110./111. Tag – Mai Chau
Auch am naechsten Tag sollte es zu einer neuen Tour gehen. Nach langem Ueberlegen und Rumraetseln entschlossen wir uns fuer eine private Tour nach Mai Chau, ein kleiner Ort im Sueden von Hanoi. Hier wollten wir das Dorf der Einheimischen besuchen und dort auch uebernachten. Bevor es aber losging hatte ich noch ein kleines, naechtliches Erlebnis. Frueh um 2 Uhr fuhr ich mit Nam, dem Mitarbeiter unseres Hotel, zum Blumenmarkt. Dieser ist jeden Morgen von 2 bis 6 Uhr. Hier kaufen dann die Leute ihre Ware ein, um sie spaeter auf dem Markt in der Stadt wieder zu verkaufen. Generell ist es in asiatischen Unterkuenften immer so, dass es 2 oder 3 Leute gibt, die nachts „“arbeiten““. Sie schlafen auf Matratzen, Liegen oder den Sofas im Eingangsbereich der Hotels. Falls man also spaet abends zurueck kommt, ist immer jemand da, der einem die Tuer aufschliesst oder halt mit einem frueh um 2 zum Markt faehrt. 😉 Auf dem Weg passierten wir auch den Gemuese- und Obstmarkt. Es ist wirklich sehr faszinierend, dieses Gewusel mitten in der Nacht auf einem spaerlich beleuchteten Platz. Genauso beeindruckend ist es aber auch durch die ausgestorbenen Strassen zu fahren, die man sonst nur mit Gehupe und Verkehrschaos kennt. Auch der Blumenmarkt war spektakulaer. Wenn sich die Rosen, Gerberas und Lilien in hohen Bergen auftuermen und noch das Wasser auf den Blueten perlt. Es nieselte auch wieder ein wenig, was aber die Fahrt mit dem Roller sehr angenehm und belebend machte. Rollerfahren macht uebrigens richtig viel Spass und ich hoffe noch auf eine Gelegenheit hier, um es zu lernen und dann selbst rumzubrausen. 🙂 Nach 3 Stunden Schlaf fuer mich ging es also am Morgen mir „“unserem““ Auto los, plus Fahrer und Guide, der sich hinten mit Mutti und mir die Rueckbank teilte. Im Grossen und Ganzen eine sehr informative Fahrt, denn ich loecherte ihn mit so vielen Fragen ueber Vietnam, das Leben, die Leute – ach eigentlich alles was mir in den Sinn kam. So verging die Zeit wie im Flug. Auf dem Weg hielten wir an einem Markt, um fuer die Kinder im Dorf etwas zu kaufen, nach zaehem Verhandeln ergatterten wir Lollis, Kekse und einen Fussbal. Unser Guide war mir leider keine grosse Hilfe, da er selbst viel hoehere Preise von den Frauen gesagt bekam. Am Ende fragte er mich, wieviel ich fuer alles bezahlt haette. Als ich ihm den Preis sagte, grinste er nur und ich dachte schon – oje, da hast du dich wohl wieder ueber den Tisch ziehen lassen. Aber… ganz im Gegenteil. Er klaerte mich dann auf, dass in Vietnam meist nur die Frauen auf den Markt einkaufen gehen und dass er wahrscheinlich mehr als das Doppelte haette zahlen muessen 😉 Im Dorf angekommen, bezogen wir unser Quartier in einem der typischen Haeuser. Diese haben einen sehr interessanten Aufbau – 2 geschossig, allerdings lebt man im oberen Teil, im unteren befinden sich jetzt meist Verkaufsraeume oder „“Restaurants““ – urspruenglich lebten dort aber die Tiere. Der Boden des Obergeschosses besteht aus Bambusplatten – man hatte meist Angst gleich durchzubrechen. Natuerlich ist das aber nicht passiert 😉 Unser Schlaflager bestand aus duennen Matratzen, die auf dem Boden ausgebreitet waren, dicken Decken und Kopfkissen und in der Nacht bekamen wir auch Mueckennetze aufgespannt. Es war urgemuetlich und ich fuehlte mich pudelwohl. Am Nachmittag brachen wir zu einem Rundgang auf. Wir besuchten eine kleine Schule, in der wir den Ball und viele Lollis loswurden. Mit grossen Augen bedankten sich die Kinder meist mit einem zaghaften „“Thank you““. Ja, daran sieht man, dass es auch hier schon lange nicht mehr so urspruenglich ist, denn die meisten Leute leben hier vom Tourismus. Trotzdem haben wir einen schoenen Einblick in das taegliche Leben bekommen, nette Leute getroffen und eine ungemein beruehrende Gastfreundschaft erfahren. So besuchten wir auch eine Frau, die sich ihren Lebensunterhalt mit dem Weben von Tuechern verdient, waehrend ihr Mann auf dem Feld arbeitet. Uns wurde Tee serviert, der typische vietnamesische – sehr bitter und immer in kleinen Tassen serviert. Man kann sich kaum vorstellen wie spaerlich alles eingerichtet war. So befand sich in dem grossen Raum nur der Webstuhl und im hinteren Bereich die Kueche – ein mit Steinen gemauerter Herd mit einer offenen Feuerstelle bedeckt nur mit einem kleinen Dach, die Waende zusammengenagelt mit Brettern, durch die der Wind pfeift. Trotzdem strahlte sie eine ungemeine Froehlichkeit aus und wir waren tiefbeeindruckt ueber das handwerkliche Geschick, das sie an ihrem Webstuhl vollbrachte. Danach besuchten wir eine Ziegelbrennerei, wobei es auch wieder erstaunte wie viele Frauen bei dieser schweren Arbeit mithelfen. Was wuerden diese Laender nur ohne ihre Frauen machen? Wahrscheinlich wuerde alles vor die Hunde gehen. 🙂 Es war schoen, durch die Doerfer zu laufen und es sprach sich herum, dass wir viiiiiele Lollis mithaben. Denn von ueberall kamen Kinder und auch Frauen an und hielten uns ihre offenen Haende entgegen. Abends wollten wir dann eine der Tanzshows ansehen, doch leider war sie nicht im Programm, wie eigentlich gedacht. So folgten wir kurzerhand den Klaengen und gesellten uns einfach mit dazu. Es war ein wunderschoenes Erlebnis und alle hiessen uns freundlich willkommen. Am Ende tanzten wir beim Stocktanz mit und tranken aus einem grossen Gefaess, das abschliessend in die Mitte gestellt wurde, Reiswein mit den anderen Vietnamesen – was fuer ein Spass. Am naechsten Morgen schlenderten wir durch das Dorf und deckten uns mit Tuechern, Taschen und lauter Klimbim ein. Auch ein Windspiel war mit unter den Errungenschaften, bei deren Anblick Papa gleich beide Haende ueber dem Kopf zusammenschlug „“Wie sollen wir das nur alles nach Hause kriegen?““ Naja, aber das ist ja erstmal egal 😉 Nach einem leckeren Mittagessen machten wir uns wieder auf den Weg zurueck nach Hanoi. Eine schoene Begebenheit noch am Nachmittag. Nicole, die Schweizerin, die ich in Xian kennengelernt hatte, schrieb mir eine Mail, dass auch sie jetzt in Hanoi gelandet ist. Fuer uns sollte es am Abend aber schon nach Hue gehen, so dass ich wenig Hoffnung hatte, sie noch zu treffen. Ich schrieb ihr also zurueck und nach 10 Minuten hatte ich eine weitere Mail von ihr. Also musste sie ja im selben Moment auch vor dem Internet sitzen. Ich fragte also kurzentschlossen wo sich ihr Hotel befindet und lustigerweise war es gleich an der naechsten Ecke. Ich also los – das war eine Ueberraschung und ein freudiges Wiedersehen. Wir gingen dann noch schnell etwas trinken und trafen uns spaeter mit Mutti und Papa in einem Restaurant. Ein schoener Abschied von Hanoi, denn kurze Zeit spaeter ging schon unser Nachtbus nach Hue. Auf in ein neues Abenteuer 🙂