La Paz – 50./51. Tag
Auch die Busfahrt am naechsten Tag nach Bolivien war spektakulaer am Titicacasee entlang, wobei man an manchen Stellen nicht mehr das andere Ende sehen konnte. Das Wasser glitzerte in der Sonne und Fischerboote plaetscherten in den Wellen dahin. Wir passierten viele Hoefe mit Viehherden ringsherum und Leuten in ihren traditionellen Kleidungen, die sie hueteten, eine perfekte Szenerie!
Die Grenze lag verschlafen in der Landschaft und trotzdem warteten wir dort fast 2 Stunden!!! Ich konnte es nicht glauben. Viele Touribusse erreichten zur gleichen Zeit und dann genau vor uns in der Schlange hatte eine Chilenin Probleme, einzureisen, bzw. musste Geld bezahlen. Da nur ein Beamter im Dienst war und sie mit ihm fast eine dreiviertel Stunde diskutierte, warteten die anderen siebzig und konnten nicht weiter. Waere fuer uns eh egal gewesen, da sie in unserem Bus war, doch die Gemueter waren definitiv auf allen Seiten erhitzt. Am Ende sass sie im Bus, ob sie sich jetzt reindiskutiert hat oder bezahlte, bleibt Spekulation. Dann ging es weiter am See nach Copacabana, ein wundervolles kleines Oertchen. Der einzige Grund warum ich wirklich sauer war, dass alles so lange dauerte, war der, dass wir jetzt keine Zeit mehr hatten. Geplant war der Besuch der Kathedrale und ein Kaffee am See. Es blieb in einer viertel Stunde Zeit, den kleinen Huegel zur Kathedrale hochzuhasten, den Mittelgang einmal hoch und runter und dann in den kleinen Gang hinein, der sich neben der Kathedrale befindet – alles war dunkel und in der Mitte eine lange Tafel mit hunderten Kerzen. Mit dem Wachs wurden Gruesse, Sprueche und Bilder an die Waende gemalt – ein grossartiges Bild. Trotz der Eile genoss ich den Anblick der bunt glitzernden Tuermchen (eine Kirche mit maurischen Einfluessen in der Architektur) sowie der filigranen Schnitzereien in den Holztueren des Eingangsportals. Und schon sassen wir wieder im Bus weiter nach La Paz. Wir stoppten dann noch einmal, um mit der Faehre ueberzusetzen, einen wirklich kuriosen Anblick boten dabei die Busse, die auf grosse Holzfaehren gefahren und schwankend auf die andere Seite transportiert wurden. Ich verliebte mich sofort in Bolivien – weite steppenartige Landschaften, auf denen Herden von Kuehen, Schafen und Lamas entlang wandern, unterbrochen von kleinen Gehoeften und im Hintergrund die zahlreichen Schneekuppen von Bergen und Vulkanen. Ich war bezaubert. Dann fuhren wir in La Paz ein. Die Strasse wand sich die Huegel hinunter ins Tal, ueber welches sich die Stadt erstreckt sowie weiter die Haenge hinauf, im Hintergrund bildet der Illimani-Vulkan den passenden Rahmen fuer das Postkartenmotiv – atemberaubend!!
Leider war unser praeferiertes Hostel ausgebucht und der Taxifahrer fand ein anderes fuer uns, aber es war so schaebig, dass wir fuer die naechste Nacht einen erneuten Umzug beschlossen. Allerdings war es auch schon dunkel und wir waren froh, erst einmal was gefunden zu haben (und das schreib ich, obwohl ich den Anblick des Klos vom naechsten Morgen in Erinnerung hatte – nicht schoen ist mein Kommentar dazu :)). Zum Abend fanden wir ein Restaurant, welches sich durch eine grelle Inneneinrichtung herausstellte. Doch das Essen war enorm – zum Menue gehoerte ebenfalls ein riesiges Buffet. Ehrlich gesagt, weiss ich nicht, wie ich diese Massen wirklich essen konnte und Steffi schaute mir nur mit grossen Augen zu… am Ende konnte ich dann auch nur noch herausrollen, aber es hat einfach zu gut geschmeckt… haha!!
Der naechste Tag begann frueh und nach der Horror-Baderfahrung bezogen wir unser neues Quartier im Herzen des Hexenmarktes. Ehrlich – ich habe mich verliebt, in diese Stadt – es ist dreckig, arm, chaotisch und voller Leben, ich war begeistert. Wir begannen den Tag mit dem Besuch des Klosters San Francisco (was es scheinbar hier in jeder Stadt gibt) und welches genauso ueberladen ist wie viele andere Kirchen zuvor. Den Vorplatz ziert eine grosse Baustelle und zahlreiche Schuhputzer, die mit ihrer Erscheinung eher Angst einfloessen, da ihre Koepfe in Skimasken stecken. Dann begann unsere Bummel-Shopping-Staunen-Tour. Wir zogen durch die kleinen Gassen, welche sich den nach oben winden, durch welche sich Busse und Autos quetschen, vorbei an kleinen Buden oder Decken auf denen sich Muetzen, Schmuck, bunte Tuecher, Statuen und und und stapeln. So tolle Sachen, dass ich nicht mal drei Staende weit gekommen bin, ohne nicht etwas kleines mitzunehmen. Das Schoenste daran war, dass niemand versuchte uns was aufzuschwatzen. Man kam erst ins Gespraech, wenn man nach dem Preis fragte, zumindest meistens. An den Staenden sassen wieder Frauen in bunten Kleidern und mit den hier typischen Maennerhueten. Dann ging es ueber den Hexenmarkt, der sich besonders durch sein Angebot unterscheidet – neben Amuletten, kleinen Talismanen, Kraeutern und Oelen fielen besonders die Lamafoeten ins Auge, die von den Staenden herunter baumelten – angeblich werden sie bei einem neuen Haus unter der Schwelle vergraben, was Glueck bringen soll. Steffi kann ein Lied davon singen, wie sehr ich mich die letzten Tage immer ueber meinen kleinen Rucksack aufgeregt habe, da wieder der Reissverschluss klemmte oder gar nicht mehr wollte. Jetzt war es soweit und er war komplett kaputt. Somit kamen wir dann nach 3 weiteren Strassenecken zum riesigen Schwarzmarkt, der auch so heisst: mercado negro. Durch kleine Gaenge reiht sich ein Stand neben dem anderen ueber einen ganzen Strassenblock – Kitsch, neben Fake-Label-Klamottenlaeden, Schuhe, Schmuck, Haushaltswaren, Stofflaeden – alles nach Themengebieten sortiert. Ich fand dann auch nach einiger Suche einen Rucksack. Wir durchstreiften die Gaenge, am Strassenrand sassen Frauen, schlafend auf ihren zum Kauf angebotenen Kartoffelsaecken. Durch die Strassen ging es dann zum Hauptplatz vorbei an kolonialen Haeusern mit wunderschoen verzierten Balkonen von denen der Putz und die Farbe abblaettert. Das Gewuehl an Draehten und Stromkabeln war ueber den Strassen zu einem heillosen Durcheinander verwoben. Und die Strassen pulsierten vor Leben. Der Hauptplatz war umgeben von der Kathedrale und Arkadengesaeumten Haeusern, wobei auf den Buergersteigen kleine Baeume Schatten spendeten. Die Tauben auf dem Marktplatz waren so dicht versammelt, dass man kaum Platz zum Treten hatte, fuer Steffi als bekennende Taubenliebhaberin ein Genuss đ Wir sassen dann eine Weile auf dem Platz und beobachteten das lustige Treiben – eh meine Lieblingsbeschaeftigung. Langsam ging es wieder zurueck, was auch noch einmal einige Zeit in Anspruch nahm. Und schon war unser letzter Abend angebrochen, nach einer wundervollen Woche, dir mir das Reisen wieder so nah gebracht hat und die Lust auf mehr hier in Suedamerika geweckt hat. Als Abschluss gingen wir in ein ganz grossartiges Restaurant – das Essen war phamos, die Groesse der Portionen phaenomenal und wir genossen es in vollen Zuegen, ein passender Abschluss dieser schoenen Zeit!