94.-96. Tag – Yangshuo

Hallo alle miteinander. Ich glaube es wird mir heute sehr schwer fallen noch alle Begebenheiten der letzten 2 Wochen zu rekonstruieren, denn ich glaube fast so lang ist es her, als ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Und so viel ist passiert. Ich bin in einem neuen Land gelandet und meine Eltern konnte ich auch wieder in die Arme schliessen. Ach schoen. An dieser Stelle moechte ich mich auch fuer viele unbeantwortete Mails entschuldigen, aber die Verbindung von yahoo ist gestoert seit dem Erdbeben hier (oder dem Taifun) so richtig konnte ich das noch nicht rausbekommen.
Aber ersteinmal noch etwas zu meinen letzten Tagen in Yangshuo mit dieser einmalig schoenen Umgebung 🙂 Am naechsten Tag hatte ich dann mein Zimmer gewechselt und schlief nun in einem Mehrbettzimmer, das ich aber die erste Nacht noch fuer mich allein hatte. Spaeter teilte ich es mir dann mit einem Japaner, den ich aber immer nur in der Stadt traf, da entweder er oder ich schon bzw. noch schliefen. 🙂 Ich verbrachte den Tag mit einem Stadtbummel und besuchte den hiesigen Stadtpark – wunderschoen dort herum zu wandern. Erst beobachtete ich kleine Kinder, die sich mit etwas altersschwachen Karrussels herumfahren liessen, dann Badminghton-spielende Jugendliche und Maenner, die total versunken in ihre Brettspiele waren. Ein Brettspiel ist hier auch nicht ein gewoehnliches Brettspiel sondern eine Leidenschaft und wie es scheint auch eine Wissenschaft. Leider habe ich diese, trotz laengerer Beobachtung, nicht durchschauen koennen. Es gibt auch 2 verschiedene Arten. Zum einen ein richtiges Brettspiel mit runden Steinen, welches unserem Muehlespiel aehnelt und was von 2 Leuten gespielt wird und ein Spiel mit grossen Steinen, aehnlich den Dominosteinen, was von 4 Leuten gespielt wird. Die Steinchen haben alle die Eigenschaft laut zu sein, wenn man sie auf die Steintische haut und das wird bis aufs Aeusserste ausgereizt. In einem Buch habe ich gelesen, dass die meisten Hoerprobleme der Chinesen von diesem Spiel herruehren 😉 Uebrigens ein sehr gutes Buch, das ich auch nur weiterempfehlen kann – „“Gebrauchsanweisung fuer China““ von Kai Strittmatter. Sehr lustig geschrieben, obwohl der Titel etwas irrefuehrend ist und man das Buch am besten liest, wenn man gerade in China ist 🙂 Zumindest stehen um die Spieler herum meist die doppelte oder sogar dreifache Anzahl Zuschauer, die mitfiebern und kommentieren. Sehr interessant zu beobachten. Dann erkletterte ich einen kleinen Huegel. Und wurde sofort von Chinesen in Beschlag genommen, die in dem kleinen Pavillion englische Vokabeln paukten, in dem sie laut vor sich hin sprachen oder sich gegenseitig abfragten. Na, da war ich ja das beste Uebungsobjekt und so redeten wir eine ganze Zeit miteinander. Sie sprachen uebrigens ein sehr gutes Englisch. In Yangshuo wimmelt es von Schulen, die Englisch unterrichten und ein Israeli erzaehlte mir spaeter, dass sie ihm einen Job als Lehrer angeboten haben – fuer 400 Euro im Monat mit eigenem Appartment – das ist wirklich gut und man fand auch ueberall Schilder mit dem Angebot einer Lehrertaetigkeit. Zudem ist Yangshuo auch relativ guenstig zum Leben. Waere ich laenger geblieben, haette es bestimmt viel Spass gemacht und meine Englischkenntnisse (die schon besser geworden sind) haetten auch ausgereicht. Anschliessend kletterte ich noch auf einen anderen Felsen um die wunderschoene Aussicht zu geniessen. Auch der Markt war eine Augenweide – fuer mich jedoch nicht ganz so appetitlich, wenn die Hasen ohne Fell dort liegen und sich die Fische und Huehner bestimmt nicht mehr lange ihres Lebens erfreuten. Aber alles ist frisch und es macht Spass den Anblick der vielfaeltigen Staende einfach auf sich wirken zu lassen – man muss ja nicht immer essen (ja ja, diese Worte aus meinem Mund ;))
Am naechsten Tag bin ich dann mit Willi zu einer Tour in die Umgebung aufgebrochen. Wir wanderten durch die Stadt zum Busbahnhof und fanden dann auch relativ unkompliziert unser Gefaehrt. Dieses wurde – wie sollte es anders sein – bis auf das letzte Fleckchen ausgefuellt. Gluecklicherweise ergatterten wir einen Platz. So lag dann auch ein kleines Baeumchen, das die Laenge des Mittelganges hatte, in mitten der auf kleinen Hockern im besagten Gang sitzenden Passagiere. So erreichten wir Xingping – ein kleines verschlafenes Oertchen, um eine Bootstour zum Fishing-Village zu unternehmen. Wir wurden dann natuerlich auch gleich wieder von Tourverkaeufern umlagert und es entbrannte eine langwierige Diskussion ueber den Preis. Als wir dann das Ufer erreichten waren wir uns endlich einig (nach ungefaehr 20 Minuten). Auf dem Weg beobachteten wir ein Brautpaar, das spaeter mit grossen Knallern beglueckwuenscht wurde. Auf unserem Rueckweg wateten wir durch die roten Ueberreste der – jetzt typischen – Chinaboeller.
Wir bestiegen unser Bambusboot und fuhren langsam den Fluss entlang. Diese Landschaft war so einmalig schoen – ach mir fehlen wieder einmal die Worte. Diese Kalkfelsen in ihren abstrakten Formen und dann der Fluss, der sich zwischen den Felsen entlang windet mit tuerkisblauem Wasser. Der Hoehepunkt waren dann die Kormoranfischer. Auf einem schmalen Bambusboot fahren sie entlang des Flusses. Meist haben sie ein oder zwei Kormorane, die im Wasser herumschwimmen und nach Fischen tauchen. Um ihren Hals haben sie einen Ring, damit sie die Fische nicht herunterschlucken koennen. Sobald sie einen gefangen haben, schwimmen sie zurueck zu „“ihrem““ Boot, der Fischer haelt einen Stock ins Wasser, auf den sich der Kormoran setzt. Dann wird er heraus gehoben und der Fisch wird in einem grossen Korb abgeladen. Danach gleitet der Kormoran wieder ins Wasser und das Ganze beginnt von vorn. Ein einmaliges Schauspiel. Das Interessante daran ist, dass der Kormoran von allein zurueck kommt. Wir fuhren also zum Fishing-Village und wanderten dann mit 3 anderen Chinesen durch die Orangenplantagen, die ganze Zeit den leckeren Geruch in der Nase – total idyllisch! In dem kleinen Dorf konnten wir herumwandern und in ein paar Haeuser reinschauen. Sehr alt und deshalb sehr authentisch. Mal schauen, wann ich das naechste Mal ein paar Bilder hochladen kann, die sagen wahrscheinlich mehr aus. Wunderschoen waren auch die Holzschnitzereien in den Giebeln und in einigen Haustueren. Nach 2 Stunden liefen wir wieder zurueck zu unserem Boot und fuhren zurueck – ein letzter Blick auf die grossartige Flusskulisse. Am Ufer sammelten Leute Wasserpflanzen als Futter fuer die Wasserbueffel und Tonnen an Honigmelonen wurden in grosse Lkw’s verladen. Wir sahen mal wieder eine Menge Hunde, getrocknete Fische, die flach wie eine Flunder waren und einen Kindergarten, in dem die Erzieherinnen herumgingen und Haare kaemmten waehrend die Kleinen gebannt auf einen Fernseher starrten in dem Tom Jagd auf Jerry machte 🙂 Grossartig. Abends erreichten wir dann wieder Yangshuo und verbrachten den Abend in unserem gemuetlichen Restaurant mit guter Musik und gutem Essen. Dann brach auch schon mein letzter Tag an. Am Abend ging es dann mit dem Nachtbus zurueck nach Shenzhen. Ich hatte mich naemlich entschieden Weihnachten in vertrauter Umgebung zu verbringen und nicht in irgend einem Zug oder in einem Ort im kaelteren Norden. So spazierte ich also das letzte Mal durch die Strassen und kaufte ein paar nette Sachen – das muss ja auch mal sein. Da mein Geld auch langsam zur Neige ging, musste ich gut handeln, was auch klappte. So war ich dann also am Abend um ein T-Shirt, Schuhe, ein Haarband, Zeichnungen, Badminghton-Schlaeger und einen Drachen reicher. 🙂 Die Badminghton-Schlaeger weihte ich dann auch gleich auf der Strasse ein, in dem ich mit einem ganz netten Maedchen aus dem Restaurant spielte – ein schoener Abschied von diesem tollen Ort! Eine interessante Sache konnten wir noch beobachten. Ich weiss nicht, um wen es sich handelte und ob bei jedem Tod so eine grosse Sache daraus gemacht wird… In einem Laden auf der Strasse stand ein Sarg mit dem Bild der Verstorbenen davor. So „“feierten““ die Leute 3 Tage, spielten Instrumente, sassen die ganzen Tage dort, assen und redeten, verkleideten sich als Drachen, die zur Musik tanzten und sich vor der Verstorbenen verneigten – so unwirklich und fremd fuer unser Auge, trotzdem so faszinierend. Abends ging ich dann mit Nir, dem Israeli zum Nachtbus. Wir quatschten dann auch die halbe Nacht ueber Politik und philosophierten ueber das Leben. Ich haette ja vorher nie gedacht, dass ich das einmal in Englisch schaffe, aber es klappte. Mitten in der Nacht hatten wir dann auch 1 Stunde Stau. Es ging weder vor noch zurueck – bloed wenn Lkw’s und Busse von 2 verschiedenen Richtungen kommen und die Strasse gerade einmal breit genug fuer eine Spur ist. So landete ich nach ereignisreichen Tagen wieder in Shenzhen, Hochhaeuser und Hektik statt Kalkfelsen und Ruhe.

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