Mandalay – die Stadt der Moenche, 2. Tag
Am naechsten Tag wollten wir uns ganz den Eindruecken Mandalays widmen. Anstatt dem Bus erwartete uns ein Sammeltaxi, in dem wir eine gefuehlte Ewigkeit warteten, bevor es durch die schachbrettartig-angelegten Strassen Mandalays Richtung Sueden ging.
Mandalay wirkt in meinen Augen etwas „“aufgeraeumter““ als Yangon. Ein wenig habe ich Yangon immter mit Mumbai und Mandalay mit Delhi verglichen. Da ich Delhi jedoch wenig mochte, soll das nur ein sehr grober Vergleich sein – die Strassen sind etwas breiter als in der Nachbarstadt im Sueden Myanmars, die Staende sind etwas weniger eng, die Haeuser etwas moderner und der Charme der Kolonialstilarchitektur etwas weniger offensichtlich, die Sonne scheint heller und die kleinere Baeume bieten etwas weniger Schatten. Nichts desto trotz strotzen die Srassen vor Lebendigkeit.
Und es ist wahr – Mandalay ist die Stadt der Moenche. In jeder Stasse tauchen sie als dunkelrote Punkte in der Menge auf. Sie sind nicht wegzudenken und sind so offensichtlich ein Teil Myanmars, so dass kein Zweifel an der grossen Rolle der Religion besteht. Das aeussert sich zum einen architektonisch, denn in jeder kleinen Stadt findet sich mindestens eine Miniaturausgabe der Shwedagon Pagode, in den Grossstaedten sind es noch viel mehr. Doch auch die Moenche auf den Strassen auf ihren Spendengaengen gehoeren so zum Alltag der Menschen und ins Strassenbild, dass sie nicht nur fuer die grosse Rolle der Religion stehen, sondern diese als eine der wichtigsten, wenn nicht als die wichtigste Stuetze der Gesellschaft auszeichnen. So verwundert es gar nicht mehr, dass sie in der juengsten Geschichte des Landes solch grosse Rolle spielten.
Auf unserem Weg nach Sueden sogen wir die Stimmung der quirrligen Strassenzuege in uns auf. Auch hier fiel wieder auf, dass die Shops nach ihren verschiedenen Gewerben immer auf einem Ort – auf eine Strasse – konzentriert sind. So passierten wir kleine garagenaehnliche Werkstaetten, in denen aus Stein wunderschoene Loewen- und Buddhafiguren entstanden.
Die beeindruckendste Figur fanden wir allerdings im Mahamuni Paya unserem Endziel – ein wichtiges Pilgerziel. Den Mittelpunkt bildet ein goldener Buddha, der erhaben, am Ende eines Saeulenganges, in dem sich die Betenden befinden auf einem Podest thront. Das Besondere ist die Art der Ererbietung. Wie in Suedostasien ueblich, werden Buddhafiguren haeufig mit kleinen Goldblaettchen beklebt. Doch dieser Buddha stellt alles bisher Gesehene in den Schatten – es wurde bereits soviel Blattgold an ihn beklebt, dass er immer dicker und dicker wird – erlaubt ist dieser zeremonielle Akt allerdings nur den Maenner. Um den heiligen Innenraum erstrecken sich mehrere luftige und offene Hallen, in denen Familien zusammensitzen und ihr mitgebrachtes Picknick verzehren, oder Arme – hauptsaechlich Alte – um ein paar Kyat bitten.
Als wir erreichten konnte ich einen kurzen Blick auf einen farbenpraechtigen Umzug erhaschen mit wunderschoen herausgeschmueckten Frauen in traditionellen Festkleidern und Blumen im Haar. Nur leider blieb mir die Ursache verborgen. Wir streiften durch die einzelnen Hallen, posierten erst- und einmalig fuer ein Familienfoto und liessen uns treiben, aufsaugend und ueberwaeltigt von der unglaublich religioes aufgeladenen Stimmung.
Im Anschluss ging es per Mopedtaxi (wobei Kristin und ich auf einem sassen) zur Kuthodew Paya – ein Kloster aus dunkelbraun gefaerbtem Teakholz mit einem langen, aus roten Saeulen begrenzten, Meditationsgang im Zentrum. Aufgrund der Mittagsstunde war es im Tempel unglaublich ruhig, nur schlaefrige Katzen reckten geschmeidig ihre Pfoten, blinzelten kurz und wieder schien das Leben m Kloster still zu stehen. Nur ein Moench benutzte den Gang – er ging den Saeulengang auf und ab, wobei er immer wieder die gleichen Mantras vor sich hin sprach – ein sehr spiritueller Moment, dem beizuwohnen.
Kristin wollte nach haus laufen, indessen nahm ich wieder ein Moped und mit wehendem Haar ging es durch die halbe Stadt zurueck – wir passierten eine „“free-drug-school““ (da fragt man sich, gibt es auch drug schools?), kleine Nonnen in ihren typischen rasafarbenen Gewaendern und auch die typischen Fahrradtaxis, die aus einer Art Seitenwagen bestehen, wobei nach vorn und hinten blickend ein Sitz angebracht ist.
Spaeter gingen Kristin und ich noch in ein typisches Shanrestaurant – die groesste ethnische Minerheit in Myanmar. Das Essen war total lecker. Man konnte wie bei einem Buffet aus verschiedenen Toepfen sein Gericht zusammenstellen. Und ich bin ja in Myanmar mit Experimenten noch vorsichtiger als vorsichtig geworden, aber es schmeckte so lecker, dass wir uns fuer unsere Nachtfahrt noch etwas einpacken liessen.
Ueberrascht war ich ueber die Hollywoodfilme im Fernsehen. Wobei es augenscheinlich keine Altersbegrenzung gibt – denn es lief ein ziemlich brutaler Film zur schoensten Spaetnachmittagszeit und die Kinder und Jugendlichen schauten mit grossen Augen auf die Mattscheibe. Auch als wir zurueck im Hotel waren lief Hollywood pur. Verwunderlich deshalb, da wir bisher relativ wenig westliche Eindruecke hatten – es gibt zwar Coca Cola, aber nach irgendeiner Art von Suessigkeiten war ich die 10 Tage vergeblich unterwegs. Es gibt landeseigene selbstgebacken Chips und generell haben die grossen Marken, gluecklicherweise, bisher noch keinen Einzug gehalten.
Und nun hiess es schon wieder, den Ort zu wechseln. Unsere letzte Station der Inle Lake – suedoestlich von Mandalay.