66.-71. Tag – Lhasa

So, na dann wird es Zeit, auch noch meinen letzten Berichte nachzuholen von 7 wunderschoenen Tagen Lhasa, aber auch den kaeltesten ueberhaupt *brrr*.
Wie gesagt sind wir ja dann letzten Mittwoch hier gelandet und zum Glueck hatten wir ein chinesisch-sprachiges Maedchen aus Malaysia mit, so hatten wir es bei der taeglichen Abendbestellung nicht ganz so schwer 🙂 Wir wanderten also durch die Strassen und zum Anfang war ich doch etwas entsetzt, denn hier erinnerte nun wirklich gar nichts mehr an das verwunschen, romantisch schoene Tibet mit den Kloestern und den Moenchen in ihren roten Kutten. Eher buntes chinesisches Treiben mit Leuchtreklamen, dass man sich eher nach Peking oder Shanghai versetzt fuehlte. Das Essen war dann wie immer auch sehr lustig, wenn man in einer grossen Gruppe unterwegs ist. Letztendlich stand ein riesiges gekochtes Huhn auf der Drehplatte, wobei auch der Kopf nicht fehlen durfte mit den schaurig blinden Augen. Baehh! Ich weiss schon, warum ich hier kein Fleisch essen mag. Anschliessend dachten wir uns, wir koennten ja auch noch etwas unternehmen. So liessen wir uns beraten und landeten im Babilo – auch mit dem Taxi etc. klappt alles irgendwie. Das war dann eintauchen in eine andere Welt. Viele, sich zu Housemusic bewegende chinesische oder tibetische (wer weiss) Menschen auf einer kleinen Tanzflaeche, silberglaenzende Waende und Tresen, 2 Taenzerinnen auf diesen Tresen, viele uniformierte Kellner und viel Bier. So schwangen auch wir uns ins Gewuehl, auch wenn die Musik furchtbar war. Einer aus unserer Gruppe, ein Hollaender – Bart, ist fuer unsere Verhaeltnisse schon gross (2,04m), aber fuer die kleinen Tibeter der absolute Wahnsinn und so war es sehr, sehr lustig! Im 3. Stock befindet sich eine Karaokeeinrichtung – riesengrosse Raeume, eingerichtet wie Wohnzimmer und riiiiesengrosse Fernseher. Auch das liessen wir uns nicht entgehen und traellerten Queen, Bryan Adams und Backstreet Boys (Jaja, die sind hier sehr beruehmt). Auf dem Weg zurueck liessen wir die Nacht noch in einer Bar ausklingen. Hier gibt es auch sehr viele Kellner… Wenn etwas geboten wird, dann muss man zwar kein Eintritt bezahlen, dafuer wird einem die ganze Zeit Bier nachgeschenkt in kleine Miniglaeser (das doppelte von einem Schnapsglas) und wenn dann alle Buechsen alle sind, bekommt man unaufgefordert neue 🙂
Am naechsten Tag begann dann unser Sightseeing Marathon. Ach, das Hotel ist echt herrlich, ihr koennt euch gar nicht vorstellen wie schoen es ist, hier eine Heizung zu haben und nicht mit 3 Pullovern eingerollt im Schlafsack schlafen zu muessen und dazu noch ein heisses Bad. Grossartig. Ok, weiter im Text. Wir fuhren also wieder einmal zu einem Kloster. Dieses war wirklich wunderschoen. Wir erklommen also die Stufen, welch laestiger Nebeneffekt, denn hier in der Hoehe geht einem wahnsinnig schnell die Luft aus. Wir besuchten die Wohnstuben der Lamas, die seit deren Aufenthalten ungenutzt bleiben und nun nur noch als Geldabladestelle dienen. So laufen die Glaeubigen durch das Kloster und lassen an jeder moeglichen Stelle 1 Yuan oder 1/10 Yuan. Zusaetzlich tragen sie Behaeltnisse gefuellt mit Yak-Butter mit sich, um sie in die riesigen Kerzenschalen zu verteilen. Ich irrte mich naemlich, es ist kein Wachs, sondern Yak-Butter. Und so riecht auch jedes Kloster gleich, eben nach dieser Yak-Butter. Wer es mag, ich finde es nicht so prickelnd. Ihr koennt euch diese reich verzierten Raeume gar nicht vorstellen. Ueberall Buddha-Statuen, in mini – klein – mittel – gross und riesengross. Und immer diese wunderschoene, sanfte Laecheln auf dem Gesicht. Hier findet man uebrigens nur den schlanken Buddha 🙂 Dazu die bunten Wandfresken mit religioesen Symbolen und Bildern und Einrichtung aus rotem Holz mit typisch tibetischen Verzierungen. So liessen wir uns treiben und landeten irgendwann auf einem Innenhof von dem eine riesige Kueche abgeht. Wahnsinn, naja es muss schliesslich fuer 1000 Moenche gekocht werden. So nimmt den ganzen Raum ein Steinherd ein, in dem das Feuer brodelt und darauf riesengrosse Toepfe. Doch das beste kam dann. Wir betraten eine gigantische Halle, in der in Reihen 800 Moenche sassen und in ihrem Singsang beteten. Das war so unbeschreiblich ergreifend. Wir sassen dann auch 2 Stunden einfach nur da und bewunderten den Anblick und genossen die Stimmung. Leider mussten wir dann viel zu schnell los. Wir assen dann wieder mit einer kleinen Gruppe in einem netten Restaurant auf einer Dachterrasse. Wenn die Sonne scheint, ist es wirklich sehr angenehm. Leider kann ich mich mit dem tibetischen Essen nicht wirklich anfreunden. Denn meist ist es mit Fleisch oder Nudeln in einer extrem scharfen Suppe. Zum Glueck gibt es meist Ausweichmoeglichkeiten. Nun wollten wir uns ein Kloster im Zentrum anschauen und dann passierte das Unglueck. Im Gewuehl vor dem Kloster haben sie mir meine Kamera geklaut. Aber ich muss sagen, ich hatte wohl noch Glueck im Unglueck. Die meisten Tibetfotos sind zwar dann auch weggewesen, aber zum Glueck war ich ja mit einer Gruppe unterwegs und alle boten mir an, mir ihre besten Bilder zu schicken. Ein paar habe ich noch, unter anderem ein Video vom ersten hohen Pass mit Aussicht auf das Annapurnagebirge (darum haette es mir echt leid getan) und im Endeffekt ist es wieder nur materieller Natur und so habe ich die gleiche Kamera spaeter neu gekauft. Ein Wunder, denn mein Model war im August in Deutschland so neu, dass man nicht einmal im Internet etwas gefunden hat. Ich haette nie gedacht, dass ich sie hier bekomme und hab mich dann wie ein kleines Kind gefreut. Bart war dann so nett mich zu begleiten und wir machten uns auf zur Polizeistation. Natuerlich sprach keiner Englisch und so wurden wir dann irgendwo hingeschickt. Natuerlich fanden wir es nicht… Wir fragten dann Leute auf der Strasse und eine Frau war so nett uns mit ihrem Auto hinzubringen. Und diese Momente sind dann wieder so schoen, dass man nur geruehrt ist. Es ist zwar bloed gewesen, doch so haben wir wieder nette und hilfsbereite Leute getroffen und Erfahrung auf der Polizeistation gesammelt. Alles sehr lustig, sehr buerokratisch aber am Ende hatte ich einen Schein, der mir sagt, dass meine Kamera geklaut wurde. Wow. Nun gab es aber ein Problem mit meinem Visa, denn mein jetztiges laeuft am 12.12. aus und ich wollte ja schon noch etwas laenger hier bleiben. So suchten wir uns bald dumm auf der Suche nach der Travel Agency, die angeblich fuer meine Reise zustaendig ist. 1 Stunde die Strasse rauf und runter, rauf und runter. In einem Hotel liessen wir dann die Nummer anrufen, keiner mehr da heute. Wir fanden sie dann aber doch auf einem Hinterhof. Jetzt wusste ich wenigstens wo sie war. Dann setzten wir uns mit Cookies auf den Platz vor dem unbeschreiblich schoenen Potala-Palace. Grossartig! Abends gingen wir dann mit fast allen in ein gemuetliches Western-Restaurant. Es ist echt lustig, dass wir alle aus so verschiedenen Laendern kommen und so gibt es immer etwas zu erzaehlen. Freitag war dann unser letzter gemeinsamer Tag, frueh eine schoene heisse Wanne. Eigentlich war der Vormittag fuer Visaangelegenheiten verplant, aber am Telefon sagte mir die Frau dann, dass es hier von Tibet nicht moeglich ist, das Visa zu verlaengern, aber in Peking sei das wohl kein Problem. Naja, ich bin gespannt. Dann machten wir uns auf zum Potala Palace. Gigantisch und natuerlich auch gigantisch hoch. Ufff. So beeindruckend es von aussen ist, so beeindruckend ist es natuerlich auch von innen. Es erinnert aber eher an ein Museum als an ein Kloster, denn es sind kaum Moenche geschweige denn Glaeubige drin. So wandelten wir durch alle Raeume, bestaunten wieder einmal diesen Prunk. Unter anderem gibt es dort riesige Statuen aus purem Gold, besetzt mit Edelsteinen. Trotzdem wirkt alles tief religioes, nicht auf Prunk aus. Eigentlich war noch ein anderes Kloster auf dem Plan, aber wir hatten dann echt die Nase voll und gingen stattdessen ins Kino 🙂 Ich glaube nicht, dass es der Film nach Europa schaffen wird, dafuer war er teilweise echt zu schlecht, aber ich mag ja diese chinesischen, historischen Filme. So war es ok. Aber die Tibeter haben eine unmoegliche Angewohnheit im Kino. Sie telefonieren die ganze Zeit oder rennen staendig raus. Leider sassen wir genau im Gang. Anschliessend gingen Bart und ich ueber den Markt und um das Kloster herum, zwischen allen Pilgern. Ich glaube, ich habe selten so gelacht, denn alle folgten Bart, starrten ihn mit grossen Augen an, sprangen neben ihm hoch oder gaben verwunderte Laute von sich. Echt zum schiessen. Wir mussten dann regelrecht fluechten, da es immer mehr Bewunderer gab. So landeten wir in einem kleinen Hinterhof und in einem kleinen, ruhigen Kloster. Sehr angenehm. Abends gingen wir dann wirklich alle in ein sehr gemuetliches Restaurant mit wunderschoenen Gemaelden tibetischer Gesichter und belgischem Bier. Es war echt eine Supertruppe, anschliessend gingen wir in ein tibetisches Kabarett. Mhhh, ja. Solange die Maenner gesungen und die Frauen getanzt haben, war alles super, doch dann kam eine Frau auf die Buehne. Sie hatte so eine hohe Stimme – GRAUSAM. Ein Wunder, dass die Glaeser auf den Tischen nicht zersprungen sind. So ergriffen wir dann doch bald die Flucht. Am naechsten Morgen stand ich dann frueh um 7 auf *gaehn*, um mich zu verabschieden. Ein paar flogen zurueck nach Kathmandu. Am liebsten waere ich mit eingestiegen, aber nein. China wartet auf mich. Ich bezog dann mit Taryn, der Australierin, ein anderes Hotel. Wir gingen dann alle zusammen zur Travel Agency und buchten fuer die naechsten 2 Tage (Sonntag und Montag) einen Trip in die Umgebung. Anschliessend fuhren wir zum Bahnhof um unsere Tickets nach Peking zu kaufen. Davor hatte ich so einen Bammel. Aber es lief total unproblematisch. Alles ueberhaupt kein Problem. Nun bin ich stolzer Besitzer eines Zugtickets mit der hoechsten Bahn der Welt, bis zu 5070m. Ich bin schon so aufgeregt. Der Bahnhof ist uebrigens riesengross, wie alles, was von den Chinesen hier gebaut wurde. Abends assen wir dann wieder schoen scharfes tibetisches Essen auf der Strasse und danach gingen wir in ein Cafe mit so leckerem Apfelkuchen, dass ich gleich 2 Stueckchen verspachtelte. Das war dann unser Abschiedsabend mit Taryn, die fuer den naechsten Tag ein Zugticket nach Chengdu hatte. Erstaunlicherweise war das Hotel doch nicht so kalt und so verabschiedeten wir uns frueh von einander. Auf mich wartete ein Bus zu unserer Tour. Wir sammelten die anderen auf, was wieder einmal warten hiess. Denn wir warteten immer auf irgendwen. So verliessen wir Lhasa und fuhren durch die karge Landschaft Tibets umgeben von hohen Bergen und vielen Yaks. Nachmittags erreichten wir unser erstes Ziel – ein grossartiges Kloster am Hang des Berges. Und ich bin so froh diesen Trip gemacht zu haben. Das war das beste Erlebnis ueberhaupt. Wir unterhielten uns mit den Moenchen, bekamen Gebaeck angeboten und ich bekam sogar eine Gebetsrolle geschenkt. Wir tranken Tee bei dem einen in der Stube und lasen im Lonely Planet. Ich das Englische und er das Tibetische (ein kleines Woerterbuch ist mit dabei). Ausserdem konnten wir wunderschoene Fotos machen, die Landschaft ringsherum war atemberaubend schoen – hohe, schneebedeckte Berge. Danach ging es weiter zu unserem Schlafplatz. Ich weiss gar nicht ob wir dafuer ein Wort haben – Nunnery – das ist ein Ort, wo Nonnen leben. Zumindest erreichten wir ein kleines Oertchen in einem Tal umgeben von Bergen und Gebetsfahnen, die sich die Haenge hochziehen. Hier war es richtig kalt und man konnte kaum raus aus dem Zimmer. Dieses war wunderschoen und man hatte eine riesige Fensterfront, durch die man die Haeuser und die Berge sah und in der Nacht einen unbeschreiblichen Sternenhimmel. Das beste an diesem Ort waren jedoch die heissen Quellen. 40 Grad in 4500m Hoehe. Grandios. Wir sassen dann in einer kleinen Felsenlagune und genossen das heisse Wasser, waehrend sich tibetische Frauen ihre Haare wuschen und sich spaeter Nonnen mit kahlgeschorenen Haaren zu uns gesellten. Ruhe. Abends quatschten wir noch lang. Schoen. Am naechsten Morgen liessen wir uns dann den deutschen Pfefferminztee, den Cony mir geschenkt hatte, schmecken. Denn der Tee mit Yak-Butter geht gar nicht. Pfui. Bevor wir losfuhren, gingen wir noch in das Kloster, in dem 200 Nonnen ebenfalls in Reihen sassen und beteten. Welch ein Anblick. Mit ihren millimeterkurzen Haaren und den roten Kutten. Wir wurden dann auch mit schoen gefuetterten Kutten zugedeckt. Dann wieder den Weg hoch zum Auto. Die Luft war hier wirklich sehr knapp. Dann ging es wieder durch die atemberaubende Landschaft an einem kleinen Fluss entlang und an vereisten Wasserfaellen. Dann erreichten wir Lhasa und besichtigten noch ein Kloster. Auch das war wieder anders toll. Eine kleine Stadt mit einem ummauerten Hof. In diesem befanden sich dann alle Moenche. Ich weiss nicht, was sie taten – ein paar sassen und ein paar standen ihnen gegenueber, sie bruellten und taten so, als ob sie die sitzenden schlagen (klatschten kurz vorher allerdings nur in die Haende) – Suenden austreiben – ich weiss es nicht. Aber es war ein abenteuerlicher Anblick. Dann kletterten wir auf das Dach und hatten einen tollen Ausblick auf Lhasa. Wir bezogen dann alle zusammen ein neues Hotel (wir sind jetzt zu fuenft). Nach dem Essen besuchten wir noch einmal das Potala Palace und konnten tolle Aufnahmen von dem angestrahlten Kloster in der Nacht machen. Herrlich. Danach gingen wir noch in eine Bar – urgemuetlich – wo wir Israelis und Italiener trafen. Einer hatte eine Gitarre mit und so verbrachten wir singend den Abend. Heute ist nun mein letzter Tag in Lhasa. Wir werden uns hier noch etwas anschauen, denn es gibt genuegend Kloester, dann noch den Einkauf fuer eine 70h-Fahrt taetigen und den Abend ausklingen lassen. Morgen geht es dann frueh um 8 uhr nach Peking. Lasst es euch gutgehen. Die naechsten Berichte dann aus der Hauptstadt. Liebe Gruesse, eure Jule

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