127.-129. Tag – Saigon
Am naechsten Morgen ging es Kristin dann leider nicht so gut, denn ihr Magen machte ihr doch ein paar Probleme. Es ging aber halbwegs und so nahmen wir uns 2 Motorradtaxis und liessen uns zu 3 Pagoden ins Chinesische Viertel „“Cholon““ fahren. Es war wieder einmal ein Erlebnis mit den Motorraedern durch den dichten Verkehr in Saigon zu brausen. Hier muss man wirklich Vertrauen haben, ansonsten ist man aufgeschmissen und verpasst einen grossen Spass. Eigentlich war es abgemacht, dass die beiden auf uns warten und uns dann weiter zu einem Park bringen. Es dauerte ihnen dann aber anscheinend doch zu lange und so fuhren sie weg. Gut fuer uns, denn so hatten wir Zeit und konnten alles auf uns wirken lassen. Wir verbrachten dann auch bestimmt 3 Stunden damit, Betende zu beobachten in dem Dunst riesengrosser Raeucherstaebchen-Spiralen. So konnte sich Kristins Magen ein bisschen erholen und wir hatten die Ruhe zu quatschen und zu gucken 🙂 Es war wirklich wunderschoen und es fiel uns schwer danach wieder ins hektische Strassenleben zurueck zu kehren nach diesen kleinen Oasen der Ruhe. Wie auch in den Tempeln bisher in Vietnam war wieder alles sehr farbenpraechtig und die Betenden zogen mit den Raeucherstaebchen in ihren gefalteten Haenden von einer Gottheit zur anderen und warfen sich auf den Boden. Manche trieben es sogar so weit kleine Steine vor sich auf den Boden fallen zu lassen – ich weiss nicht, ob ihnen das etwas ueber ihren zukuenftigen Tag sagen sollte… Wer weiss. Man muss auf alle Faelle sehr viel Zeit einplanen, um auch wirklich alle Gebetsstaetten zu durchlaufen. So traf man auch alle Altersschichten, von jung bis alt. Anschliessend suchten wir uns eine Bus-Haltestelle, super komisch. Das, was in Indien so einfach war, gestaltete sich hier als Problem. Keiner konnte uns wirklich helfen und so wechselten wir im konstanten Rhythmus die Strassenseiten auf der Suche nach dem richtigen Bus. Eigentlich haette ich nur meinem ersten Gefuehl und scharfer Logik folgen sollen, denn wir standen schon goldrichtig. Auf alle Faelle gaben sich aber alle grosse Muehe mit uns, auch wenn sie selbst nicht so recht Bescheid wussten 😉 Dann landeten wir also an dem besagten Park und freuten uns darauf am See im Gras zu sitzen und die Sonnenstrahlen zu geniessen. Weit gefehlt. Es entpuppte sich naemlich als der kitschigste Vergnuegungspark, den ich je gesehen habe und Grasflaechen waren, wie auch in China und sonst in Vietnam nicht zu finden bzw. sind das dann kleine Plfaenzchen, die aussehen wie der schoenste Rasen, setzt man sich jedoch hin, werden alle Sachen lehmig-dreckig. So nahmen wir also auf Baenken Platz und redeten, redeten, redeten. Als es langsam dunkel wurde, hatten wir uns dann bis zum Ende des Parks durchgekaempft. Irgendwie befand sich auch wieder einmal alles im Bau, aber das kannte ich ja nun auch schon zur Genuege 😉 Im Sonnenuntergang sassen wir auf einer Bruecke ueber 100ten von Seerosen und liessen Seifenblasen in den Abendhimmel steigen – schoen!!!! Dann mussten wir uns beeilen, um den letzten Bus noch zu bekommen. Also zurueck durch den ganzen Park und den riesigen beleuchteten Schmetterlingen und Blumen, Bus gefunden, reingesetzt und eine lustige Fahrt gehabt mit Maedchen, die einen Kerl anhimmelten und dabei die ganze Zeit rumgackerten und der wiederum uns immer anstarrte und schnell wegschaute, wenn wir ihn freundlich anlaechelten 🙂 Ach ja, so sind sie die Vietnamesen. Ganz in der Naehe von unserer Unterkunft befand sich auch ein kleiner Park. Am Abend trafen sich hier immer die ganzen Paerchen und da man ja nicht auf dem Rasen sitzen kann oder moechte, nimmt man auf den Motorrollern Platz. Kaum vorstellbar, dass das gemuetlich sein soll. Und so stehen also an allen Seiten des Parks meterlange Schlangen von Rollern mit Jugendlichen, die sich darauf und darum tuemmeln und froehlich winken und „“Hello““ rufen, wenn man vorbei geht. Im Park ist immer rund um die Uhr geschaeftiges, sportliches Treiben. So schauten wir noch eine ganze Weile Badminghton-spielenden Maennern, Aerobic-versessenen Frauen, einem Mann, der mit Kopfhoerern ueber den Ohren vor uns herum schwebte und Salsa bzw. Tango uebte und Tai Chi-Praktizierenden zu. Super interessant und angenehm. Jaja, ist schon schoen anderen beim Sport zuzuschauen, da fuehlt man sich danach auch gleich besser 😉 Abends assen wir dann in einem netten Restaurant, in dem sich spaeter auch noch Leute einfanden, die Gitarre spielten und sangen. Was will man mehr?
Am naechsten Morgen suchten wir dann Nicole auf, die Schweizerin, die ich schon zuvor in Xian und Hanoi getroffen hatte. Auf der Suche nach ihrem Hotel verliefen wir uns erst einmal gewaltig in dem verwirrenden Gassensystem abseits der Hauptstrassen. Als wir es dann gefunden hatten, gab es die Zimmernummer nicht, die sie mir aufgeschrieben hatte. So folgte ein langwieriges Hin und Her. Am Ende fanden wir sie dann doch und wir gingen gemeinsam zum Mittagessen. Danach verabschiedeten wir uns und besuchten den Markt in Saigon, probierten T-Shirts, Roecke, Kleider und Hosen an, heiss umworben von allen Seiten. Denn es haben alle ein aehnliches Angebot und quetschen sich in 1 x 1 Meter grosse Buden – sprich es gibt mindestens 20 Stande mit Klamotten, 20 mit Schuhen, 10 mit Taschen und, und, und. Voll gepackt mit Tueten gingen wir dann nach 2 Stunden wieder raus, handelten noch um ein paar Bananen und bewunderten riesig violett-schimmernde Krebse in einem Sushi-Restaurant. Sie erfreuen sich wahrscheinlich nicht mehr lange ihres schoenen Aussehens. Es ist immer wieder faszinierend, was die Natur fuer Farben bereit haelt. Dann noch schnell der Besuch eines Hindutempels, der genauso kitschig gestaltet ist wie alles andere, bevor es dann zum Kriegsmuseum ging. Dieses ist mit seinen Fotographien und Anschauungsmaterial so erschreckend, wie ich es bisher in kaum einem anderen geschichtlichen Museum erlebt habe. So waren unter anderem auch verstuemmelte Foeten ausgestellt, eine Auswirkung von dem eingesetzten „“Agent Orange““ oder Fotos abgetrennter Torso. Es war so schlimm und man fragte sich wieder einmal, wie grausam Menschen sein koennen fuer nichts und wieder nichts. Ziemlich traurig und ergriffen verliessen wir dann das Museum und liessen uns mit einem Motorradtaxi zurueck bringen, diesmal sogar Kristin und ich auf einem Motorrad. Wir trafen uns wieder mit Nicole und gingen zu dritt zur Blinden-Massage. Es war sehr schoen, wenn auch eher sanft und gewoehnungsbeduerftig als das bekannte Durchkneten. Diese Einrichtungen finde ich sehr gut, denn so wird auch den Blinden eine Chance gegeben, eine Arbeit auszuueben, was in Vietnam wahrscheinlich sonst eher schwierig ist. Danach fuhren wir wieder zu dritt auf einem Motorrad, wobei der Fahrer nicht wirklich wusste, wo er hin musste. Da lobe ich mir wieder einmal meinen Orientierungssinn, denn so konnte ich ihm den Weg weisen. Wir wollten naemlich mit dem Shuttle-Bus zum Hotel, um Yorck zu besuchen. Es war schoen, nach diesem warmen Tag in den Pool zu springen und zu schwimmen. Nebenbei traf ich auch wieder die koreanische Familie, mit denen ich mich frueher schon unterhalten hatte. Wir spielten mit den Kindern und es war sehr lustig und angenehm. Mittlerweile war es naemlich schon dunkel, also wenig Betrieb und die Lichter gaben dem ganzen eine super entspannte Atmosphaere. Wir quatschten dann mit Yorck noch eine ganze Weile und dann ging es wieder Richtung Stadt. Kurzentschlossen gingen wir noch in eine Bar, es war mittlerweile auch schon um 12 und eigentlich wollten wir nicht mehr wirklich lange bleiben. Wir quatschten und beobachteten das lustige Treiben um uns herum. Neben unserem Tisch warteten schon die ganzen Maedchen darauf, aufgedonnert und zugekleistert, um eingeladen zu werden oder sich an einen Tisch mit Westlern zu setzen. Um selbst zu sparen, teilten sich alle ein Bier und eine Limo und assen aus mitgebrachten Dosen. Wir bezahlten dann relativ schnell, denn wir hatten schon bemerkt wie eine ganze Gruppe mit Maennern zu uns rueberstarrte, mit den Kellnern sprach und auf uns zeigte. Nee, nee, darauf hatten wir ja gar keine Lust. Aber zu spaet. Da standen schon die Getraenke auf unserem Tisch. Naja und da wir ja hoeflich sind, gingen wir rueber um uns zu bedanken und ein bisschen zu reden. Es stellte sich heraus, dass es 2 Deutsche, 1 Englaender und 1 Belgier waren, die in Saigon arbeiten. Es war auch ganz nett, obwohl es manchmal schon schwer fiel, den bayrischen Dialekt zu verstehen 😉 Nachdem wir auch noch Tequila trinken mussten – ahh, ich will keinen Alkohol – verabschiedeten wir uns aber dann doch und verkruemelten uns zu Alex, mit dem wir vorher schon kurz gequatscht hatten. Ein New Yorker, der aber 6 Jahre in Deutschland stationiert war und daher ein sehr gutes Deutsch sprach. Ja, das war dann schon wesentlich angenehmer und als wir dann um 4 rausgeschmissen wurden, gingen wir noch ein wenig in den Park. Wie krass, da laufen die Leute schon um diese unchristliche Zeit ihre Bahnen und dehnen sich mit langen Stoecken bewaffnet zu den Anweisungen einer einzelnen Frau. Das war ein Gewusel, ich konnte es nicht glauben. Im Bett landeten wir dann so gegen 6 Uhr. Das war ein sehr ereignisreicher Tag, gefuellt mit Shoppingwahn, Kultur, schockierenden Bildern, sportlicher Betaetigung, Ruhe, Spass mit kleinen Rackern, netten Gespraechen und einer Menge zu lachen. Am Ende hatte ich sogar maechtige Bauchschmerzen vom vielen Lachen.
Naja, wenn man so spaet im Bett ist, wird natuerlich nicht mehr wirklich viel. So verschliefen und vergammelten wir den halben Tag. Abends gingen wir mit Nicole und ihren 2 Schweizer Freundinnen zu einem empfohlenen vietnamesischen Restaurant. Gut, das haette man sich auch schenken koennen. Die Preise waren fuer das Restaurant viel zu ueberteuert und geschmeckt hat es auch nicht besonders. Zumindest hatten wir aber unseren eigenen Kellner, der aber eher mit den anderen beschaeftigt war dem Fussballspiel Vietnam gegen Thailand zu folgen. Wuerde mich ja mal interessieren wie es ausging, denn das Fussballfieber hatte dann auch mich gepackt durch die staendigen „“Ahh’s““ und „“Ohh’s““. Ein Sieg waere naemlich laut meinen Informationen eine Sensation gewesen 😉 „“cause the vietnamese football players are not good““, verkuendet mit betruebtem Kopfschuetteln. Danach verkruemelten wir uns wieder in die Bar vom Vortag, da wir uns mit Alex verabredet hatten. Und ich konnte meinen Augen kaum trauen. Denn ueber die Strasse schlenderte Dirk (Erinnerung: eigentlich Deutscher, jetzt Norweger aus Spitzbergen, taetig als Geologe, kennengelernt in Hanoi) Das war so eine Freude, ich konnte es nicht fassen. Denn ich hatte schon die Hoffnungen begraben ihn wieder zu treffen, da unsere zeitlichen Plaene nicht wirklich uebereinstimmten. Dann wurde erstmal kraefig erzaehlt, denn Dirk kam gerade braungebrannt von Phu Quoc, wo wir ja noch hin wollten und gab uns ein paar Tipps, wie – was – wann – wo. Alex trafen wir dann auch noch und zu viert gingen wir dann noch in unser leckeres vegetarisches Restaurant. Hier zu essen war wirklich ein Traum und dank der umfangreichen, guenstigen Speisekarte konnte man jeden Tag etwas anderes schlemmen. Mein Favorit – eine ausgehoehlte Ananas gefuellt mit gebratenem Reis, Gemuese und den Resten der Ananas. Oh, mir laeuft schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Alex wollte dann noch in eine Disco – oh nein, keine erneute vietnamesisch interpretierte Technoversion englischer Songs. Wir gingen dann noch zu dritt in eine andere Bar mit wirklich richtig schoener Musik. Und auf dem Weg traf ich auch noch die 4 netten Deutschen, mit denen ich in Hoi An gequatscht hatte. Kristins Spruch dazu: „“Man, das ist ja hier als ob ich mit dir in Cottus unterwegs bin.““ 🙂 Es waren wirklich schoene Zufaelle, noch einmal so viele getroffen zu haben, denn die meisten sind von Saigon dann auch nach Hause geflogen. Also ein rundum gelungener Abend und am Ende verabschiedeten wir uns noch von Dirk mit dem erneuten Gedankenaustausch ueber einen Besuch in Spitzbergen 🙂