Krakau – 31.08./01.09.

Heute früh sind meine Eltern dann wieder zurück gefahren und nach langem Ausschlafen räumten wir die Wohnung, schulterten die Rucksäcke und ab ging es Richtung Markt. Hier fanden wir auch ein ganz angenehmes Restaurant und frühstückten ausgiebig. Anschließend suchten wir dann unser Hostel auf – direkt an der Hauptstraße gelegen, aber mit Fenster nach hinten und Blick auf einen Park vor dem Wawel-Schloss – so ließ es sich definitiv leben 🙂 Generell war das Hostel sehr sympathisch und wir beglückwünschten uns zur Wahl. Doch da es der letzte effektive „“Krakau-Tag““ werden sollte, hieß es schnell wieder Richtung Stadt – Tasche kaufen, da ich meine zu Hause vergessen hatte, Postkarten auf dem Marktplatz schreiben zu einer Tasse Kaffee mit Apfelstrudel, die Post suchen und der guten Frau hinter dem Schalter mit Händen und Füßen begreifbar machen, was man so will und dann wurde es schon langsam Zeit, denn ich wollte gern zu einem Klassikkonzert in einer kleinen Kirche auf dem Hauptplatz. Geplant und ausgeführt. Die Kirche an sich war wunderschön – sehr klein, dafür jedoch mit einem hohen Kuppeldach. Dann betraten die Künstler die Bühne und es war einfach nur traumhaft, Augen zu und genießen, die Auswahl der Stücke war phänomenal und von melancholisch, dramatisch bis schnell und spritzig war alles vertreten. Definitiv ein unvergessliches Erlebnis. Nachdem Markus dann wieder dazu gestoßen war, betrachteten wir noch eine ganze Weile eine schwedische Schülertruppe, die den Ausflug wohl eher als Shoppingurlaub betrachtet hatten und sich jetzt ihre Errungenschaften präsentierten. Danach ging es kreuz und quer über den Marktplatz, der sich in seiner schönsten Abendpracht präsentierte, auf der Suche nach den schönsten Fotomotiven – sehr lustig und im Übrigen haben wir mit unseren Fotographieraktionen á la auf dem Rücken liegend über den Boden robbend jede erdenkliche Heiterkeit bei den Umstehenden ausgelöst. Dann wurde es Zeit sich von der Altstadt zu verabschieden. Wir machten uns auf den Weg ins jüdische Viertel – Kazimierz – und in den stylischen Bars am Platz fanden wir noch ein nettes Restaurant mit Pasta und Apfelstrudel. Mit viel Witz und Geschichten fielen wir müde ins Bett. Nachdem unser einziger Mitbewohner früh noch einmal alle im Bett sitzen ließ mit seinem Radau, was er am nächsten Morgen auf den Wodka schob, ging es noch einmal zu dem kleinen Marktplatz mit zahlreichen Cafés und Bars ringsherum zu einem kleinen Frühstück. Am Fenster sitzend konnte man die Leute auf der Straße beobachten – wobei die meisten Jugendlichen damit auffielen, dass sie sehr chic in schwarz-weiß gekleidet waren. Später erfuhren wir, dass der Grund dafür der erste Schultag war – na das sollte in Deutschland mal jemandem einfallen mit schwarzer Stoffhose bzw. Rock und Bluse nach den Sommerferien in der Schule zu erscheinen. Tja, ein bisschen ticken die Uhren hier doch anders. Des Weiteren war ein großes und neues Auto, zwischendurch auch mal ein Porsche, nach dem anderen zu sehen – die kleinen bekannten polnischen Quetschbüchsen sah man nur noch mit Graffiti besprüht als Kunstwerk auf dem Gehtsteig. Krakau hat mich in dem Sinne doch ziemlich überrascht. Wenn ich an die kleinen polnischen Dörfer auf der anderen Seite der Neiße denke, haben diese nicht mehr viel Ähnlichkeit mit einer großen polnischen Stadt wie Krakau. Im Umland entsteht ein großartiges Eigenheim nach dem Anderen und in der Stadt laufen die Polen in Designerlabels maßgeschneidert durch die Altstadt. Doch auch viele Bettler und Alkoholiker sieht man auf den Straßen und in den Parks. Die Märkte stehen in keiner Relation zu den teuren Restaurants um die Marienkirche, wo alte Leute ihre wahrscheinlich kaum vorhandene Rente mit dem Verkauf von kleinen Blumensträußen zu verbessern versuchen. Armut und Reichtum dicht nebeneinander – eine faszinierende Stadt in jeglicher Hinsicht.
Am letzten Tag stand der Besuch von Auschwitz auf dem Programm. Erst hatten wir hin und her überlegt eine Tour zu buchen, da es zeitlich doch etwas knapp war. Nach unseren Informationen wurde aufgrund der Touristenströme die Besuchszeit des Museum verändert und bis 3 Uhr nachmittags war für Individualreisende ohne Tour kein Besuch möglich. Allerdings ging abends 21:15 Uhr unser Nachtbus nach Bratislava und das Lager liegt anderthalb Stunden auswärts. Wir entschieden uns trotzdem für den localbus und erreichten schnell und günstig das Ziel. Dort erfuhren wir dann, dass zwar das Museum bis zu dieser Zeit geschlossen ist, aber dass man sich das Lager Birkenau ohne Zeiteinschränkungen hätte ansehen können. Der wesentlich größere Komplex, der später errichtet wurde, liegt noch einmal 3 km entfernt vom Lager 1 mit dem Museum. Leider haben wir es dann aus Zeitgründen wirklich nicht mehr geschafft, noch einmal bis dorthin zu fahren. Somit blieb der Besuch des Lagers „“Auschwitz I““. Durch das Tor, über dem prangt: „“Arbeit macht frei““ gelangt man auf das mit Stacheldraht umzäunte Areal auf dem zahlreiche Baracken mit den verschiedensten Ausstellungen untergebracht sind. Sehr informativ und detailliert wird über das Ausmaß dieser unvorstellbaren und zielgerichteten Organisation der Auslöschung von Menschenleben berichtet. Man wird immer stiller, der Kopf vermag gar nicht zu verarbeiten, was er sieht, was er aufnimmt. Unbegreiflich. Mehrere Stunden durchläuft man die Räume, liest sich die Tafeln durch und ein Schauer läuft mir über den Rücken auf dem Exekutierplatz – über diese Steine wurden Menschen geschleift und jetzt steht man hier mehr als 60 Jahre später. Zum Abschluss dann noch der Film mit Szenen der Befreiung, der ausgemergelten Körper, den Massengräbern der Luftaufnahme hunderter Baracken – die Unvorstellbarkeit lässt schwer zu, das Ausmaß zu begreifen. Gedankenversunken laufen wir zurück zur Bushaltestelle durch den Sonnenschein, der sich in den Bäumen bricht und jetzt an diesem Ort so eine friedliche Szene zeichnet. Pünktlich schaffen wir es zurück zum Busbahnhof. Nach langem Warten und Unsicherheit über den Abfahrtsort, kommt dann auch unser Bus weiter nach Bratislava und eine relativ schlaflose Nacht folgt, bei der ich am Ende auf dem Fußraum des Busses lande, um den Beinen, Ritzen und Gurten, die in den Rücken stechen zu entgehen.

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