bus strahlte uns an und als wir dann ausstiegen, beglueckwuenschte man uns 🙂 Es war zwar nicht gerade die feine englische Art, aber egal. Der Typ nahm es uns auch nicht wirklich krumm, da wir doch relativ charmant waren und am Ende als er ausstieg, hatte auch er ein Grinsen auf dem Gesicht, auch ohne 150.000 Dong und unseren Kuessen. In Chau Doc waren wir dann wieder heiss umkaempft von Rikshafahrern und wir entschieden uns fuer eine Fahrradriksha, somit konnte Kristin auch das von ihrer Liste der Fortbewegungsmittel streichen, die ausprobiert werden muessen. Fehlt nur noch der Zug, der kommt dann in Thailand 🙂 Abends assen wir in einem super leckeren Restaurant und ich merkte wirklich, dass es mir sehr schwer fallen wuerde, mich von Vietnam zu verabschieden. Denn ich hatte gelernt, die Leute zu moegen, auch wenn ich mir das zum Anfang nie haette vorstellen koennen. Und so war ja auch der Abschied so typisch fuer dieses Land. Auf jede Enttaeuschung folgt ein naechster Triumph oder Hoehepunkt. Am naechsten Tag ging es dann mit dem Boot ueber die Grenze.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert