Colca Canyon – 48. Tag
Frueh um 4 klingelte unser Wecker. Verschlafen krochen wir aus den warmen Betten, runter zu unserem gedeckten Fruehstueckstisch und anschliessend zum Busbahnhof durch das verschlafene Oertchen. Auch dieses erinnerte mich mit den kleinen Lehmhuetten so sehr an Tibet. Neben den Huetten gab es meist kleine, durch Mauern getrennte Abteile, worin die Esel und Schafe ihre Behausung fanden. In der Kaelte warteten wir dann bibbernd auf unseren Bus Richtung Aussichtspunkt, einmal fuer den Canyon und dann fuer die Condore, die wir aber am Ende nicht sahen. Der Bus war vollgestopft mit Einheimischen, hauptsaechlich Frauen, die mit ihren Verkaufssachen auf dem Weg zu den Touristenplaetzen waren, in ihren traditionellen bunten Kleidern, ihren Hueten und den von der Kaelte rot-gefaerbten Wangen. Wir kamen dann zum Sonnenaufgang nach 2 Stunden am Aussichtspunkt an. Die Stimmung war einmalig. Ausser uns war nur noch ein niederlaendisches Paerchen dort. Die Ruhe war gespenstisch und die Sonnenstrahlen brachen sich ihren Weg in den Canyon der hinter der kleinen Steinmauer steil nach unten abfiel. Kaum zu glauben, dass diese Schlucht einmal von einem Fluss ausgespuehlt wurde. Wir sassen dann ueber eine Stunde ueber dem Abhang, genossen die langsam erwaermenden Morgenstrahlen, beobachteten kleine Wildhasen und genossen das hier und jetzt. Kurz bevor der ganze Aussichtspunkt mit Touristen ueberschwemmt wurde, die in gefuehlten hundert kleinen Bussen anreisten, machten wir beide uns auf den Weg. Auf dem Weg hierher hatten wir ein kleines Dorf passiert, zu dem wir zuruecklaufen wollten – ein bisschen Individualitaet und Wanderlust, wenn schon nicht der Abstieg in den Canyon. Der Weg auf der Strasse stellte sich dann als etwas anstrengend heraus, da wir immer wieder von vorbeifahrenden Autos (immer nur Touristenbusse und nicht wenig) mit Staubwolken ueberdeckt wurden und auch der Weg wesentlich laenger war, als wir ihn in Erinnerung hatten. Aber nichts desto trotz war es ein wunderbares Erlebnis und wir genossen die Landschaft in vollen Zuegen. Es ging vorbei an riesigen Kakteenhainen, Terrassenlandschaften, auf denen Felder bestellt werden, Herden von Kuehen, vereinzelt mal ein Esel und im Hintergrund immer wieder die eine Seite des Canyons. Manchmal mussten wir kleinen Bullen ausweichen, deren Absichten nicht immer ganz klar abzusehen waren đ Leider schafften wir es dann nicht ganz vor dem naechsten Bus im Dorf zu sein, obwohl wir fast 2 Stunden unterwegs waren. 5 Minuten davor luden sie uns auf und wir versuchten ein Plaetzchen im vollgestopften Bus zu finden, nachdem wir einer alten Frau mit ihren ganzen Saecken geholfen hatten, wobei ich mich gefragt habe, wie sie diese alle alleine wieder wegtransportieren moechte. Wir passierten kleine Doerfer, die am Morgen noch in der Dunkelheit untergegangen sind. Die witzigste Begebenheit passierte auf einer kleinen Kreuzung, wo eine Art „“Verkehrsstau““ die Fahrt fuer ein paar Minuten stoppte. Von der einen Seite kam eine Kuhherde angerannt, mitten drin ein riesiges Lama (so schoen diese Tiere!!) – von der anderen Seite kam eine Schafherde, die von Weitem ein riesiges wandelndes Wollknaeul bildete und die komplette Strasse versperrte und hinter dem Bus schritten 4 Militaerleute mit Gewehren bewaffnet vorbei, die von dem Lama, welches sie mit einem Kopf ueberragte, von nahem begutachtet wurde. Zu komisch. Dann ging es weiter, allerdings hielt die Fahrt nicht lange an, denn dann platzte ein Reifen und wir hingen fuer eine Stunde fest. Im Bus lernten wir Florian und Nina kennen, welche eine dreiwoechige Rundreise in Peru bestreiten. Aus dem Fenster konnte man 4 Fluggespanne jeweils mit 2 Bullen vorgespannt beobachten, welche ein kleines Feld bestellten. Waehrend der Mann jeweils mit dem Flug voranschritt, saehte die Frau aus einem Beutel Samen in die Furchen. Als wir endlich weiterkonnten, war das Feld bereits fertig bearbeitet. Zurueck in Chivay fuhren wir noch zu den heissen Quellen bevor es abends wieder zurueck nach Arequipa ging. Die Anlage war grossartig, neben einem Fluss und einem Berg gelegen, kaum Leute und heisses Wasser, welches trotz Sonnenschein ein Erlebnis war, nach der Wanderung ein gelungener Abschluss des Tages. In Arequipa kauften wir uns ein Ticket fuer den naechsten Morgen nach Puno, an den Titicacasee, hielten noch einmal am Hauptplatz fuer ein paar Fotos und fielen dann muede ins Bett, um am naechsten Tag wieder um 6 Uhr aufzustehen.
Ich glaube, dass ich in der letzten Woche wirklich mehr Zeit im Bus verbracht habe als irgendwo anders…