Riobamba / Montañita – 36.-39. Tag

Die letzte Fuetterung und ich genoss es in vollen Zuegen. Noch einmal mit allen schmusen, ein paar Fotos machen, die letzten Badestellen reinigen und dann hiess es packen, es dauerte gefuehlte Jahre. Die Huette war immer ziemlich dreckig durch die ganzen Schuhe und die Hunde, somit musste alles von hinten nach vorn und umgekehrt gewendet werden, bevor es in den Rucksack konnte. Carsi war schon eingeschlafen, als ich dann endlich los konnte, ein grosses Verabschieden, ein letzter Blick auf das so vertraut Gewordene und ab ging es nach Baños. Da ich hier auch schon einmal war, wusste ich genau wo ich gut essen konnte. Eigentlich wollte ich mich Marleen und Nienke hier treffen, aber erstens war ich viel zu spaet und zweitens hatten sich ihre Plaene geaendert. Ich war total gluecklich, so wie es mir das Reisen in Asien immer gebracht hatte. Ich strahlte und alles war wundervoll trotz Regen und grauem Himmel. Ich kaufte mir die Tasche, die mir beim ersten Besuch zu teuer war und ging dann in das leckere Restaurant. Die Besitzerin erkannte mich wieder und wir haben sogar eine kleine Konversation zu stande gebracht. Ich genoss die Zeit da in vollen Zuegen, Baños hatte mir schon das erste Mal so gut gefallen. Dann ging es mit dem Bus nach Riobamba zu Veronica, ich hatte ja versprochen zurueck zu kommen. Ich erreichte im Dunkeln und da ich nicht genau wusste, wann ich ankomme, sagte ich zu ihr, dass ich mich melde, wenn ich da bin… Die 10 Minuten, die ich dann wartete, kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich mochte diese Stadt genauso wenig wie das letzte Mal und waere Veronica nicht, waere ich nie wieder gekommen. Mein Gefuehl sollte mich nicht truegen. Veronica hatte ein Klassentreffen und wir hatten keine Zeit mehr vorher zu ihr zu fahren, also nahm ich alles mit und zog mich auf der Toilette des Restaurants um plus fertig machen fuer spaeter tanzen, auch eine neue Erfahrung, aber ziemlich lustig. In der Gruppe war ich dann ziemlich deplatziert, jede war aufgebrezelt wie zu einer Misswahl. Ich fuehlte mich nicht sonderlich wohl, aber auch nicht unwohl, mir war es eigentlich ziemich egal, da ich mit den Gedanken immer noch in Yanacocha war. Und dieses hier und jetzt liess sich damit gar nicht vereinbaren. Veronica war auch sichtlich besorgt um mein Wohlbefinden, aber ich versicherte ihr ehrlich gemeint, dass es mir gar nichts ausmacht. Spaeter sprachen wir ueber das Treffen und ich schilderte ihr meine Verwunderung darueber, dass wenn ich Leute seit 5 Jahren nicht gesehen habe, ich mich ueber Nagellack und Klamotten unterhalte und dazu brauchte ich kein Spanisch, um es mitzubekommen. Sie bestaetigte mich und meinte es war mehr ein kommen und austauschen, was hast du, was hab ich… Spaeter trafen wir dann 2 Freunde von ihr und gingen in den Club. Es war nicht ganz meine Musik, sehr soft und schmusig und da findet man ja selten die passenden Tanzschritte. Der eine Freund ging mir auch ziemlich gegen den Strich, da ich dieses enge Tanzen ja gar nicht mag, sondern eher mein eigenes Ding mache. Ich war dann super froh, als noch die andere Freundin von Veronica kam. Und wie unterschiedlich war sie zu den anderen aufgebrezelten „“Pueppchen““ (sie sahen wirklich alls sehr kuenstlich aus). Sie laechelte mich warm an, verwickelte mich sofort in ein Gespraech und hatte einfach nur eine Wahnsinnsausstrahlung. Die beiden zu sehen machte Freude, sie waren beide so Herzmenschen und hatten soviel Klasse. Wir verliessen dann gegen eins den Club, brachten die Freundin noch nach Hause und sie bedauerte wahrhaftig, dass ich am naechsten Tag schon weg musste.
So jetzt folgt das weniger schoene Ende dieses Tages. Der Abstellplatz des Autos von Veronica ist 2 Blocks entfernt von der Wohnung. Wir brachten das Auto dahin. Ich liess meinen gross Rucksack im Auto, nahm aber meinen kleinen Rucksack und meinen Guertel mit Pass etc. mit, da ich sie nicht im Auto lassen wollte. Ehrlich gesagt, dachte ich gar nicht viel, wir waren am quatschen und der Tag war so gut, dass ich die Uhrzeit vergass, die dunkele Strasse und die Menschenleere. Schlussendlich waren wir also an Folgendem selbst schuld. Jeder sagt, geh nicht raus in der Nacht, das ist zu gefaehrlich, aber das es dann gleich beim ersten Mal wirklich eintrifft… Wir kamen zur ersten Kreuzung und ploetzlich bog ein junger Mann um die Ecke und kam direkt auf mich zu, ich checkte erst ueberhaupt gar nicht, was passiert und ehrlich gesagt, weiss ich es immer noch nicht recht. Ich weiss nicht, ob er mich am rechten Arm packte, auf alle Faelle blieben ein paar Abschuerfungen und ein geprellter Finger. In der rechten Hand hatte er etwas, was ich aber nicht erkennen konnte, das machte mir am meisten Angst. Gluecklicherweise hatte ich aus irgendeinem Zufall meine Schuhe mitgenommen und sie in der linken Hand. Ich schrie ihn hysterisch an und fragte ihn die ganze Zeit auf Englisch was er will, natuerlich verstand er kein Wort. Die ganze Zeit waren die Schuhe wie eine Schutzmauer zwischen uns. Er deutete dann mit der Faust ein paar mal an, mich zu schlagen oder was auch immer. Veronica war auf der anderen Strassenseite und schrie auch die ganze Zeit, aber kein Fenster ging auf, nichts ruehrte sich. Ich wollte meine Sachen nicht mit aller Macht verteidigen, obwohl der Verlust schlimm gewesen waere, ich wusste nur nicht, was er eigentlich wollte. Am Ende bekam er wohl selbst Panik, riss mir einen Schuh aus der Hand und rannte davon. Ich wollte um die naechste Ecke, doch da stand noch jemand, gluecklicherweise machte er aber keine Anstalten, so rannte wir beide, ich mit meinem einen Schuh in der Hand und Veronica auch total aufgeloest, bis wir bei ihr zu Hause waren. Das einzig Dumme war nun, ich hatte nur noch meine Sandalen und einen Schuh, wie unnuetz, dann haett er auch beide nehmen koennen. Ich aergerte mich ueber unsere Dummheit und war gleichzeitig furchtbar dankbar, dass nicht mehr passiert ist. Allerdings sass und sitzt der Schreck ziemlich tief, was ich die naechsten beiden Tage deutlich gespuert habe, sobald ein Mann auf der Strasse zu dicht kam oder bei der Busfahrt. Es ist so aergerlich: Warum ich Suedamerika nicht so lieben kann und das Reisen nicht so geniessen kann wie in Asien ist genau dieser Grund. Die ganze Zeit ist muss man vorsichtig sein, nicht unbedacht in dunklen Ecken, staendig ueberlegend, was kann ich wo mit hin nehmen. Dieser Tag war der erste, wo ich wieder dieses freie Gefuehl hatte, dieses glueckliche Strahlen, die Welt in rosa 🙂 und dann passiert so etwas, unverzueglich. Und jetzt bleibt der saure Beigeschmack, ich denk nicht oft dran und es ist immer noch so unwirklich, aber es sitzt einfach irgendwo im Kopf und ich merke es, dass ich Angst habe, speziell vor meinem naechsten Reiseschritt, nach Lima zu fahren – Geschichten ueber den Grenzuebertritt, ueber die Stadt, von der aus ich den Bus nehmen muss, ueber Lima, das gibt bei weitem kein sicheres Gefuehl… Aber gut, so ist das Leben, es geht weiter, irgendwie, man muss nur den Schritt aus dem sicheren Nest wagen (und das ist fuer mich gerade in Montañita, wo ich mich total geborgen fuehle). Am naechsten Tag wollte ich gar nicht richtig aus dem Haus, wir suchten die Gegend noch einmal ab, vielleicht tauchte ja mein Schuh doch irgendwo auf, aber Fehlanzeige… Dann passierte fuer Veronica noch etwas anderes Unschoenes; auf ihrer Arbeit hatte jemand ein Geruecht in die Welt gesetzt, welches sie in ein schlechtes Licht rueckt. Somit war der komplette Morgen in heller Aufregung und ich sah schon meine Moeglichkeit nach Montañita zu kommen schwinden, da es eine Busfahrt von 9 Stunden war. Wir fuhren dann noch schnell in die Stadt mit der Mama und so schnell kaufte ich noch nie in meinem Leben Schuhe. Alle anschauen, die die gefallen anprobieren, zu gross, eine Nummer kleiner, immer noch zu gross, keine andere Groesse, ein paar Einlagen plus Schnuersenkel, raus aus dem Laden und ab zum Busbahnhof. Es tat mir leid, mich von Veronica und ihrer Mama zu verabschieden, sie sind ganz wundervolle Menschen, doch ich war wieder einmal froh, diese Stadt hinter mir zu lassen. Diesmal hatte ich im Bus das erste Mal einen Schnarcher neben mir. Ein Schnarchen von rechts, Jean Claude van Damme aus den Lautsprechern und ich tief in mein Buch versunken, welches ich auch Yanacocha mitgenommen habe – fesselnd auf jeder Seite und nur zu empfehlen: Lost in the jungle von Yossi Ghinsberg, einem Israeli basierend auf einer wahren Geschichte, wirlich grossartig, die 300 Seiten waren in 2 Tagen ausgelesen. 🙂 Der Busbahnhof in Guyaquil war beaengstigend und wenn ich dran denk, dahin zurueck zu muessen, wird mir ganz anders – er ist riesig mit mehr als 130 Abfahrtstellen ueber mehrere Ebenen. Als ich um 6 ankam, hiess es kein direkter Bus mehr nach Montañita, ich konnte es nicht glauben. Das aufgeregte Geplapper konnte ich nicht verstehen, ich war in Aufregung, hatte keine Lust mehr nett zu sein und vermutete eh hinter jedem das Schlimmste. Am Ende stellte er sich als ein wunderbarer Mann heraus, der Busfahrer des Busses zu einem Platz, wo ich noch einmal umsteigen musste. Er zeigte mir den Weg, wartete auf mich als ich noch einmal kurz auf Toilette musste und schmiss mich an der richtigen Stelle heraus. Doch zwischendurch durchlitt ich Qualen, es war wieder dunkel, ich hatte in der Zwischenzeit gelesen, dass man an diesem Ort an irgendeiner Strasse rausgeschmissen wird und dann auf den anderen Bus warten muss, aber ich wollte nirgendwo warten und schon gar nicht auf einer dunklen Strasse, Hotels waren fuer den Ort auch keine ausgeschrieben und mein Messer lag aufgeklappt in meiner Jackentasche… Doch alles war in Ordnung, er schmiss mich wirklich an dieser Strasse raus, aber der andere Bus stand gleich um die Ecke. Ich erreichte Montañita spaet aber sicher, fand ein kleines Zimmer fuer mich allein mit Bad und heisser Dusche – perfekt!

Ueber die letzten beiden Tage gibt es nichts zu berichten. Montañita ist eher ruhig und bisschen verlassen, da die Partys erst am Wochenende sind, trotzdem wunderbar. Ich verbrachte beide Tage im… tatarata im Internet: das Ergebnis habt ihr vor euch. Ich geniesse die Ruhe, die Sicherheit, das gute Essen und alle Annehmlichkeiten!! Da ich heute alles geschafft habe, bleibt dann morgen fuer den Strand und fuer Relaxen, vielleicht find ich ja irgendwo eine Massage 🙂 Und dann geht es Donnerstag nach Lima, hoffe ich. Informationen sind nicht zu bekommen, ich muss nach Guyaquil und dann hoffe ich einfach auf einen Direktbus. Lieben Dank an alle fuer Mails, Kommentare auf der Internetseite und, und, und! Das sind meine kleinen Anker. Ich denke an euch und hoffe, ihr hattet ein bisschen Freude beim Lesen bzw., dass es euch gut geht. Eure Jule

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