Tal der Inka – 54. Tag

Am nächsten Tag ging es in genau dem gleichen engen Bus mit genau dem gleichen Guide ins Tal der Inka, ich schmunzelte, als er sich erneut seiner Gruppe mit Wladimir vorstellte. Und ab ging die Fahrt. Wir fuhren durch diese wunderschöne Landschaft, vorbei an kleinen, einfach Höfen aus roten Backsteinen und kleinen Schweinen, welche sich unter Wäscheleinen über den Hof bewegen, mit der Schnauze immer in der Erde auf der Suche nach etwas Nahrhaftem. Wir passierten eine Lama-Zuchtstation – es ist unglaublich, wie viele verschiedene Arten es gibt – langes Fell, welches fast bis auf dem Boden hängt, kleine Locken oder ganz kurz, groß, klein und in allen erdenklichen Farben. Dann fuhren wir ins Tal der Inka ein, welches von Bergen umgeben und einem Fluss durchzogen wird. Warum es das Heilige Tal der Inka heißt, ist nicht so recht klar. Die Inka lebten mit vielen naturverbundenen Mythen, wobei die Berge und Flüssen oft heilig waren. Es kann also sein, dass der Name daher rührt, dass der Fluss als heilig erachtet wurde, oder der Berg, welcher im Hintergrund das Bild des Tals bestimmt. Wir erreichten unseren ersten Halt – Pisac. Bevor es zur Anlage höher in die Berge ging, hatten wir ein paar Minuten für den berühmten Markt, der alle Gassen dieses kleinen Ortes einnimmt – ein Meer aus bunten Stoffen, Gemälden, Statuen, Klamotten und Schmuck. Besonders beeindruckend waren die kleinen Innenhöfe, in denen sich meterhohe Öfen befanden, in denen gefüllte Teigtaschen zubereitet wurden, ebenso die kleinen Paläste für die Meerschweinchen, welche sich dick und fett von einer Etage zur nächsten schoben. Dann ging es zur Inkafestung, welche über dem Tal auf dem Berg thront. Das bestimmende Bild sind die unbeschreiblich beeindruckenden Terrassen, die sich an den Berg schmiegen. Über den Terrassen liegt das zeremonielle Zentrum. Unser Guide erklärte uns die Anordnung der Terrassen: auf den unteren schmaleren wurden Medizinpflanzen angebaut, welche aus dem Dschungel kamen und hier kultiviert wurden sowie Früchte; die großen, breiten Mittelterrassen beherbergten die am häufigsten gegessenen Pflanzen – Kartoffeln und Mais. Man muss sich vorstellen, dass es in Peru mehr als 3.000 verschiedene Kartoffel- und mehr als 300 verschiedene Maissorten gibt. In den oberen Terrassen fanden weitere Getreidesorten ihren Platz. Auch hier fanden sich wieder viele Symbole, welche in der Architektur eingeflochten wurden. Um die Terrassen herum gibt es mehrere kleine Ruinen, welche alle eine bestimmte Bedeutung hatten. Die höchste über den Terrassen ist der ehemalige Schulkomplex, die Schule nahm für die Inka eine besondere Bedeutung ein, denn für sie war dies der Ort, in der ihr Wissen und ihr Glaube an die nächste Generation weitergegeben und somit erhalten wurde. Hier befindet sich auch der Berg, in dem über 2.000 Löcher zu sehen sind, welche die Gräber darstellen. Allerdings wurden mehr als 1.300 von Grabräubern geplündert. Mittags aßen wir von einem riesigen Buffet, wobei mir ein Pärchen Gesellschaft leistete, die ich schon den Tag zuvor in meiner Gruppe hatte. Das Witzigste daran war, dass sich beide auf Deutsch verständigten, es aber offensichtlich war, dass sie keine Muttersprachler. Es stellte sich heraus, dass sie Peruanerin und er Italiener ist, sie sich aber in München kennengelernt haben, welch witzige Konstellation 🙂
Anschließend ging es zur letzten Anlage, einer Befestigungsanlage, an der die Konquistadoren eine größere Schlacht verloren haben. Von oben hatte man einen wundervollen Ausblick auf die kleine Stadt Ollantaytambo, welche übrigens die Form eines Maiskolben hat, worin man wieder die Symbolhaftigkeit, auch in der Stadtplanung, erkennt. Die meisten meiner Gruppe fuhren danach wieder zurück und ich hatte noch viel Zeit, bevor mein Zug nach Agua Calientes ging. Ich stand dann pünktlich bei den Gleisen, welche durch einen Zaun abgeschottet waren – ein unwirklicher Anblick mitten in der Nacht. Es ist erstaunlich, wie viele Leute man in Südamerika trifft, die deutsch sprechen oder schon für längere Zeit in Deutschland gelebt haben. Auch hier sprach mich eine kleine Gruppe an und wir hatten eine angenehme Wartezeit zusammen, bis es mit dem Zug durch die Nacht ging. Ich fand dann auch schnell zwischen der Masse an Schildern und dazugehörigen Menschen meinen Namen und ab ging es ins Hotel. Hier stellte sich dann der morgige Besuch in Machu Picchu doch etwas anders heraus, als es mir im Reisebüro gesagt wurde. Jedenfalls hieß es für mich am nächsten Tag früh um halb 6 aufzustehen und den Bus nach oben zu nehmen. Uns wurde ebenfalls die Möglichkeit gelassen, den Berg zu besteigen, welcher bei jeder Postkarte im Hintergrund zu sehen ist (Wayna Picchu), allerdings ist hier seit 3 Jahren die Auflage, dass pro Tag nur noch 400 dort hinauf dürfen. Möchte man jetzt unter diesen 400 sein, muss man sich schon um halb 4 vor der Busstation einfinden und dann 2 Stunden warten, bis man die ersten Busse halb 6 nehmen kann. Ich wollte das nicht! 🙂

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